FCL erwartet trotz Gästesektorsperre FCSG-Fans

Rechnet Luzerner Polizei mit Chaos beim Hochrisikospiel?

Die Luzerner Polizei wird am 4. Februar wohl mit einem Grossaufgebot bereitstehen.. (Bild: jdi)

Der FCL und ein Experte für Fangewalt rechnen am 4. Februar mit Gästefans aus St. Gallen – trotz geschlossenen Gästesektors und eingeschränkten Vorverkaufs. Die Luzerner Polizei weist derweil auf die Gewaltbereitschaft der Fans hin.

«Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen», schreibt Christian Bertschi, Pressesprecher der Luzerner Polizei, in seiner Stellungnahme gegenüber zentralplus. Die Frage, ob beim Hochrisikospiel FC Luzern gegen den FC St. Gallen vom 4. Februar trotz Sperrung des Gästesektors in der Swissporarena und Einschränkungen im Vorverkauf mit Fans aus der Ostschweiz zu rechnen sei, bleibt seitens Polizei also unbeantwortet.

Tim Willmann, Experte für Fangewalt, geht derweil von mehreren Hundert anreisenden St. Gallern aus (zentralplus berichtete). Und auch der FC Luzern bezweifelt, dass die Massnahmen der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) und der Luzerner Polizei die FCSG-Fans davon abhalten werden, ins Stadion zu gelangen (zentralplus berichtete).

Was die St. Galler dürfen – und was nicht

Die KKJPD reagierte auf die heftigen Ausschreitungen nach der letzten Begegnung zwischen dem FC Luzern und dem FC St. Gallen vom Mai 2023 mit Gästesektorsperrungen für sämtliche Partien der laufenden Saison zwischen den beiden Mannschaften. Wunschszenarien habe die Luzerner Polizei keine, stellt Bertschi klar: «Wir haben uns an die geltenden Gesetzgebungen und Auflagen zu halten.»

Bertschi kennt die Auflagen, die mit der Sperrung des Gästesektors verbunden sind. Eine geschlossene Anreise der Gästefans sei genauso wenig zulässig, wie ein Fanmarsch zum Stadion. Generell untersagt sei ein geschlossenes Auftreten der Gästefans – ausserhalb und innerhalb des Stadions. Bei Gruppenbildung behalte sich die Luzerner Polizei Personenkontrollen vor.

Über diese Auflagen habe der Veranstalter, also der FC Luzern, die Gästefans zu informieren.

FCL steht vor kaum lösbarer Aufgabe

Um Gästefans und Heimfans auch im Stadion zu trennen und Gruppenbildungen zu verhindern, hat die Luzerner Polizei die Auflagen der KKJPD verschärft. Ein Massenticketverkauf an Gästefans sei nicht zulässig, so Bertschi. Pro Person würden daher maximal vier Billette verkauft. Zudem wurde dem FCL der Ticketverkauf via Online-Shop verboten. Wer ins Stadion will, muss den Vorverkauf im Fanshop auf der Allmend oder die Tageskassen nutzen.

Im Gästesektor (links) dürfen sich die FCSG-Fans am 4. Februar nicht aufhalten. Daneben, im Sektor D (rechts), aber schon – solange sie nicht geschlossen auftreten. (Bild: zvg)

«Mit dem Ticketing ist durch den FC Luzern eine angemessene Separierung sicherzustellen beziehungsweise eine Gruppenbildung der Gästefans zu verhindern.» Doch in der Praxis dürfte das kaum umsetzbar sein. Die Gästefans, die im Gästesektor keinen Platz finden, stehen erfahrungsgemäss daneben, im Sektor D. Würde der FCL für diesen Bereich keine Tickets verkaufen, bliebe Platz für die FCSG-Fans – was jedoch einer Gruppenbildung gleichkäme. Ohne die Schaffung einer solchen Pufferzone würde der FCL hingegen riskieren, dass sich die Gäste im ganzen Stadion verteilt unter die FCL-Fans mischten – was wiederum kaum einer «angemessenen Separierung» entspräche.

Luzerner Polizei hofft auf friedliche Fans

Während der FCL die Wirksamkeit der Massnahmen anzweifelt, geht Tim Willmann gar von einem durch die Massnahmen erhöhten Sicherheitsrisiko aus. Dass der Polizei Informationen zur Anreise der Gästefans fehlten, erschwere die Trennung der beiden Fanlager im öffentlichen Raum, gibt er zu bedenken.

Tim Willmann, Experte für Fangewalt, am Luzerner Bundesplatz, wo es in der Vergangenheit immer wieder zu Ausschreitungen kam. (Bild: jdi)

Auf diesen Umstand angesprochen, entgegnet Polizei-Mediensprecher Christian Bertschi: «Verhalten sich Fussballfans so friedlich, wie man es von ihnen erwarten darf, ist die Sicherheitslage für die Stadtluzerner Bevölkerung nicht gefährdet.» Die Luzerner Polizei setze wie immer alles daran, friedliche Fussballspiele durchführen zu können.

Es ist unbestritten, dass ohne gewaltbereite Fussballfans die Heimspiele des FC Luzern keines umfassenden Sicherheitsdispositivs bedürften. Unbestritten ist aber auch, dass gewaltbereite Fussballfans existieren. In Luzern – und in St. Gallen. Massnahmen, die das Sicherheitsrisiko rund um Heimspiele des FC Luzern nicht etwa senken, sondern möglicherweise gar erhöhen, dürften dabei kaum im Sinne der Stadtluzerner Bevölkerung sein.

Vier Szenarien für die Stadt Luzern

Tatsächlich gibt es ein mögliches Szenario, das für mehr Sicherheit sorgen würde, als an einem normalen Matchtag herrscht: Blieben die FCSG-Fans zuhause, ginge das einzige Sicherheitsrisiko von den FCL-Fans aus. Und in jüngster Vergangenheit eskalierte die Situation in Luzern in der Regel erst, wenn Gästefans Zoff machten.

Die Luzerner Polizei hat ihre sichtbare Präsenz rund um FCL-Heimspiele im Lauf der Jahre reduziert. Doch am 4. Februar wird sie um ein Grossaufgebot nicht herumkommen. (Bild: jdi)

Wahrscheinlicher ist aber, dass sich viele St. Galler die Reise in die Innerschweiz nicht nehmen lassen. Für die Luzerner Polizei wohl am angenehmsten wäre in diesem Fall, die Gäste wenigstens für die Dauer des Spiels im Stadion zu wissen. Denkbar wäre nämlich auch, dass diese den Matchbesuch boykottierten – um gegen die Kollektivmassnahme, also die Schliessung des Gästesektors, zu protestieren. Was wiederum Solidarisierungseffekte durch Fans des FCL zur Folge haben könnte. Hunderte St. Galler und Luzerner, irgendwo in der Stadt verteilt – ein Szenario, das man wohl als Worst Case bezeichnen darf.

Bertschi bezeichnet die vier Szenarien zu Recht als spekulativ, weshalb er zu diesen keine Stellung nimmt. Dasselbe gilt für das polizeiliche Dispositiv – aus einsatztaktischen Gründen.

So kommunizierte die Stadtpolizei St. Gallen

Anders kommunizierte die Stadtpolizei St. Gallen im Vorfeld des letzten FCL-Gastspiels in der Ostschweiz. Damals, im August 2023, stand sie vor derselben Herausforderung, wie nun die Luzerner Polizei. Man rechne damit, dass sich im Stadion auch Gästefans aus Luzern einfinden würden, liess sich Roman Kohler, Mediensprecher der Stadtpolizei St. Gallen, zitieren.

Weil es keinen Extrazug der SBB geben werde, sei eine Trennung der Fanlager so gut wie unmöglich. Denn die Fans könnten auf jedem erdenklichen Weg in die Ostschweiz reisen. Die Stadtpolizei St. Gallen bat die Luzerner Fans deshalb, gar nicht erst anzureisen (zentralplus berichtete). Ein frommer Wunsch: Die FCL-Fans hielt die Bitte nicht davon ab, sich neben dem geschlossenen Gästesektor zu platzieren. Dort zündeten sie Pyros und bewarfen die Heimfans mit Pommes frites und Bier (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Bertschi, Pressesprecher der Luzerner Polizei
  • Medienarchiv zentralplus
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Lusti
    Lusti, 11.01.2024, 13:01 Uhr

    Die Polizei vergisst, dass an diesem Sonntag auch bis 2’000 Grün weisse Fans des EHCO, in der Stadt sind und am Bundesplatz vorbei müssen um den Cupfinal im Eishockey im Tribschen besuchen. Wie will man da zwidchen Fans aus Olten und SG unterscheiden? Beide tragen grün/weiss. Wäre doch so einfach mit offenem Gästeblock, oder Spiel am Samstag Abend. Nein die Luzerner Polizei will das wieder so. Genau wie gegen die Schotten. Einfach traurig dieser Achermann

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 10.01.2024, 20:16 Uhr

    Beten oder Kumbaya singen, das wird helfen…

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  • Profilfoto von Remo
    Remo, 10.01.2024, 19:23 Uhr

    Fans, welche randalieren, bitte einpacken und büssen. Fansektor schliessen. Bei Pyro müsste der Sprinkler zur Sicherheit losgehen. Vier, fünf Heimspiele durchgreifen und gut ist. Ansonsten Strafen erhöhen. Bei Wiederholung verdoppeln. Und einfach keinen Fanmarsch mehr. Unnötig.

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