In der Zuger Altstadt wird nun wieder Bier gebraut
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140 Jahre lang war das Gewerbe aus den Zuger Gassen verschwunden: Seit einigen Wochen sind nun aber Bierbrauer aus Edlibach zugezogen. In den Räumlichkeiten der früheren Metzgerei Aklin gibt’s neben Gerstensaft auch Desserts oder Käse zu kosten.
Der Umzug der Kleinbrauerei Bachweg Brewing vor Weihnachten war spektakulär: Ein Lastkran stellte die stählernen Tanks der Craft-Brauer vor die enge Goldgasse in der Zuger Altstadt. Eine Reporterin der «Zuger Zeitung» war erschienen und notierte genau, wie die Ungetüme durch die Türe der ehemaligen Metzgerei Aklin bugsiert wurden und ein altes Gewerbe in die Altstadt zurückkehrte.
Vor etwa 140 Jahren stellte die letzte Altstadt-Brauerei im «Hecht» ihren Betrieb ein. Dort, wo heute die Pizzeria San Marco Gäste bewirtet, war einige Jahrzehnte lang gebraut worden. Ungefähr 30 Meter entfernt sind nun die Craft-Brauer vom Edlibacher Bachweg eingezogen.
Nach dem Geschmack der Expats
«Wir hatten uns schon eine ganze Weile nach einem neuen Lokal umgesehen», sagt Thomas Doebeli, einer von sechs Mitbesitzern der Mikro-Brauerei. Gerne wäre man auf dem Siemens-Areal untergekommen – wo viele Expats beschäftigt sind, die Gefallen am Craft-Bier von Bachweg finden könnten. Doch entweder waren ihnen in möglichen Räumlichkeiten andere zuvorgekommen oder Exklusivverträge mit grossen Brauereien verhinderten eine Miete – wie im Fall der Zwischennutzung Freiruum.
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«Ich glaube, dass wir unser Publikum schon am ehesten bei den Expats finden», sagt Doebeli. Selber hat er lange in den USA gelebt und ist nach wie vor begeistert von der Bierkultur, die dort entstanden ist. «Diese auch nach Zug zu bringen, war ein wesentlicher Grund dafür, dass diese Brauerei überhaupt gegründet wurde.»
Neuer Treffpunkt für Liebhaber
Seit 2016 ist die Bachweg-Brauerei auf dem Markt (zentralplus berichtete) und hat mit ihren Bieren, die durchaus auch Vanille, Kürbis, Ingwer oder Heidelbeer enthalten dürfen, die Herzen der lokalen Bierliebhaber erobert. Von den vier Gründern sind drei immer noch dabei. Drei weitere sind hinzugekommen – Nordamerikaner, Australier, Schweizer.
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Und diese erzeugen nicht nur Spezialbiere, sondern schaffen in der Zuger Altstadt auch einen Treffpunkt für Connaisseure – vorerst am Samstag, wenn das Lokal für den Rampenverkauf geöffnet hat.
Eigenes Porter ersetzt den Kaffee
Bei unseren Besuchen wird erst ein «Birramisu» serviert – ein Tiramisu, bei dem der Espresso mit dunklem Porter-Bier ersetzt wurde. Später gibts Menzinger Käse, der vortrefflich mit den kaltgehopften Sorten des Hauses harmoniert.
«Bier bietet unglaublich viele mögliche Geschmacknuancen.»
Thomas Doebeli, Bachweg Brewing
Pairing – also die passende Kombination von Gerstensaft mit Speisen – ist ein grosses Thema für die Craft-Brauer. «In den USA haben die meisten Lokale, die etwas auf sich halten, eine spezielle Bierkarte», sagt Doebeli. «Auf die wird dieselbe Sorgfalt verwendet wie bei uns auf die Weinkarte.»
Kontakte in der Altstadt
Ebendies möchte man nun auch in der Umgebung verbreiten. «Wir suchen die Zusammenarbeit mit den Restaurants der Umgebung», sagt Doebeli. Erste Kontakte sind geknüpft – das Birramisu entstand in Zusammenarbeit mit dem «Hops One» – dem Restaurant, das an der Stelle des früheren Speiserestaurants Hecht besteht.
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Auch wenn mit den Bachweg-Brauern die Bierherstellung in die Zuger Altstadt zurückgekehrt ist, so sind die Craft-Brauer nicht die ersten, die in der Gemeinde Zug nach über 100 Jahren das Brauen und Verkaufen von Bier wieder aufgenommen haben.
Bald 20 registrierte Zuger Braustätten
Vor einigen Jahren gründeten drei Biersommeliers und Heimbrauer die Brauerei Eisbock, die mittlerweile auf dem Victoria-Areal in Baar produziert. Die ersten wirklichen Stadtzuger Biere aber stammen vom Verein Zuger Braufreunde. Sie tragen den Namen «Zinnsoldat» und «Reisläufer» und sind lediglich in einigen wenigen Restaurants (wie dem «Freimann») und Hofläden erhältlich.
Die Braufreunde sind noch kleiner als die Bachweg-Brauer, aber eine von mittlerweile knapp 20 registrierten Brauereien im Kanton Zug. Einige davon treten nur sporadisch in Erscheinung, andere verschwinden nach einer Zeit auch wieder.
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Erdbeerbier für die Gäste
«All diese kleinen Biererzeuger sind nicht unsere Konkurrenz», sagt Doebeli, der mit Bachweg bereits zu den etwas etablierteren Craft-Brauern zählt. Konkurrenten seien die Grossbrauereien, die mit ihrer Dominanz den Kleinen den Marktzugang erschweren und auch wenig Interesse daran zeigen, dass sich der Publikumsgeschmack ändert.
Über 80 Prozent des verkauften Biers ist immer noch ordinäres Lager. «Dabei bietet das Getränk unglaublich viele mögliche Geschmacksnuancen», sagt Thomas Doebeli. Sagt’s und schenkt einem Besucher ein Glas «Strawberry Fields» aus. Süsse Erdbeeraromen vermählen sich mit der dezenten Bitterkeit des Hopfens.
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