Warum wurde auf eine Ablöse für Schneuwly verzichtet?

Meyer: «Schneuwly hat sich das als Identifikationsfigur verdient»

FCL-Sportchef Remo Meyer erklärt, warum er Christian Schneuwly ohne Ablösesumme ziehen liess. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der finanziell in engen Hosen steckende FC Luzern zeigt sich im Fall von Christian Schneuwly von seiner grosszügigen Seite. Mit der Vertragsauflösung am Mittwoch verzichtete er freiwillig auf einen netten Zustupf.

Eigentlich hat er sich Christian Schneuwly im Kader des FC Luzern in der Saison 2020/21 gut vorstellen können. «Wir hätten mit ihm im September über eine Vertragsverlängerung geredet», versichert Sportchef Remo Meyer am Samstag.

Aber erstens kommt es anders. Und zweitens, als man denkt. Schneuwly bat am Dienstagabend erfolgreich um die sofortige Auflösung des bis zum Saisonende laufenden Vertrages. Am Mittwoch, dem Tag der FCL-Reise zum Europa-League-Rückspiel auf die Färöer-Inseln (1:0), wurde die Trennung vom Mittelfeldspieler kommuniziert. Der Freiburger begründete seinen Wunsch damit, dass er mit seiner Rolle als Ersatzspieler nicht zurechtgekommen sei (zentralplus berichtete).

Die Reaktion von Häberli

Das Verständnis, das FCL-Trainer Thomas Häberli für diese Haltung aufbrachte, hält sich offensichtlich in engen Grenzen. Er sagt: «Schneuwly war mehr oder weniger Stammspieler. Wenn er es nicht war, so wurde er jeweils als Erster eingewechselt. Auswärts gegen Klaksvik hätte er von Beginn weg gespielt.»

«Ich muss es ja nicht bedauern, aber so hinnehmen.»

FCL-Trainer Thomas Häberli

Die Konsultation der Statistik zeigt: In dieser Saison wurde Schneuwly beim Saisonstart in St. Gallen als erster Luzerner in der 58. Minute eingewechselt. Später schoss er das Tor zum 2:0-Schlussstand.

Beim Hinspiel gegen Klaksvik spielte er von Anfang an und erzielte in der 93. Minute das siegbringende 1:0. Drei Tage später wurde Schneuwly beim torlosen Heimspiel gegen den FC Zürich wieder als erster FCL-Spieler eingewechselt (75.).

Auf die Frage, ob er den Abgang des 31-jährigen Offensivspielers bedauere, sagt Häberli: «Ich muss es ja nicht bedauern, aber so hinnehmen.»

Weg von der Lohnliste

Die entscheidende Frage ist: Warum liess sich der FCL eine Ablöse für den Routinier entgehen? Er hätte ihm ja eine Freigabe erteilen und vom nächsten Arbeitgeber eine Ablösesumme kassieren können.

Laut dem Fussballportal «transfermarkt.ch» liegt Schneuwlys aktueller Marktwert bei rund 800’000 Franken. Vielleicht hätte ein niedriger sechsstelliger Betrag für den FCL herausschauen können.

Christian Schneuwly bejubelt seinen späten Siegtreffer zum 1:0 im Hinspiel gegen Klaksvik, verfolgt von Teamkollege Silvan Sidler. (Dominik Stegemann/meienberger-photo)

«Als Identifikationsfigur, zu der er in den dreieinhalb Jahren bei uns geworden ist, hat es sich Christian Schneuwly verdient, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen, wenn er ein neues Kapitel in seiner Karriere aufschlagen will», erklärt FCL-Sportchef Remo Meyer.

Darüber hinaus habe der FC Luzern auch ein paar Franken gespart, bemerkt Meyer vor dem Hintergrund, dass der aktuell Zweite der Super League Schneuwlys Lohn nicht mehr entrichten müsse. Allerdings hätte er das auch tun können, wenn Schneuwly innerhalb des bis Ende August geöffneten Transferfensters einen neuen Arbeitgeber gefunden hätte – und erst noch eine Ablösesumme kassiert.

Kommt noch ein Neuer zum FCL?

Mit Ibrahima Ndiaye hat der FC Luzern am Samstag eine Neuverpflichtung bekannt gegeben (zentralplus berichtete). Allerdings wäre der 21-jährige Senegalese auch gekommen, wäre Schneuwly geblieben.

Darum will es Meyer nicht ausschliessen, dass es im Mittelfeld noch einen Neuzugang geben kann, «auch wenn Schneuwly bei uns vorab in zentraler Position zum Zug gekommen ist.» Mit Francesco Margiotta, Marvin Schulz und Tsiy Ndenge gibt es bereits drei FCL-Spieler, die hängende Spitze spielen können.

Meyer: «FCL-Kader bleibt beisammen»

Auf den ersten Auftritt Ndiayes wird die Luzerner Anhängerschaft noch etwas warten müssen. Laut der Einschätzung von Thomas Häberli, der am Samstagabend mit seiner Mannschaft nach Genf zum nächsten Auswärtsspiel in der Super League gereist ist, wird das frühestens am Sonntag in einer Woche gegen Thun der Fall sein.

Meyer, der den Senegalesen im letzten Sommer in Kairo mit eigenen Augen beobachtete, sagt, dass Ndiaye langsam aufgebaut werde. «Er ist in der Verfassung, uns sofort weiterhelfen zu können.»

Und Meyer geht davon aus, dass der in den bislang vier Pflichtspielen ungeschlagene FC Luzern mit dem aktuellen Kader in die neue Saison starten wird. Also auch mit Marvin Schulz, zum Beispiel. Ob mit Loïc Jacot oder Simon Enzler noch einer der vier FCL-Goalies den Verein verlassen wird, liess er allerdings offen (zentralplus berichtete).

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