Trübe Monate

Warum Zug und Luzern so furchtbare Nebellöcher sind

Die graue Suppe ist nur von oben schön. (Bild: Andreas Busslinger)

Entweder schiffts, schneits – oder es ist einfach nur grau. Luzern und Zug gehören zu den trübsten Kantonen in Sachen Nebel. Warum das so ist und wo in den grauen Monaten die Sonne scheint.

Über Nebel fluchen alle – nur wenige aber wissen, was Nebel tatsächlich ist: Von Nebel wird gesprochen, wenn die Sichtweite weniger als einen Kilometer beträgt. Vor allem im Winter von Mitte Oktober bis Anfang Februar scheint auf der Alpennordseite wenig Sonne, und es ist neblig. Hauptsächlich in der Mittellandregion: Diese erstreckt sich vom Genfersee bis zum Bodensee. Damit Nebel überhaupt entsteht, müssen laut Meteo Schweiz vier Bedingungen erfüllt sein: Eine schwache Sonneneinstrahlung, geringer Wind, wenig Wolken und die Luft muss sich wie in einem Becken sammeln. Deshalb wird die ganze Mittellandregion auch «Badewanne» der Schweiz genannt, weil sich dort die kalt-feuchte Luft sammelt. Luzern hat mit seinen zahlreichen Gewässern einen «Standortvorteil» in Sachen Feuchtigkeit.

So gelingt die Flucht vor dem Grau

Besonders das Reusstal unterhalb von Luzern, das Wigger- und Wynental, das Freiamt und die Region um den Hallwiler- und Baldeggersee sind laut Meteo Schweiz oft eingenebelt. Aber auch weitere Luzerner und Zuger Gemeinden wie Hünenberg oder Luzern, die beide auf zirka 440 Meter über Meer liegen, verzeichnen oft einen saisonalen Graufilter. Deren tiefe Lagen und Gewässer beeinflussen den Nebel.

An manchen Tagen reichen bereits einige Meter mehr, um dem Nebel zu entfliehen. So können Sonnenhungrige beispielsweise bereits in Unterägeri auf 727 Metern oder auf dem Krienser Sonnenberg bei 700 Höhenmetern ihr Glück versuchen und die Sonnenbrille mit grosser Hoffnung einpacken. Einen Ausflug ins Wirzweli oder ins Entlebucher Salwideli sind weitere Ideen, um der Sonne hinterherzujagen (zentralplus berichtete).

Wo gibt es am meisten Nebel?

zentralplus wollte wissen, wo in der Zentralschweiz am meisten Nebel vorkommt. Stephan Bader vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz klärt auf: «Es gibt keine Statistik zur Häufigkeit des Nebelvorkommens in den einzelnen Gemeinden oder Regionen der Schweiz. Analysen zur Nebelhäufigkeit liegen nur von wenigen Messstandorten vor. Nebel kann aus Kostengründen nicht flächendeckend automatisch gemessen werden.»

Hinzu komme ein zweiter Aspekt der Nebelbeobachtung: Nebel, und insbesondere der Bodennebel, sei ein extrem regionales Phänomen, vor allem gesteuert durch die lokale Topografie. Im komplexen Gelände der Schweiz müssten in vielen Gemeinden mehrere Beobachtungspunkte installiert werden, an welchen über Jahre hinweg das Nebelverhalten aufgezeichnet würde. Viele Gemeinden würden sich über sehr unterschiedliche Höhenlagen erstrecken, zum Beispiel von einem Flusstal bis in höhere Gebiete. Insbesondere das Bodennebelverhalten sei unten im Tal ganz anders als in den höheren Lagen. Das für jede Gemeinde einzeln zu erfassen, sei kostentechnisch kaum machbar.

Die Frage, ob Luzern oder Zug nun mehr Nebel hat, ist somit schwer zu beantworten. Wie schnell verschwindet der Nebel jedoch wieder? Bader von Meteo Schweiz sagt: «Der Nebel verschwindet schnell, wenn eine Westwindströmung die kalte Luftmasse im Mittelland ausräumt. Vor allem im Herbst, wenn der Nebel noch eine tiefe Obergrenze hat. Dann ist es in mittleren Höhenlagen oft nebelfrei – wie auf dem Stanserhorn oder der Rigi. Im Winter reicht der Hochnebel oft bis in grössere Höhen.»

Mehr Grau im November und Dezember

Besonders häufig tritt Nebel in den Herbstmonaten auf. Im Oktober ist an jedem dritten Tag mit Nebel zu rechnen. Die klassischen Nebelmonate aber sind der November und der Dezember. Hier ist die Wahrscheinlichkeit am grössten, dass sich Nebel oder Hochnebel über den ganzen Tag oder sogar mehrere Tage hält.

Besonders häufig tritt Nebel dort in den Herbstmonaten auf. Im Oktober ist an jedem dritten Tag mit Nebel zu rechnen. Die klassischen Nebelmonate aber sind der November und der Dezember.

Meteo Schweiz

Laut dem Bundesamt für Meteorologie nimmt die Anzahl Nebeltage seit 1971 stetig ab. Der Messstandort Zürich-Kloten verzeichnete von 1971 bis 1980 durchschnittlich über 50 Tage Nebel, zwischen 2010 und 2020 lag der Durchschnitt noch bei 38 Tagen Nebel. Als Ursache für Abnahme der Nebelhäufigkeit werden von Fachleuten verschiedene Aspekte diskutiert.

Einerseits würden sich die Wetterlagen von Jahr zu Jahr unterscheiden. Sie schüfen die wichtigsten Voraussetzungen, damit sich Nebel bilde. Ausserdem könnten sich eine verbesserte Luftqualität (weniger Schwefeldioxid in der Luft) und die Erderwärmung positiv auf den Nebel auswirken. Schwefeldioxid fördere die Kondensation von Wasserdampf und damit die Bildung von Nebel. Ein weiterer Grund seien trockengelegte Böden für Bauten: Nicht nur die Böden würden so austrocknen, sondern auch die Luft, was die Bedingungen für den Nebel erschwere.

Oder mit anderen Worten: Früher war nicht alles besser – zumindest nicht in Sachen Nebel.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Stephan Bader, Abteilung Klima Meteo Schweiz
  • Website von Meteo Schweiz
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