Mit Schuh, Charme und Seil

Seilzieh-WM: So bereitet sich ein Luzerner Weltmeister vor

Fabian Rölli ist mitten in den Vorbereitungen für die Seilziehweltmeisterschaft, die heuer in Oberkirch stattfindet. (Bild: Caroline Mohnke)

Ende August ziehen die weltbesten Athleten auf dem Campus in Sursee am Seil. Der Ebersecker Seilziehweltmeister Fabian Rölli steckt derzeit mitten in den Vorbereitungen für den Grossanlass.

«Beim Seilziehen kommt es nicht nur immer auf die pure Kraft an», erzählt der grossgewachsene, athletische Fabian Rölli in der Lichtsteiner Schreinerei AG in Pfaffnau, wo er seit seinem Lehrabschluss arbeitet. «Wenn das Team am Seil passt, kann man sehr viel erreichen zusammen.»

Mit zwölf Jahren begann der heute 30-Jährige, am Seil zu ziehen. «In Ebersecken hast du nicht viel mehr Möglichkeiten», lacht er. Auch seine Geschwister, die jüngere Schwester und die beiden älteren Brüder, begeisterten sich für den Randsport. Heute seien nur noch er und seine Schwester im Seilziehclub Ebersecken. Er freue sich jedoch sehr, dass sein Bruder, der heute in Deutschland wohne, ihn am diesjährigen Wettbewerb in Sursee anfeuern komme.

Sechsmal Training in der Woche

Beim Seilziehen gehe es darum, das Seil vier Meter in seine eigene Richtung zu ziehen. Ein Kraftakt, bei dem auch mentale Stärke gefragt sei. «Sechsmal Training in der Woche ist zurzeit angesagt», erzählt Rölli. Zweimal Clubtraining und viermal im Kraftraum. Er sei froh, dass auch seine Freundin Seilzieherin sei und Freude am Sport habe. Das mache vieles einfacher.

Die Goldmedaille aus Birmingham, USA, von 2022, die Rölli mit der Seilzieh-Nationalmannschaft nach Hause brachte. (Bild: Caroline Mohnke)

Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Seilziehen sei die Bodenhaftung. Rölli nimmt einen Schuh zur Hand. Es ist kein normaler Schuh. «Wir tragen Eishockeyschuhe ohne Kufen», klärt er auf. An seinem Arbeitsplatz habe der gelernte Schreiner, Produktionsleiter und Lehrlingsausbildner die Möglichkeit, die Schuhe der gesamten Clubmannschaft auf Vordermann zu bringen. Dafür sei er seinem Arbeitgeber sehr dankbar. Seilziehschuhe seien eine ewige Tüftelei. Mit der CNC-Maschine fräse er eine HPL-Kompaktplatte aus für die Sohlen. «Als ich mit zwölf Jahren in den Sport eingestiegen bin, waren es Schlittschuhe, die umkonstruiert wurden.»

«Seilziehen ist ein Kraftakt, der auch sehr viel mentale Stärke erfordert.»

Fabian Rölli

Fabian Rölli (ganz vorne) mit seiner Mannschaft.

Wiegen vor jedem Wettkampf

Nicht nur auf die Bodenhaftung komme es an beim Seilziehsport, auch das Gewicht müsse stimmen. «Jeder Athlet wird vor einem Wettkampf gewogen», erzählt der rund 80 Kilogramm schwere Weltmeister. Im Winter zeige die Waage meist etwas mehr an, dann sei Zurückhaltung angesagt beim Essen. «Es kommt vor, dass rund zehn Kilos runter müssen.»

Wenn der sportliche Ebersecker nicht am Seil zieht, haut er gelegentlich auf die Pauke: «Ich bin in der Ebersecker Guggemusig ‹Ricke-Grunzer›.» Es sei etwas weniger anstrengend als Seilziehen, aber auch da komme er gelegentlich ins Schwitzen.

An der grossen Seilziehweltmeisterschaft vom 31. August bis am 3. September 2023 werden bis zu 15’000 Zuschauer erwartet (zentralplus berichtete). «Der Jubel des Publikums ist etwas Einmaliges», freut sich Rölli und denkt zurück an die WM in Appenzell von 2012: «Ich bekomme heute noch Hühnerhaut, wenn ich daran denke.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Fabian Rölli
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