«Für alle Beteiligten unbefriedigend»

Ausgeträumt! Keine Stadtpassage und Seilbahn für Luzern

Am Falkenplatz in der Altstadt sollte der Eingang zur «Stadtpassage» sein. (Bild: Stadt Luzern)

Zwei Projekte gegen das Carproblem regten Luzerner zum Träumen an. Ein Tunnel unter der Musegg-Mauer und eine Seilbahn wie in Rio de Janeiro. Der Stadtrat verfolgt keines der Projekte weiter.

Für viele Touristen auf Schweizreise gehört die Stadt Luzern zum Pflichtprogramm. Dass die Cars im Zentrum am Schwanen- und Löwenplatz halten, sei für Touristinnen komfortabel, werde bei Luzernern aber negativ wahrgenommen, findet der Stadtrat. Im Auftrag des Stadtparlaments hat er daher langfristige Lösungen gesucht, um beiden Gruppen gerecht zu werden (zentralplus berichtete).

Inzwischen muss die Stadtregierung eingestehen, dass die Suche vorerst gescheitert ist. Das sei «für alle Beteiligten unbefriedigend», schreibt der Stadtrat im aktuellen Schlussbericht zum Projekt «Stadtpassage», das er auf Herz und Nieren geprüft hat.

Stadtpassage ist zu teuer

Das Projekt «Stadtpassage» sah vor, dass Cars künftig beim Luzerner Kantonsspital (Luks) in einem Parkhaus stehen bleiben. Touristinnen könnten von dort durch einen 800 Meter langen Fussgängertunnel in die Hertensteinstrasse laufen. Für die Cars plante die Interessengemeinschaft (IG) Stadtpassage zusätzlich einen 200 Meter langen Strassentunnel aus dem Friedental bis zum Spital (zentralplus berichtete).

Projektskizze «Stadtpassage». (Bild: IG Stadtpassage)

Der Stadtrat schreibt nun, die Idee sei machbar, werde aber nicht weiterverfolgt. Der Grund: Mit geschätzten Kosten von 270 bis 340 Millionen Franken sei das Projekt so teuer, dass die Stadt eine grosse Summe selbst finanzieren müsste. Der Nutzen des Fussgängertunnels für die Bevölkerung sei ausserdem gering. So steht es im 140-seitigen technischen Bericht zu der Projektidee.

Die Hindernisse sind nicht neu. Schon im Juli 2023 wurde bekannt, dass aus der «Stadtpassage» nichts wird. Die IG gründete daher die Stadtpassage AG und unterbreitete dem Stadtrat einen zweiten Vorschlag: die «Stadtpassage PLUS». Weiter verfolgen will der Stadtrat auch die Alternative nicht, wie er jetzt erklärt. Zu viele Fragen seien offen.

Gondelbahn ist zu unausgereift

Unter dem Namen «Stadtpassage PLUS» schlug die Stadtpassage AG eine Gondelbahn von der Altstadt via Kantonsspital bis ins Gebiet Ibach vor. Vom Falkenplatz bis ins Luks sollte die Seilbahn in einem Stollen an einer Schiene verlaufen, danach als Einseilbahn bis zum Ibach. Dort gäbe es Parkplätze für Autos und Cars (zentralplus berichtete).

Die Streckenführung der «Stadtpassage PLUS»: Altstadt–Kantonsspital–Ibach. (Bild: IG Stadtpassage)

Die Ideengeber argumentieren, die Idee sei ökologischer, einfacher und günstiger umsetzbar als die «Stadtpassage». Ein Vorprojekt mit Geschäftsplan soll nun zeigen, dass sich die Bahn durch Private erstellen und betreiben lasse – sofern der Stadtrat Grundstücke zur Verfügung stellt.

Dieser will aber auch die «Stadtpassage PLUS» nicht weiter verfolgen. Zu viele offene Fragen bezüglich Machbarkeit und Finanzierung stünden im Raum. Es handle sich schlicht um eine neue Idee, die er als solche aufnehme. Einen Aspekt findet er aber interessant, wie er schreibt: Die geplanten Carparkplätze im Ibach nachts als Abstellort für Busse der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) zu nutzen.

Stadt backt vorerst kleinere Brötchen

Eine Lösung ist gescheitert, eine liegt auf Eis: Bleibt das Carproblem also Teil von Luzern? Der Stadtrat schreibt, teure Infrastrukturprojekte seien derzeit nicht mehrheitsfähig. Auch frühere Ideen wie das «Parkhaus Musegg», der «Carterminal Allmend» oder die «Metro Luzern» seien gescheitert. Er setzt daher mittelfristig auf ein besseres Management.

Mit Parkplatzkontrollen, einem neuen Gebührenreglement, einem Reservationssystem, neuen Haltekanten am Inseli und einem vorübergehenden Carparkplatz auf der Rösslimatt in Kriens will die Stadt die Cars vorerst in den Griff bekommen. Zudem will die Stadt herausfinden, wo wie viel parkiert wird und die Situation mit anderen Städten vergleichen. 100'000 Franken sind für die Planung eines «Übergangsregimes» vorgesehen. Ende 2024 wird es dem Stadtparlament vorgelegt.

Das Bauen hat die Stadt aber noch nicht aufgegeben. Der Stadtrat schreibt, er wolle das «unterdurchschnittliche Carregime» immer noch langfristig lösen. Wie, ist jetzt wieder völlig offen.

Verwendete Quellen
  • Bericht des Stadtrats zum Abschluss des Projekts «Stadtpassage»
  • zentralplus Medienarchiv
  • Technischer Bericht zur Prüfung der Stadtpassage
  • Website der IG Stadtpassage
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


13 Kommentare
  • Profilfoto von Trucker75
    Trucker75, 20.01.2024, 10:33 Uhr

    Was also in Bern seit Jahren die «kostengünstigste» Variante ist, soll auf der Luzerner Allmend zu teuer sein? Und die Berner würden sich wünschen, ihr «Carparkplatz» hätte eine solch komfortable Anbindung mit dem ö.V. an die Innenstadt wie Luzerner Allmend.

    Und jeder der jetzt jammert, die S-Bahn sei sonst schon überfüllt. Ja klar müsste auch da investiert werden.
    Aber mit der neusten Technik und etwas Innovationsgeist wäre da noch
    viel Luft nach oben. Und ist sicher günstiger als eine U-Bahn

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von BKD
    BKD, 19.01.2024, 17:09 Uhr

    Ist die Luzerner Politik nach all den gewonnenen Erkenntnissen bereit, folgenden Lösungsansatz zu prüfen?
    -Zentrumnahes Parkhaus in naher Distanz zur A2.
    – Ersatzangebot für wegen Durchgangsbahnhof wegfallenden 377 PP.
    – Lösung des Carproblems im Zentrum.
    – Finanzierung im Rahmen eines PPP Vorgehens durch private Investoren.
    Eine solche Opportunität besteht seit Jahren (PH Musegg).

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎6Daumen runter
  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 19.01.2024, 16:49 Uhr

    Warum regen sich bloss alle über die Provinz-Politiker auf? Ihr habt geliefert bekommen, was ihr bestellt (gewählt) habt!

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runter
  • Profilfoto von Frida
    Frida, 19.01.2024, 15:23 Uhr

    @H.P. Flückiger: Ihr Kommentar ist an- und für sich nicht schlecht, aber Luzern ist in der Tat (noch) kein Disneyland. Und die Cars sind sehr wohl ein Problem. Ich sehe das selber täglich, da mein Arbeitsweg den Schwanen- wie den Löwenplatz umfasst. Zum Schrotthändler laufen könnten die zahlreichen aus Asien eingeflogenen Touris ja auch jetzt schon. Nur leider tun sie es nicht. Und was den Individualverkehr anbelangt, so muss einfach endlich gross geplant werden. Unten durch, oben durch etc. Aber eben – da kann man in Luzern wohl noch lange warten….

    👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔2Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 19.01.2024, 14:22 Uhr

    Planlos schnattern die immer gleichen Luzerner und glauben die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben. Nicht die Cars sind das Problem, sondern der allgemeine Stauverursacher, welcher allein in seinem Fahrzeug zur Arbeit fährt. Die Stadt und etliche Protagonisten sind derart lösungsbefreit, dass mehr als nur besorgniserregend ist. Löst den Nonsens endlich nachhaltig und befreit die Stadt von diesem Verkehr. Dann haben Touristen auch genügend Grund zu Fuss über eine Seebrücke zu schlendern und wollen nicht mit dem Car zum Schrotthändler gefahren werden.

    👍9Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
    • Profilfoto von Jerome Halter
      Jerome Halter, 19.01.2024, 14:37 Uhr

      Luzern ist noch kein Museum und noch kein Vergnügunspark für Touristen. Aber wenn man schon auf grün macht: wie ist ras mit der Anreise aus Asien? Erfolgt diese Klimaneutral?

      👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runter
  • Profilfoto von Peter
    Peter, 19.01.2024, 13:40 Uhr

    Solche Projekte muss man den Profis überlassen
    Alles andere führt zu nichts, endlose Diskussionen die schlussendlich nur kosten.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 19.01.2024, 13:21 Uhr

    Bloss keine Visionen haben und immer schön kleinlich denken. Alles im Keim ersticken was innovativ sein könnte… Hauptsachen ein Gebührenreglement und Verbote anstatt Lösungen!

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von Rosmarie Kappeler
    Rosmarie Kappeler, 19.01.2024, 12:19 Uhr

    Ideen- und planlos. Leider scheut sich auch die städtische Verwaltung vor potentieller Mehrarbeit und gibt so ein ziemlich biederes Bild ab.
    Wieso müssen alle kreativen Ideen immer aus der Privatwirtschaft stammen?

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von LeaGruntz
    LeaGruntz, 19.01.2024, 11:54 Uhr

    Der Stadtrat und das Thema bauen, mehr Inkompetenz geht nicht.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎4Daumen runter
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 19.01.2024, 11:42 Uhr

    Der Torbogen muss sowieso beim DGB Bau weg. Man könnte den Torbogen wieder beim ehemaligen Bahnhofseingang aufstellen. Somit könnten die Busse auf diesem Platz Anhalten, die Touristen ausladen und mit wunderschönen Ausblick zum Schwanenplatz laufen! Übrigens, was passiert mit den diversen Gleisen (Güterbahnhof), die nach dem DGB Bau überflüssig werden?

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von Lucommenter
    Lucommenter, 19.01.2024, 11:34 Uhr

    Einmal mehr eine unterdurchschnittliche Leistung aus dem Departement Borgula. Anstatt Probleme zu lösen, angelt man sich von Übergangsregime zu Übergangsregime und die Cars blockieren und verpesten die Stadt Jahr für Jahr. Es wird verwaltet statt gestaltet. Man fokussiert sich primär darauf, zu begründen warum Dinge nicht möglich sind, statt wie die Stadt vorwärts gebracht werden kann. Schade für Luzern.

    👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runter
    • Profilfoto von Hanswurst
      Hanswurst, 19.01.2024, 13:19 Uhr

      Dies trifft wohl nicht nur auf das Tief-, sondern auch auf das Hochbauamt zu. In beiden regiert anscheinend das Peter-Prinzip, zuoberst beginnend.

      👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon