Public Viewing

Es ist Frauen-WM – und kaum einer zeigt in Luzern die Spiele

Solch gespannte Gesichter wird man während der Frauen-WM wohl kaum sehen. (Bild: zvg)

Die Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland hat begonnen. Die Fans in der Schweiz könnten das Fussball-Spektakel aber verpassen – auch aufgrund der frühen Anspielzeiten und fehlenden Public-Viewing-Möglichkeiten.

Nachdem sich die Frauen-Nati im Oktober 2022 im Play-off-Drama mit einem 2:1-Sieg in der Verlängerung gegen Wales für die Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland qualifizierte, war die Vorfreude riesig. Immer wieder sprach man davon, dem Frauenfussball mehr Anerkennung und Sichtbarkeit schenken zu wollen. Dieser Plan scheint nun einen Haken zu haben – unter anderem wegen der Zeitverschiebung.

Gespielt wird in Australien und Neuseeland in insgesamt zehn verschiedenen Stadien und acht Gruppen. Für die Frauen-Nati startet das Turnier am Freitag um 7.00 Uhr Schweizer Zeit gegen die Philippinen. Gefolgt vom zweiten Gruppenspiel am Dienstag, 25. Juli, um 10.00 Uhr gegen Norwegen und dem dritten Gruppenspiel am Sonntag, 30.7., um 9.00 Uhr gegen Gastgeber Neuseeland.

Wenn also die Schweizer Frauen-Nati am Freitag ihr erstes Spiel bestreitet, haben wir in der Schweiz 7.00 Uhr in der Früh. Cervelats und Bierdosen mit Schweizerflaggen oder den Slogan «Hopp Schwiiz!» wird man allerdings vermissen. Zumindest, was die grossen Public Viewings in Luzern betrifft. Es ist allgemein bekannt, dass Fussballerinnen nach wie vor dafür kämpfen, dass ihre Leistungen sichtbar, aber auch anerkannt werden. Eine Anfrage von zentralplus hat nun gezeigt, dass das mit der Sichtbarkeit (vorerst) noch warten muss.

Frauen-WM aufgrund der Zeitverschiebung uninteressant

Wegen der Zeitverschiebung laufen die Spiele der Schweizerinnen jeweils früh morgens. Das mache es für die Schüür schwer, die Spiele zu zeigen. Ausserdem habe man die Spiele der Frauen-EM nach einigem Hin und Her am Ende übertragen. Die Nachfrage war auch mit den attraktiven Anspielzeiten ausgeblieben, sagt Schüür-Chef Marco Liembd. Er rechne gar damit, dass mit den Anspielzeiten zwischen 7.00 und 10.00 Uhr wohl noch weniger Fans den Weg in die Schüür finden werden.  

Von einer verpassten Chance möchte Liembd nicht sprechen. Klar ist jedoch, dass man bei der EM 2025 im eigenen Land die Situation neu beurteilen wird. «Obwohl das Turnier so oder so sonderbar ist und hoffentlich eine Initialzündung für weitere Public Viewings darstellen wird.»

In der Bourbaki Bar zeigt sich ein etwas anderes Bild – was aber nicht mit den Anspielzeiten zu tun hat. Dort wird nämlich im August die Bar umgebaut beziehungsweise totalsaniert. «Während der Dauer der Arbeiten bleibt die Bourbaki Bar geschlossen. Weshalb auch keine Übertragung der WM stattfinden kann», sagt Daniela Küttel, die Betriebsleiterin der Neugass Kino AG.

In der Hafenbar zur Metzgerhalle sieht es anders aus. Obwohl es auch keinen Sinn ergebe, die Spiele aufgrund der frühen Anspielzeiten in der Hafenbar zu zeigen, werden sämtliche Spiele der Schweizer Frauen sowie alle Spiele ab 9 Uhr im Minigolf-Lido gezeigt, so die Betreiber.

Auch die Fifa reagiert auf geringes WM-Interesse

Doch nicht nur die wenig attraktiven Anspielzeiten scheinen ein Grund für das bisher weniger starke Interesse zu sein. Die Fifa-Beauftragte für Frauenfussball, Sarai Bareman, erklärte, dass es schwierig sei, Fans in die neuseeländischen Stadien zu locken, weil dort die Sportart nicht so beliebt ist. Rugby ist und bleibt nämlich Neuseelands Sportart Nummer 1.

Die neusten Handlungen der Fifa haben gezeigt, dass auch das Interesse vor Ort in Australien und Neuseeland bisher etwas auf sich warten lässt. Laut der Fifa sind für die WM bislang nur 1,25 Millionen Tickets verkauft worden. 320’000 davon entfallen auf Partien in Neuseeland.

Das war mit Grund dafür, weshalb die Fifa kürzlich entschieden hat, 20’000 Tickets für Spiele in Neuseeland zu verschenken. Mit dieser Aktion will der Weltverband dem vergleichsweise noch geringen WM-Interesse im Land des Co-Gastgebers entgegentreten, hiess es in einem Communiqué. Davon betroffen ist auch das erste Spiel der Schweizerinnen, das in Dunedin (Neuseeland) stattfinden wird. Bleibt abzuwarten, ob ein womöglich positives Abschneiden der Schweizerinnen am Ende doch noch dazu führt, dass am einen oder anderen Ort ein Public Viewing spontan aus dem Boden gestampft wird.

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10 Kommentare
  • Profilfoto von Chau Vinist
    Chau Vinist, 21.07.2023, 08:53 Uhr

    Würden Männer den gleichen Grund für das Besuchen der Frauenspiele offen aussprechen, wie Frauen für den Besuch der Männerspiele, so würde man als Sexist abgestempelt. Aber wegen der schier unglaublichen Qualität des Spiels tut sich das ganz bestimmt kein Mann an.

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    Trudi, 21.07.2023, 07:20 Uhr

    Frauenfussball? Nein danke. Ich finde es nur peinlich wie die Frauen meinen sie müssten jetzt auch Fussball spielen.

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    toyah, 20.07.2023, 23:39 Uhr

    «Obwohl das Turnier so oder so sonderbar ist und hoffentlich eine Initialzündung für weitere Public Viewings darstellen wird.»

    sonderbar? was soll das denn bitte heissen?

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    rene, 20.07.2023, 23:11 Uhr

    Jede/r Einwohner/in der/die nicht mindestens 3 Spiele schaut, sollte zu einer Busse verdonnert werden wegen Sexismus.

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    Erich Staub, 20.07.2023, 23:01 Uhr

    Freue mich auf den hochstehenden Frauenfussball, speziell nach den Gruppenspielen.

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    Hanspeter Flueckiger, 20.07.2023, 14:12 Uhr

    Selbst die Frauen interessieren sich nicht für Frauenfussball.

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    Marc, 20.07.2023, 13:20 Uhr

    Ihr (und praktisch alle anderen Medien) könnt es noch so künstlich hypen, Fakt ist, dass es die wenigsten interessiert. Am liebsten würden gewisse Leute uns wohl zwingen sich das anzusehen…
    WM ist erst wieder in drei Jahren.

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    Gerhard Schleiss, 20.07.2023, 12:07 Uhr

    Würde ich auch nicht zeigen, da kein Interesse der Zuschauer:innen. Selbst Frauen schauen sich ja keine Frauen-Fussballspiele an, sondern gehen entweder gar nicht an Matches oder dann aber zu Spielen der Männer.

    Kein Wunder bei diesem Niveau, wenn Frauen-Nationalmannschaften selbst gegen U16 oder Drittliga-Mannschaften sang- und klanglos untergehen. In diesen Ligen geht ja auch kaum einer schauen, und bei Spielen des FC Eschenbach gibt es auch kein Public Viewing. Künstlicher Hype im Bemühen um eine Gleichberechtigung, die so keinen Sinn macht. In Rhythmischer Sportgymnastik und Synchronschwimmen sind an der Olympiade schliesslich auch nur Frauen zugelassen.

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    Marie-Françoise Arouet, 20.07.2023, 11:58 Uhr

    Wieso fordert die SP und/oder die andere Beamtenpartei keine Public-Viewing-Frauenfussball-Quote mit saftigen Bussen bei Nichteinhaltung? Nur so kann für Gerechtigkeit gesorgt werden.

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    Hegard, 20.07.2023, 11:57 Uhr

    Ist es nicht auch das Fussball Desintersse der anderen Frauen? Velorenne usw.

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