Bereiche beim Krämerstein abgesperrt

Anwohnerinnen sauer: Badezone in Horw wird privat

Gemeinderätin Astrid David Müller erklärt, was es mit den Absperrungen bei der Villa Krämerstein auf sich hat. (Bild: Leserreporter / zvg)

Der öffentliche Park der altehrwürdigen Villa Krämerstein wird besonders in Sommermonaten von Badi-Gästen genutzt. Teile der Anlage sind nun privat und gesperrt – zum grossen Unmut von Anwohnern.

«Es ist eine Schweinerei», sagt uns ein Horwer Bürger am Telefon. Er ist regelmässiger Gast der Anlage Krämerstein in Horw, wo es sich im öffentlichen Garten samt Seeanschluss wunderbar sonnen und baden lässt. Die Freude ist dem Herrn – und einigen anderen Horwerinnen – aber gründlich vergangen.

Der Grund: Bereiche der weitläufigen Gartenanlage der Villa Krämerstein in Horw sind neuerdings nicht mehr öffentlich zugänglich. Namentlich handelt es sich um die Terrassenanlage des Haupthauses und das Bootshaus samt Steg am Seeufer. Mit Türchen wurden die Bereiche und Wege abgesperrt. «Privat» prangt auf Schildern. Die Gittertore wurden zusätzlich mit Schlössern verriegelt.

«Du kommst nicht vorbei!», rief schon Gandalf der Graue. Das gilt jetzt auch für den Zugang zum Bootshaus im Krämerstein. (Bild: Leserreporter)

«Gerade der Bereich beim Bootshaus war ein beliebter Ein- und Ausstieg für Badegäste», sagt uns der Mann*, der anonym bleiben möchte, weiter. Für ihn ist die Einschränkung unverständlich. Und wie sich zeigt, nicht nur ihm und weiteren Anwohnerinnen, sondern auch der Politik. «Die Horwer Bevölkerung wird aus einem Teil ihres eigenen Parks ausgeschlossen», schreibt die Partei L20 in der aktuellen Ausgabe der Horwer Gemeindezeitung «Blickpunkt». Das sei ein «Affront für die Horwer Bevölkerung, welche notabene den Unterhalt der Anlage finanziert.»

Darum hat sie, unter der Federführung von Sofia Galbraith, ein dringliches Postulat eingereicht. Darin will die Partei wissen, was zu dieser Einschränkung geführt hat und vor allem, ob der Zaun beim Bootshaus schnellstmöglich wieder verschwinden und der Steg damit wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

zentralplus hat kurz vor der Publikation des Postulats schon bei der Gemeinde nachgefragt und versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Villa Krämerstein: Eine kurze Rückblende

Wir erinnern uns: 2016 zog mit der International School of Zug and Lucerne die letzte Mieterin aus der Villa Krämerstein in Horw aus. Abgesehen von einer Zwischennutzung der Schule Kastanienbaum stand die Liegenschaft für rund eineinhalb Jahre leer. Das belastete die Gemeinde aufgrund wegfallender Mieterträge und bestehender Unterhaltskosten finanziell stark.

In einer Sitzung vom Oktober 2016 beschloss der Einwohnerrat einstimmig, die Villa schnellstmöglich wieder zu vermieten. Dies, um die Kosten für den Gebäude- und Parkunterhalt sowie für die bevorstehende Gesamtrenovation von Villa, Pförtner- und Gärtnerhaus zu finanzieren.

Die Anlage Krämerstein ist ein beliebter Ausflugsort in Horw. (Bild: Gemeinde Horw / zvg)

«Die Vermietung der einzelnen Gebäude war ein Auftrag des Einwohnerrats und wurde der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der Gesamtsanierung stets kommuniziert», schreibt Astrid David Müller, Gemeinderätin und Vorsteherin des Immobilien- und Sicherheitsdepartements, auf Anfrage.

Rund sechs Millionen Franken hat die Gemeinde für die Komplettsanierung der Anlage berappt (zentralplus berichtete). Zudem fand man mit der Beteiligungsgesellschaft Apeiron Holdings AG einen neuen Mieter, der Villa, Pförtnerhaus, Boots- und Gärtnerhaus seit letztem Jahr nutzt. Die Gemeinde beteuerte in Anbetracht des neuen Mieters in einer Mitteilung vom März 2019: «Die öffentliche Nutzung des Parks im bisherigen Rahmen ist weiterhin gesichert.»

Uneingeschränkte Nutzung des Krämersteins war zeitlich begrenzt

Dass nun Teile des Areals – hauptsächlich der Steg zum Bootshaus – trotzdem abgesperrt sind, löst in der Bevölkerung Stirnrunzeln aus. Sowohl unser anonymer Anwohner als auch die Unterzeichnerinnen der L20 sehen darin einen Widerspruch zu den Aussagen der Gemeinde.

Die uneingeschränkte Nutzung der Anlage Krämerstein sei nur während der etwa 18 Monate möglich gewesen, in denen das Anwesen leer gestanden habe, schreibt Astrid David Müller weiter. Die Terrasse, wie auch ein Teil des englischen Gartens und die oberen Parkplätze des Pförtnerhauses seien schon während früherer Vermietungen nicht öffentlich gewesen.

Was aber ist mit dem Bootssteg? Auf einer Infotafel vor Ort ist dieser nach wie vor als öffentliche Badezone eingezeichnet. Wie die Terrasse auch.

Die Info-Tafel vor Ort sorgt für Verwirrung. Bereiche, die jetzt privat sind, sind gemäss Tafel noch zugänglich.
Die Infotafel vor Ort sorgt für Verwirrung. Bereiche, die jetzt privat sind, sind gemäss Tafel noch zugänglich. (Bild: Leserreporter)

Hier bessert die Gemeinde noch in diesem Sommer nach. Sie plant, die Informationstafel und Wegweiser auf dem Gelände anzupassen. Danach «wird ersichtlich sein, welche Bereiche für welche Nutzungen zur Verfügung stehen», heisst es seitens der Gemeinde.

Steg wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt

Grundsätzlich steht die Badewiese unterhalb der Villa der Öffentlichkeit jetzt im gleichen Umfang zur Verfügung, wie dies während der Vermietung an andere Mieter der Fall war. «Der Zugang zum See ist im Bereich des Hauses am See wie anhin uneingeschränkt möglich», so Müller.

Einzig der Zugang via Steg zum Bootshaus ist nicht mehr öffentlich. «Der Durchgang zum Bootshaus muss stets frei bleiben», begründet sie den Entscheid. «In der Vergangenheit wurde er mit ausgelegten Badetüchern und Liegestühlen zweckentfremdet, zudem blieb Abfall liegen.»

«Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier kompromisslos Einzelinteressen über das Wohl der Bevölkerung gestellt werden.»

Postulat der L20

Ausserdem bestünde ein Sicherheitsrisiko, wenn sich beim Bootshaus Badegäste im Wasser aufhalten. «Verschiedentlich wurde auch beobachtet, dass Jugendliche über den Bootssteg auf das Dach des Bootshauses kletterten, was mit einer grossen Unfallgefahr verbunden ist.»

Gemeinde will Privatsphäre des Mieters schützen

Ausserdem gab der Gemeinderat gegenüber der L20 bekannt, die Privatsphäre des Mieters, der ja auch das Bootshaus gemietet hat, schützen zu wollen. «Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier kompromisslos Einzelinteressen über das Wohl der Bevölkerung gestellt werden», heisst es seitens der Postulanten.

Der Steg beim Bootshaus war bis vor Kurzem noch für alle zugänglich und ein beliebter Ort für Wasserratten. (Bild: Leserreporter)

Die Gemeinde betont hingegen gegenüber zentralplus, dass es ihr ein Anliegen ist, unter Abwägung aller Interessen eine sachgerechte Lösung zu finden. Sie ist froh, eine Mieterin für die Gebäude in der Parkanlage gefunden zu haben. Und meint: «Mit der Beschränkung des Zugangs zum Steg ist die Einschränkung für die Öffentlichkeit gering, steht ihr doch mit Ausnahme der oben erwähnten Bereiche, die auch bei früheren Vermietungen nicht öffentlich waren, der ganze Park offen.»

Horw hat zu wenig Badeplätze

Der L20 reicht das nicht. «Gerade jetzt in der Sommerzeit, sind die Horwer Badeplätze stark ausgelastet.» Die Liegewiesen sind überfüllt und die wenigen öffentlichen Seezugänge bleiben rar. Entsprechende Vorstösse der L20 mit Forderungen nach mehr öffentlichen Seezugängen wurden in der Vergangenheit «abgeschmettert», schreibt die Partei.

Und das, obwohl das aktuelle Legislaturprogramm der Gemeinde Horw das Ziel habe, den Seeuferzugang zu erweitern, und die Gemeindestrategie vorsieht, Erholungsräume zu sichern. Ob die Partei mit ihrem Postulat die Gemeinde zu einem Umdenken bewegen kann, wird sich zeigen. Bis dahin müssen Gäste der Parkanlage mit den Einschränkungen leben müssen.

Verwendete Quellen
  • Hinweis eines Badegastes
  • Schriftlicher Austausch mit Astrid David Müller, Gemeinde Horw
  • Kommentar der L20 im «Blickpunkt»
  • Dringliches Postulat L20
  • News-Meldung der Gemeinde Horw vom 18. März 2019
  • Legislaturprogramm Gemeinde Horw

* Name der Redaktion bekannt

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