Vor einem Jahr wurde vor einer Energie-Mangellage gewarnt. Wie sieht es für diesen Winter aus? Wie heizt man nochmals richtig? zentralplus weiss Rat.
Letzten Winter war das Thema Energie-Mangellage in aller Munde. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung richtete gar eine Hotline für Fragen der Bevölkerung rund um das Thema ein (zentralplus berichtete). Gesprächsbedarf und Fragen waren da. Dieses Jahr sieht es besser aus, doch die Unsicherheit bleibt bestehen. zentralplus hat deshalb die wichtigsten Fragen aufgenommen.
Was ist eine Energie-Mangellage?
Während einer Energie-Mangellage ist die Nachfrage nach Strom, Gas oder anderen Energieträgern grösser als das zur Verfügung stehende Angebot, schreibt der Kanton Luzern auf seiner Website. Dies kann mehrere Tage, Wochen oder Monate dauern.
Letzten Herbst wurde die Bevölkerung vor einer Mangellage gewarnt, wie sieht es dieses Jahr aus?
Der Bund betreibt online ein «Energie-Dashboard». Dort kann jederzeit die Versorgungslage für Strom und Gas nachgeschaut werden. Die Versorgungslage aktuell lautet «angespannt». Dies ist aber lediglich die zweithöchste von fünf Stufen.
Laut der Luzerner Energieversorgerin EWL ist die Versorgung mit Gas in der Schweiz für diesen Winter gesichert. Die Wahrscheinlichkeit für eine Gas-Mangellage sei sehr gering. Die Versorgung mit Strom sei gegenwärtig ebenfalls sichergestellt. Es sei jedoch schwer vorauszusehen, wie sich die Lage weiterentwickelt. Die EWL appelliert deshalb, mit Energie möglichst sparsam umzugehen.
Was macht der Bund bei einer Strom-Mangellage?
Falls der Strom knapp würde, hat der Bund eine Massnahmenliste mit mehreren Eskalationsstufen, die er mit den Kantonen und mit der Wirtschaft erarbeitet hat. Zuerst würden alle Verbraucher zum Sparen aufgerufen werden. Falls dies nicht reicht, würde die Nutzung von nicht allzu wichtigen Geräten eingeschränkt werden. So kann der Bundesrat zum Beispiel eine Maximaltemperatur für die Waschmaschine bestimmen oder die Beleuchtung für Werbezwecke in der Nacht verbieten. Stärkere Massnahmen sind der zeitlich begrenzte Betrieb von Wellnessanlagen oder das Verbot von Beschneiungsanlagen.
Reichen diese Massnahmen nicht, würde die «Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen» aktiv werden. Dann würden Grossverbraucher stärker eingeschränkt. Massnahmen wären beispielsweise Verbote bei elektrisch betriebenen Sport- und Kulturveranstaltungen und beim Betrieb von Schneesportanlagen. Zuletzt sieht der Bund sogenannte Netzabschaltungen für einige Stunden als Massnahme vor. Dabei würden Teilnetzgebiete abwechselnd abgeschaltet werden. So soll ein unkontrollierter Stromausfall verhindert werden.
Wie sehen die aktuellen Strompreise aus? Sind sie höher im Vergleich zum letztem Jahr?
Die EWL teilt auf Anfrage mit, dass ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt im kommenden Jahr 15,4 Prozent mehr bezahlen muss als heuer. Das entspreche rund 15 Franken pro Monat. Bei der CKW sieht es ein wenig anders aus. Die Abgaben fallen für den Durchschnittshaushalt im kommenden Jahr «nur» etwa 5 Franken pro Monat höher aus (zentralplus berichtete).
Bei der WWZ steigt der Preis für das Jahr 2024 am meisten. Derselbe Durchschnittshaushalt muss mit einer Steigerung von 15,9 Prozent rechnen, wie die «Zuger Zeitung» berichtet. Das entspricht einer Erhöhung von 17,5 Franken pro Monat.
Gibt es finanzielle Unterstützung von den Behörden bei hohen Energiekosten?
In der Stadt Luzern: ja. Stadtluzerner mit geringem Einkommen, die im Jahr 2022 Prämienverbilligungen bezogen haben, können eine Energiekostenzulage beantragen. Sie erhalten Beiträge zwischen 360 und 940 Franken. Das entsprechende Antragsformular muss bis am 10. November* an die Stadt zurückgesendet werden.
Die Sozialkommission des Grossen Stadtrats will auch im Budget fürs Jahr 2024 Energiekostenzulagen integrieren, um Haushalte mit geringem Budget zu entlasten. Dazu fordert sie 4,6 Millionen Franken. Das Parlament wird über die Forderung entscheiden.
Wo kann ich einfach und mit wenig Komfortverlust Energie sparen?
Die Umweltberatung Luzern erachtet vier Aspekte als zentral: Das Heizen, den Warmwasserverbrauch, das Licht und Elektrogeräte.
Wie warm soll es in den einzelnen Räumen sein?
Laut der Umweltberatung ist nicht in jedem Zimmer die gleiche Temperatur empfehlenswert. Im Badezimmer empfiehlt sie 23 Grad, im Wohnzimmer 20 und im Schlafzimmer und im Gang sogar 17 Grad. Kühle Luft zum Schlafen sei gesund, da diese die Schleimhäute weniger austrockne. Bereits das Reduzieren der Temperatur um ein Grad spare sechs Prozent der Heizenergie.
Was ist beim Heizen sonst noch zu beachten?
Die Heizkörper sollten nicht mit Möbeln oder Vorhängen verdeckt sein. Ausserdem empfiehlt die Umweltberatung, Roll- oder Fensterläden nachts zu schliessen, damit das Haus weniger auskühlt.
Wie lüfte ich richtig?
Stosslüften ist das Stichwort. Lüften ist auch im Winter wichtig. Dafür reicht es, alle Fenster täglich drei- bis fünfmal für wenige Minuten aufzumachen, schreibt die Umweltberatung. Dadurch könne die gesamte verbrauchte Raumluft ausgetauscht werden. Ausserdem kühlen die Wände nicht ab und die Luft ist danach schnell wieder warm.
Wie kann ich einfach Warmwasser sparen? Und: soll ich duschen oder baden?
Für Hähne und Duschköpfe gibt es kostengünstig Wasserspardüsen zu kaufen. Diese reduzieren den Wasserverbrauch ohne Komforteinbusse. Ausserdem empfiehlt die Umweltberatung zu duschen anstatt zu baden. Beim Einseifen soll dabei stets das Wasser abgeschaltet werden.
Zu Licht und Elektrogeräten:
Glühbirnen sollen durch LED-Leuchtkörper ersetzt werden. Diese sind bis zu 90 Prozent stromsparender. Bei Elektrogeräten soll grundsätzlich darauf geachtet werden, zweckmässige Geräte anzuschaffen, also beispielsweise nicht ein zu grosser Tiefkühler. Ausserdem gilt es, auf die Effizienzklasse zu schauen und die Abwasch- und Waschmaschine vollständig zu füllen.
* Hinweis: Das Antragsformular für die Energiekostenzulage der Stadt Luzern konnte ursprünglich «nur» bis Ende Oktober beantragt werden. Die Stadt Luzern hat die Frist aber soeben angepasst. Nun kann die Zulage bis am 10. November beantragt werden.
- Energiedashboard Bund
- Website Umweltberatung Luzern
- Faktenblatt Mangellage
- Website Bund Strompreise Schweiz
- Mitteilung Stadt Luzern Energiekostenzulage
- Mitteilung Stadt Luzern Sozialkommision
- Schriftlicher Austausch mit EWL
- Artikel Zuger Zeitung
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LD, 01.11.2023, 21:38 Uhr Niemand geht der Frage nach dem Warum wir diese Probleme (Inflation, massiv steigende Energiekosten etc.) haben.
Darf man aber nicht.👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterRoli Greter, 02.11.2023, 23:07 Uhr LNG aus den USA ist halt viel besser 😉
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Josef R, 01.11.2023, 19:04 Uhr Danke für den interessanten Beitrag mit den vielen hilfreichen Tipps.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔2Nachdenklich👎0Daumen runterFranz, 01.11.2023, 15:09 Uhr Grosse Stromfresser sind Kühlschränke und besonders Gefriertruhen. 7 Grad sind für den Kühlschrank ausreichend. Die Gefriertruhe sollte man in den Wintermonaten auf den Balkon/Gartensitzplatz stellen. Tumbler verbrauchen ebenfalls viel Strom, sie sind unnötig im Haushalt, ebenso wie Waschen mit 60 Grad und alle 2-3 Tage staubsaugen. Bei Putzfimmel hilft der Psy.
👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎1Daumen runterAlain, 01.11.2023, 17:48 Uhr Eben nöd. Lebensmittelverderb ist für das Klima viel einflussreicher als Kühlschranktemperatur.
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Philipp, 01.11.2023, 18:34 Uhr Das ist nicht mehr ganz korrekt. Ein moderner Tumbler verbraucht weniger Strom als ein Raumluftentfeuchter. Und eines von beidem muss man in der Waschküche nutzen, sonst gibts Schimmel.
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Melk Christen, 01.11.2023, 12:38 Uhr Am 1. November darauf hinweisen, dass man das Formular noch bis zum 31.10. einsenden konnte: Da wäre man, hat man davon bisher nichts vernommen, wohl lieber nicht mehr drüber informiert worden!
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„Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.“ (Die Fledermaus)👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterRedaktion zentralplus, 01.11.2023, 17:16 Uhr Besten Dank für den Hinweis. Wir haben die Passage leicht abgeändert.
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