Eigentlich sollte die Villa Krämerstein nach der Sanierung zum Teil der Öffentlichkeit offenstehen. Doch machen die Horwer von diesem Recht auch Gebrauch? Die FDP verlangt nun Zahlen dazu – ein Bericht ist überfällig.
Idyllisch am Vierwaldstättersee gelegen und mit grosszügigem, grünem Umschwung: So thront die Villa Krämerstein auf einer Anhöhe am Ufer in Kastanienbaum. Erst 2021 hat die Gemeinde die altehrwürdige Villa wieder auf Vordermann gebracht, um sie anschliessend zu vermieten (zentralplus berichtete). Gänzlich aus den Händen gab die Gemeinde das Prunkstück aber nicht. Der Park steht nach wie vor der Öffentlichkeit zur Verfügung. Und das Erdgeschoss samt Terrasse kann gemietet werden.
Wer aber mit einem Orangensaft oder Prosecco am See zum Apéro anstossen will, muss dafür tief in die Tasche greifen: 1050 Franken kostet die Miete für Horwer mindestens – das ist der Tarif für eine zweistündige Nutzung. Willst du dabei auch die Bar und die Küche benutzen, kostet die Nutzung 1250 Franken. Hinzu kommt eine Bearbeitungspauschale von 200 Franken je Reservation, wie in der Gebührenordnung steht.
Die Preise sind happig. Zum Vergleich: Im Schloss Meggenhorn gibts für 1100 Franken den Festsaal für den ganzen Tag. Das Schloss Schauensee können Krienserinnen gar bereits ab 380 Franken für sieben Stunden mieten. Dass die Gemeinde für die Villa Krämerstein einen ordentlichen Batzen verlangt, gab im Einwohnerrat bereits 2021 zu reden.
Absichtlich hohe Preise, damit Horwer die Mieterinnen nicht stören
Im Bericht zur Gebührenstruktur für die Villa gab der Gemeinderat damals auch unumwunden zu, dass die Gebühr hoch sei. Damit solle das «wertvolle und sorgfältig restaurierte Kulturdenkmal» nur exklusiven und besonderen Anlässen offenstehen, argumentierte der Gemeinderat. «Zugleich soll die Apeiron Holdings AG, die einen hohen Mietzins bezahlt, nicht an jedem Wochenende mit einer Vermietung des Sockelgeschosses rechnen müssen», schrieb der Gemeinderat damals. Sprich: Die Horwer müssen viel Geld hinlegen, um die Mieter stören zu dürfen.
Entsprechend empört war damals der Einwohnerrat – und schraubte die Gebühr zumindest ein wenig herunter. Jedoch unter dem Vorbehalt, dass der Gemeinderat nach einem Jahr eine Übersicht zu den Vermietungen schafft und ein Fazit zieht. Je nach Belegung würde sich dann zeigen, ob die Gebühren nach unten korrigiert werden müssten, so die Idee hinter dem FDP-Antrag. Das war im Oktober 2021 – doch auf den Bericht wartet der Einwohnerrat noch immer.
Drängen sich Änderungen auf?
Mit einer Interpellation verleiht Einwohnerrätin Ruth Strässle dem Anliegen namens der FDP-Fraktion jetzt Nachdruck. Die gestellten Fragen entsprechen dabei den Informationen, welche die FDP auch in der Übersicht verlangt hatte: Zahlen zur Vermietung an Horwer und Auswärtige, eine Auflistung, wofür die Räume genutzt wurden, wie zufrieden die Gemeinde mit der Vermietung ist und ob sich eine Tarifanpassung oder sonstige Änderungen aufdrängten.
Wie Strässle auf Anfrage schreibt, habe das Nachhaken punkto Villa Krämerstein schon länger auf der Pendenzenliste der FDP-Fraktion gestanden. Nun hätte sie die Zeit gefunden, das anzupacken. Wobei die Verzögerung auch ein Gutes hätte: «Der Vorteil jetzt ist, dass nun noch ein Jahr mehr Informationen vorhanden sind.»
Jede Menge freie Termine
Die Fragen zur Auslastung scheinen mit Blick auf den Buchungskalender nicht ganz unberechtigt. Während die Künstler- und Forschungswohnungen im Haus am See direkt daneben bereits bis im November ausgebucht sind, herrscht im Kalender zur Villa Krämerstein gähnende Leere. Wobei Strässle relativiert: Das Haus am See werde nicht von der Gemeinde vermietet und werde an ausgewählte, kulturschaffende Personen für längere Aufenthalte zugeteilt. Und wie die Situation der Villa Krämerstein tatsächlich aussehe, möchte sie mittels der Interpellation erfahren.
«Je nach Handlungsbedarf» behalte sich die FDP-Fraktion vor, einen weiteren Vorstoss einzureichen. Es könnte also gut sein, dass die Gebühren für die Villa Krämerstein erneut zum Politikum werden.
- Interpellation Ruth Strässle namens der FDP-Fraktion
- Schriftlicher Austausch mit Ruth Strässle, FDP-Einwohnerrätin
- Gebührenordnung Gemeinde Horw
- Übersicht und Belegungsplan zur Villa Krämerstein (Stand 22.1.24)
- Belegungsplan zum Haus am See (Stand 22.1.24)
- Protokoll zur Einwohnerratssitzung im Oktober 2021, zur Gebührenfestlegung
- Bericht und Antrag zur öffentlichen Nutzung der Villa Krämerstein (September 2021)
- Tarife zur Miete des Schlosses Meggerhorn
- Gebührenordnung der Stadt Kriens für die Vermietung des Schlosses Schauensee
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Claire Zachanassian, 25.01.2024, 17:48 Uhr Zentralplus sollte konsequenter gendern. So sollte der Titel «Mieten Horwerinnen die Villa Krämerstein überhaupt?» so lauten: «Mieten Horwerinnen die Villa Krämerinnenstein überhaupt?»
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterDie wilden Kerle, 24.01.2024, 07:38 Uhr Uns Kindern würde schon reichen, wenn endlich wieder zwei kleine Tore aufgestellt würden unten beim grünen Kunstrasenplatz, so wie früher….
👍1Gefällt mir👏3Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterPSCHT, 23.01.2024, 18:33 Uhr Die Preise sind ganz offensichtlich zu hoch. Denn solche Angebote werden stehts gut genutzt wenn der Preis stimmt. Ich wohne selbst in der Nähe und wir haben uns für einen runden Geburtstag auch diese Örtlichkeit angeschaut. Das Preisleistungsverhältnis stimmt einfach nicht, weshalb wir uns nun für eine andere Lokalität entschieden haben. Schade wurde das nicht besser umgesetzt. Schön wär es da allemal. Aber so sonderlich schön wie die Preise versprechen, ists nun wirklich auch wieder nicht. Besser wäre allgemein günstigere Preise und saftigere Bussen bei Missachten der liegenschaftlichen Regeln. Die meisten Leute wissen sich nämlich schon zu benehmen und die Grösse des Portmonnaies hat mit dieser Thematik sowieso rein gar nichts zu tun.
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