So kannst auch du helfen

Der Sommer wird für Wildbienen in Luzern zum Stresstest

Ausreichend Nahrung zu finden, ist für Bienen in der Stadt Luzern vor allem im Spätsommer schwierig. (Bild: Symbolbild Unsplash/Wolfgang Hasselmann)

Wildbienen stehen im städtischen Raum unter Druck. Eine Forschungsarbeit zeigt auf, dass den Insekten im Sommer in Luzern die Nahrung ausgeht. Um dem entgegenzuwirken, kann fast jeder helfen.

«Eine lang anhaltende Trockenheit wie in diesem Frühsommer ist eine Herausforderung für Bäume, Sträucher und Blumenwiesen. Besonders deutlich zeigt sich dies in den ohnehin trockenwarmen Städten.» Das schreibt die Organisation «StadtWildTiere» in einer Mitteilung. Sie macht darin auf Probleme der Bienenwelt aufmerksam, welche auch die Stadt Luzern betreffen. Rund 150 Wildbienenarten kommen gemäss «StadtWildTiere»-Projektleiterin Katja Rauchenstein in der Stadt vor. Schweizweit seien es gar deren 600.

Im vergangenen Jahr dokumentierte die schweizweite Melde- und Informationsplattform, die von der Stadt Luzern, dem Naturmuseum, von Pro Natura Luzern und anderen Organisationen unterstützt wird, die Blütenvielfalt und das Vorkommen von Wildbienen in der Stadt Luzern. Mittels einer Forschungsarbeit wollte sie in Erfahrung bringen, wo Wildbienen vorkommen und wie der Lebensraum der Bienen aussieht. Und vor allem: wie dieser Lebensraum geschützt werden kann.

«Falsches» Rasenmähen und einseitige Pflanzenwahl als Problem

Für Projektleiterin Katja Rauchenstein ist nun klar, dass es in Luzern «grundsätzlich zu wenig Blüten und zu wenig Nahrung für Wildbienen hat». Das Hauptproblem sei, dass neben dem «Trockenstress» auch «falsches Rasenmähen und eine einseitige Pflanzenwahl in Gärten und auf Grünflächen» die Insekten unter Druck setzen würden.

«Viele Rasenflächen werden vollständig aufs Mal gemäht. Es gibt also einen Kahlschlag. Werden Blumen abgemäht, wird die Nahrung für Wildbienen und Schmetterlinge vernichtet.» Besser wäre es gemäss der Projektleiterin, Rasenflächen gestaffelt zu mähen, also nicht die ganze Fläche aufs Mal. «Damit können die Bienen auf einen noch nicht gemähten Abschnitt ausweichen, wo sie noch Nahrung finden.» Denn ein vielfältiges und reichhaltiges Blumenangebot über das ganze Jahr sei für Wildbienen und andere Insekten überlebenswichtig.

«Jeder Balkon, auch wenn er noch so klein ist, bietet Platz für Wildstauden. Damit kann das Nahrungsangebot für die Insekten gefördert werden.»

Katja Rauchenstein, Projektleiterin «StadtWildTiere»

Blütendichte nimmt während des Sommers deutlich ab

Katja Rauchenstein erklärt, dass die Bienen im Frühling jeweils noch verhältnismässig viel Nahrung im städtischen Raum finden würden. «Im Sommer und Herbst aber nimmt das Nahrungsangebot dramatisch ab. Es gibt zu wenig Blüten.» Das habe mit dem frühzeitigen und grossflächigen Mähen zu tun. Ein weiteres Problem: Kurz geschnittene Rasenflächen würden deutlich schneller als Grünflächen vertrocknen. Die Folge: Die Grünflächen seien weitgehend blumenlos.

Die Forschungsarbeit zeigt das deutlich auf: Im Laufe des Jahres nimmt die Menge der blühenden Pflanzen konstant ab. Während im April und Mai noch auf 59 Prozent der untersuchten Gebiete viele bis mittel-viele Blüten in der Umgebung vorhanden waren, reduzierte sich diese Menge im Juni und Juli auf 38 Prozent. Im Spätsommer fiel sie gar auf 16 Prozent.

Expertin empfiehlt einheimische Pflanzen

Die Expertin weist zudem darauf hin, dass so gut wie jeder Stadtbewohner die Wildbienen unterstützen könne: «Jeder Balkon, auch wenn er noch so klein ist, bietet Platz für Wildstauden. Damit kann das Nahrungsangebot für die Insekten gefördert werden.» Wer einen Garten habe, solle eine Wildblumenwiese statt einen englischen Rasen anpflanzen. Sollte man Platz zur Verfügung haben, könne man im Garten auch ein Sandarium bauen, damit die Wildbienen dort nisten könnten.

Wichtig sei zudem, einheimische Pflanzen zu bevorzugen. «Sie sind vorteilhaft, weil sie viele Pollen und viel Nektar produzieren.» Einheimische Wildstauden wie Natternkopf oder Kornblumen seien dafür geeignet, für den Herbst empfiehlt sie Efeu. «Für die Wildbienen ist es unerlässlich, dass sie vom Frühling bis Herbst blühende Pflanzen finden.»

Der Stadt Luzern stellt Katja Rauchenstein ein gutes Zeugnis aus. Ihre Arbeit trage dazu bei, öffentliche Flächen aufzuwerten und die Artenvielfalt zu stärken. Nun führt die Stadt vom 15. bis 25. August die Aktion «Stunde der Blütenbesucher» durch, mit der die Bevölkerung zum Mitforschen aufgerufen wird. Während dieser Aktion kann jeder vom Balkon oder vom Garten aus blütenbesuchende Insekten fotografieren und diese online melden.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung «StadtWildTiere»
  • Telefongespräch mit Projektleitern Katja Rauchenstein
  • Forschungsarbeit «StadtWildBienen»
  • Aktion der Stadt Luzern
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Catpri
    Catpri, 11.08.2023, 11:19 Uhr

    Ein wichtiger Beitrag. Schade, dass es noch sehr viele kahle Balkone und abgemähte Rasenflächen gibt in der Umgebung. Auch Vermieter und Verwaltungen könnten teilweise mehr zur Vielfalt beitragen, indem sie die Umgebung bienenfreundlich gestalten lassen und die Balkonbepflanzung willkommen heissen. Würden alle einen Beitrag leisten, würde unsere Umgebung farbenfroher werden und es hätte genug Nahrung für die Wildbienen.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 11.08.2023, 10:37 Uhr

    Viele haben Angst vor Bienen und wissen nicht, wie wichtig diese Insekten sind!
    Jeder Apfel, in den man rein beisst, sollte man sich bei den Bienen bedanken, indem man Blumen sät und wie bei den Bauern einen Flecken zur Verfügung stellen! Es werden neustens Mini-Roboter gebaut, um die Blühten bestäuben zu lassen, und wer macht den Honig?!
    In einem Bezirk Chinas werden Blüten schon von Hand bestäubt, soll das die Zukunft sein!

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  • Profilfoto von Sabina Pfyffer
    Sabina Pfyffer, 11.08.2023, 08:17 Uhr

    also mein mediterran angehauchter Stadtbalkon erstrahlt ab dem Spätsommer bis weit in den Oktober in farbiger Blütenpracht (Oleander, Bougainvillea, Passionsblumen, Zitrusbäume) und zieht massenhaft Wildbienen an. Und fast täglich kriegen wir Besuch von Taubenschwänzchen. Wildsträucher in Ehren, aber es gibt durchaus auch attraktive Alternativen… 😉

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