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In keinem anderen Kanton sind so viele Elektrofahrzeuge unterwegs wie in Zug. Und genau dies sorgt bei der Freiwilligen Feuerwehr Zug für Probleme.
Immer mehr Fahrzeuge «surren» beim Anfahren und «brummen» nicht mehr. Die Anzahl der E-Autos steigt immer mehr an. Und genau dies macht Feuerwehrleuten Sorgen. Denn wenn ein Elektrofahrzeug verunfallt, ist das Löschen problematisch.
Zug ist prozentual der Spitzenreiter bei der E-Mobilität. So fahren 3,1 Prozent aller Fahrzeuge elektrisch. Runtergebrochen auf die Gemeinden hat Risch-Rotkreuz mit 6,2 Prozent am meisten Stromer auf seinen Strassen (zentralplus berichtete). Nicht nur im privaten Bereich, sondern auch im öffentlichen Verkehr wird immer mehr auf Strom gesetzt. So haben sich die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) das Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2035 den Linienbetrieb CO2-neutral zu betreiben (zentralplus berichtete).
Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, wo die meisten Fahrzeuge unter Strom sind. Auch kannst du sehen, wie sich die Zahlen entwickelt haben.
Die brandgefährliche Seite der E-Mobilität
Die steigende Anzahl Elektrofahrzeuge sorgt bei der Freiwilligen Feuerwehr Zug (FFZ) für Stirnrunzeln. Kommandant Daniel Jauch sagt gegenüber zentralplus: «Wenn wir bei einem Autobrand vor Ort erkennen, dass es sich um ein Elektrofahrzeug handelt, wird es herausfordernder.» Denn dann muss die Feuerwehr taktisch anders vorgehen. «Wir sind daher auch froh, wenn uns ein Anrufer gleich zu Beginn meldet, dass was da genau für ein Auto in Flammen steht.»
Brennt die Batterie, kann diese nicht so einfach gelöscht werden. «Primär probieren wir dann zu halten und zu kühlen.» Vereinfacht gesagt sorgt die Feuerwehr dafür, dass sich der Brand nicht noch mehr ausbreitet und kühlt den Brand, um die Flammen tief zu halten.
2500 Liter Wasser reichen nicht aus
Um ein E-Auto zu löschen, braucht es viel Wasser. Ein durchschnittliches Tanklöschfahrzeug der FFZ führt rund 2500 Liter Wasser mit sich. «Dieses Wasser ist dann schnell aufgebraucht», sagt uns der Feuerwehrkommandant.
Glücklicherweise hat Zug ein sehr gutes Wasserversorgungsnetz. Wenn trotzdem nicht gerade ein Hydrant in der Nähe ist, kann die Feuerwehr auch längere Transportleitungen bauen. Das Wasser kann nicht nur aus einem Hydranten, sondern auch aus einem Gewässer mit einer Pumpe bezogen werden.
Ohne Spezialeinheit geht es nicht
Bei solchen Einsätzen braucht die Feuerwehr Hilfe von externen Stellen. «Wir müssen am Ende ein Spezialunternehmen aufbieten, welches das Elektrofahrzeug aufnimmt und abtransportiert», sagt Jauch. Er betont, dass er sich damit selbst nicht gegen die E-Mobilität aussprechen will.
Der Kommandant steht neben einem Auto in der Fahrzeughalle und meint: «Auch unsere Pikettoffizierfahrzeuge sind Hybrid.» Durch die Hybridautos kann die Feuerwehr einiges an Benzin einsparen. «Wir haben sehr gute Erfahrungen mit unseren Volvo XC60 gemacht.»
Wie mühsam das sich die Löscharbeiten gestalten, zeigt dieses Beispiel aus Deutschland. Am 1. November 2020 kämpfte die Feuerwehr Langenfeld rund drei Stunden, bis der Brand eines Elektroautos gelöscht war. Bei normalen Verbrennern dauert der Einsatz normalerweise um 30 Minuten.
Auf dem Video von «Emergency-Report.de» zeigt, was bei diesem Einsatz genau passiert ist.
E-Autos bleiben 48 Stunden im Wasser
Beim Video aus Deutschland ist zu sehen, wie das ausgebrannte Auto am Ende in eine Mulde gesetzt wird. Die Feuerwehr flutet diese Mulde am Ende mit 5000 Liter Wasser und das Auto wird so unter Wasser abtransportiert.
Daniel Jauch erklärt, dass dies sogenannte «Verwahrungscontainer» sind. «Die Elektrofahrzeuge blieben rund 48 Stunden im Container, bis die Batterien sich nicht mehr entzünden», sagt der Kommandant. Dies zu überwachen und die Autos auch danach noch sicher zu lagern/entsorgen, ist die Aufgabe der Spezialunternehmen.
Feuerwehren haben ein «Ausrüstungsdefizit»
Das Problem: Nicht jeder Abschlepper in der Schweiz hat schon solche Container. Die Anschaffung ist teuer und daher muss sich jedes Unternehmen überlegen, ob sich dies lohnt. Für die FFZ ist es kein Thema, selber solche Verwahrungscontainer anzuschaffen. Dies bleibt eine Sache der privaten Unternehmen.
Doch auch die Feuerwehren haben ein «Ausrüstungs-Defizit». Unterdessen gibt es schlaue Rettungstechnik, die speziell für Elektrofahrzeugbrände konzipiert wurde und sich langsam durchsetzt. «Das Löschsystem wird unter das Auto geschoben und ein Dorn sticht dann in die Batterie. Durch diesen kann dann gezielt Wasser abgegeben werden.» Ein Hersteller, der dieses System vermarktet, ist Rosenbauer. Der «Löschdorn» wird aus sicherer Distanz ferngesteuert in die Batterie gerammt. Das braucht am Ende viel weniger Löschwasser.
Die grösste Gefahr: Brand in einer Tiefgarage
Schon an der frischen Luft ist ein brennendes Elektroauto also eine Herausforderung. «Eine sehr grosse Herausforderung ist ein Brand in einer Tiefgarage», sagt Daniel Jauch. Ein Auto, das schwer zu löschen ist, viel Hitze und Rauch abgibt und sich in einem geschlossenen Raum befindet, ist eine Horrorvorstellung Vorstellung für die Feuerwehr.
Könnte Daniel Jauch eine Wunschliste abgeben, würde er sich die neueste Ausrüstung wünschen, die gerade erst entwickelt worden ist. An der letzten Feuerwehrfachmesse in Hannover stiess ein System besonders auf das Interesse des Zuger Kommandanten. «Mit der Ausrüstung ist es möglich, ein brennendes Auto direkt aus der Garage herauszuziehen.» Wenn die Anzahl Elektrofahrzeuge weiterhin derart zunimmt, ist es gut möglich, dass solche Spezialausrüstung bald zu einem Thema wird.
- Reportage bei der Freiwilligen Feuerwehr Zug (FFZ)
- Zahlen des Bundesamtes für Statistik, Sektion Mobilität
- Medienmitteilung Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB
- Website Rosenbauer
- Eigene Ausbildung bei der Feuerwehr Stadt Luzern