Neue Ausschreibung des Bundes

E-Autos schnell laden: Wurde die Zentralschweiz vergessen?

So können Tankstellen für E-Autos an der Autobahn aussehen. (Bild: Bundesamt für Strassen)

Über 50 neue Schnellladestationen will der Bund bei Nationalstrassen bauen lassen. Doch nur zwei davon sollen in der Zentralschweiz liegen. Warum so wenige?

Bis zum 12. Mai können sich Unternehmen beim Bundesamt für Strassen (Astra) bewerben, um im Bereich der Nationalstrassen Schnellladestationen zu bauen. Fünf Lose mit je elf Parzellen hat das Astra festgelegt. Insgesamt sollen 55 neue Stationen zum schnellen Laden von E-Autos entstehen.

Erhält eine Firma den Zuschlag, hat sie drei Jahre Zeit, um die Stationen zu planen und die Bewilligungen einzuholen. Anschliessend ist sie für den Bau, die Finanzierung, den Betrieb und Unterhalt verantwortlich. Die Karte zeigt, dass die 55 geplanten Stationen über das ganze Land verteilt sind.

Doch einige Regionen gehen fast leer aus. Beispielsweise die Zentralschweiz: Nur in Kriens und in Sachseln (OW) will das Bundesamt eine Station errichten lassen. Bis nach Basel sind entlang der Autobahn A2 keine weiteren Standorte ausgeschrieben.

Flächen müssen dem Bund gehören

Warum ist das so? Auf Anfrage erläutert das Astra den Auswahlprozess für die Orte. Drei Faktoren spielten eine Rolle. Erstens müssen die Flächen dem Bund gehören. Zweitens müssen sie von der Nationalstrasse leicht erreichbar sein. Drittens dürfen sie nicht für den Betrieb der Nationalstrasse verwendet werden.

So hat das Astra auch den Standort beim Ringcenter in Kriens ermittelt. Auf der Fläche vor dem Gebäude, auf der sich heute ein Parkplatz des Detailhändlers Aldi befindet, soll eine Schnellladestation entstehen. Die Autobahn A2 ist via Ringstrasse in wenigen Minuten erreichbar.

(Bild: Screenshot Google Maps)

Die Ausschreibung der 55 Stationen ist Teil der «Roadmap Elektromobilität 2025». Über 50 Organisationen haben sich damit verpflichtet, 20’000 öffentlich zugängliche Ladestationen bis Ende des nächsten Jahres zu bauen. Mit dem Bau von Ladestationen an nationalen Autobahnen, Autostrassen und Hauptstrassen trägt das Astra dazu bei.

Schnellladestationen an Raststätten und Rastplätzen

Ein wichtiger Teil befindet sich direkt an Autobahnen. An 40 Rastplätzen haben Firmen im Auftrag des Astra bereits Schnellladestationen errichtet. Bis 2030 sollen 60 weitere Rastplätze dazukommen. Auch drei von vier Raststätten haben in der Zwischenzeit eine Ladestation, davon die Hälfte eine Schnellladestation, so das Astra.

Besonders die Zentralschweiz ist gut aufgestellt. Im Juni 2020 öffnete auf dem Rastplatz Inseli bei Sempach die erste Schnellladestation des Landes (zentralplus berichtete). Heute gibt es weitere Stationen zum schnellen Laden bei den Raststätten Chilchbühl (LU), Knutwil Nord (LU), Knutwil Süd (LU), Erstfeld (UR), Grund (UR) und Gurtnellen (UR).

Zentralschweiz liegt bei Ladestationen vorne

Ist die hohe Dichte an Schnellladestationen entlang der A2 der Grund, warum nur zwei weitere Stationen in der Zentralschweiz ausgeschrieben sind? Auf Anfrage will der Sprecher des Astra die Frage nicht beantworten, ob die Zentralschweiz genügend ausgerüstet ist.

Eine Übersicht liefert dafür «Swiss eMobility». Der nationale Verband hat Daten des Bundes ausgewertet und veröffentlicht. Auf einer Karte zeigt er die Anzahl öffentlicher Ladestationen, die beim Bund gemeldet sind. Nicht nur an den Nationalstrassen, sondern im gesamten Kantonsgebiet.

Wie die Färbung der Kantone zeigt, schneidet die Zentralschweiz auch hier gut ab. Die Liste der Kantone mit den meisten öffentlichen Ladestationen pro Einwohner wird angeführt von Graubünden und vom Wallis. Es folgen Zug, Uri, Glarus und das Tessin sowie die übrigen Zentralschweizer Kantone.

Wenn das Astra also nur zwei neue Schnellladestationen in der Zentralschweiz ausschreibt, hat das Bundesamt die Region nicht vergessen. Denn die Zentralschweiz ist bereits mit vielen Ladestationen für E-Autos ausgerüstet. Sowohl entlang der Nationalstrassen als auch im übrigen Gebiet.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit einem Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra)
  • Artikel auf «Electrive»
  • Projektaufruf für den Bau von Schnelllade-Hubs entlang der Nationalstrassen
  • Übersicht über Schnellladestationen an Nationalstrassen
  • Karte von Energie Schweiz, einem Programm des Bundesamts für Energie (BFE)
  • Karte des Verbands «Swiss eMobility»
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2 Kommentare
  • Profilfoto von M3P_2024
    M3P_2024, 15.02.2024, 22:50 Uhr

    „… Im Juni 2020 öffnete auf dem Rastplatz Inseli bei Sempach die erste Schnellladestation des Landes…“

    Ähm das stimmt so zum Glück natürlich nicht. Erster Tesla-Supercharger mit 10 Stationen à 125kW gabs bereits per 12/2013. In Beckenried ging der erste Supercharger der Zentralschweiz im Okt. 2014 mit 6 Stationen online.

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 14.02.2024, 09:32 Uhr

    Viel interessanter wäre eine Harmonisierung der Tarife beim Roaming und das Zusammenlegen auf eine App!

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