Kampf um die schönsten Plätze

Essensstände an der Luzerner Fasnacht sorgen für Unmut

Dass am Rosengartplatz ein Essenstand aufgestellt wurde, sorgt für kritische Stimmen. (Bild: Emanuel Ammon / Aura)

Immer wieder flammen in Luzern Diskussionen über die Kommerzialisierung der Fasnacht auf. Aktuell treibt die Frage um: Verdrängen Essensstände die Fasnachtswagen und die Theatergruppen aus der Stadt? zentralplus ist der Frage nachgegangen.

Der Facebook-Post eines Luzerner Fotografen gibt zu reden. «Die Luzerner Fasnacht lebt von den tollen Strassentheater. Früher waren es grosse Wagen, die nun keinen Zugang mehr zur Altstadt bekommen», erinnert sich Emanuel Ammon, der schon mehrere Bildbände über die Luzerner Fasnacht veröffentlicht hat (zentralplus berichtete). «Dafür bekommen solche Fressstände die schönsten Orte.»

Stein des Anstosses: Ein grosser Essensstand mitten auf dem Rosengartplatz – zentral gelegen zwischen der Peterskapelle und der Kapellbrücke.

Für seine kritischen Worte erhält Ammon viel Zuspruch. «Kommerz statt Kultur», schreibt ein Kommentator. «Nur noch Konsum und finanzielles Interesse!», eine andere. Ein Mitglied einer Maskengruppe mit Handwagen teilt die Kritik ebenfalls. «Seit bald 40 Jahren kreativ unterwegs, werden wir von diesen Fress/Saufwagen immer mehr bedrängt», schreibt sie.

Wer sich die letzten Tage fasnächtlich durch die Stadt treiben liess, dem dürfte tatsächlich aufgefallen sein, dass weniger Fasnachtswagen unterwegs sind. Allerdings täuscht der Eindruck, dass sie durch eine steigende Zahl von «offiziellen» Verpflegungsstände verdrängt werden. Im Gegenteil. Dieses Jahr waren nur 24 der insgesamt 26 Standplätze auf öffentlichem Grund belegt, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt.

Zahl der privaten Essensstände an der Luzerner Fasnacht sinkt

Auch die Zahl der Essensstände auf privatem Grund ist an der Luzerner Fasnacht in den letzten Jahren rückläufig, wie Zahlen der Gastgewerbepolizei Luzern zeigen.

Dass keine grossen Fasnachtswagen mehr in der Altstadt zu sehen sind, hat damit zu tun, dass diese seit einigen Jahren nicht mehr durch die engen Gassen fahren dürfen – aus Gründen der Sicherheit, wie es seitens der Stadt heisst. Dass bei den Fasnächtlern der Eindruck entsteht, die Wagen seien fast ganz verschwunden, erklärt sich Mario Lütolf anders: «Einige Fasnachtsgruppen bauten während der Pandemie keinen Sujetwagen, deshalb stehen auch weniger Wagen auf den einzelnen Plätzen», schreibt der Leiter der Abteilung Stadtraum und Veranstaltungen auf Anfrage.

Stadt hält sich bei der Verteilung raus

«Auf dem Rosengartplatz steht jede Fasnacht ein Verpflegungsstand», schreibt Lütolf weiter. Allerdings ist es nicht immer der gleiche. Heuer hat mit «Sutis» ein Stand den Zuschlag bekommen, der möglicherweise mehr auffällt als in den Vorjahren. Dies läuft allerdings nicht über die Stadt. «Die Verkaufsstände auf öffentlichem Grund werden durch das Gwärb Lozärn koordiniert und jedes Jahr neu ausgeschrieben und zugeteilt», schreibt Mario Lütolf dazu.

(Grafik: Stadt Luzern)

Innerhalb der Altstadt gibt es Sonderzonen an der Bahnhofstrasse, am Weinmarkt, Franziskaner-, Jesuiten- und Kapellplatz. Diese sind für Guugger-, Kultur-, Intrigier- und Theater reserviert. Auch da hält sich die Stadt Luzern zurück, was die Verteilung angeht. Verschiedene Intergessensgemeinschaften (IG) entscheiden, welchen Fasnachtsorganisationen welcher Platz zugeteilt wird.

Die Stadt will damit verhindern, dass es zu einem Verdrängungskampf kommt, so dass die Nutzungen «aneinander vorbeigehen». «Natürlich gibt es mitunter Nutzungsüberschneidungen, aber die Luzerner FasnächtlerInnen nehmen, das zeigte die Vergangenheit immer wieder, Rücksicht aufeinander», schreibt dazu Stefan Geisseler, Lütolfs Stellvertreter. «Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass vorbeziehende Guggenmusigen aufhören mit dem Spielen, wenn auf einem Platz eine andere Musig ein Platzkonzert gibt.»

Verwendete Quellen
  • Wegleitung Luzerner Fasnacht
  • Diskussion auf Facebook
  • Mailkontakt Luzerner Polizei
  • Mailkontakt Mario Lütolf
  • Mailkontakt Stefan Geisseler
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9 Kommentare
  • Profilfoto von PSCHT
    PSCHT, 03.03.2022, 23:47 Uhr

    Hab da auch mal kurz vorbei geschaut. 24.- wollten die für zwei Dosenbier (Eichhof Lager, 0,5l) und ein kleines Bretzelsandwich mit einer Tomatenscheibe, einem Salatblatt und ca. 3 Salamistreifen. Das ist kein Angebot, das ist Diebstahl. Aber wer sich das antut ist selber schuld. Ich denke mal die einzige die hier Geld macht ist die Stadt mit der Platzvermietung. Sowas hat an der Fasnacht m.E. einfach nichts verloren.

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 01.03.2022, 19:33 Uhr

    Es ist eine tolle Strassenfasnacht und Platz haben alle genügend. Die ewigen Nörgler finden immer etwas. 😉

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  • Profilfoto von Madeleine Nussbaumer
    Madeleine Nussbaumer, 01.03.2022, 15:22 Uhr

    Wie kann man Fasnacht feiern in Anbetracht, dass zwei Stunden von hier ein mörderischer Krieg tobt. Die Schweiz sollte sich schämen.
    Die Deutschen haben am Rosenmontag in Köln einen Demo-Umzug gegen den Krieg anstelle von Fasching gemacht!. Wir sollten uns in der Schweiz ein Beispiel nehmen!

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  • Profilfoto von Hans P. Wanner
    Hans P. Wanner, 01.03.2022, 14:14 Uhr

    «Die Luzerner Fasnacht lebt von den tollen Strassentheater.
    und diese wurde mit den «Fressständen» kulturell ruiniert. Schade, Schade Schade! Habe mich immer gefragt, wieso die Fasnachtsgewaltigen dies nicht verhindert haben. So schaffen wir nie einen Eintrag ins Weltkulturerbe.

    Fasnachtswagen mehr in der Altstadt zu sehen sind,…nicht mehr durch die engen Gassen fahren dürfen – aus Gründen der Sicherheit.
    Ich meine, wir sollten Zutritt ins Epizentrum nur noch Maskierten bewilligen und den Beizern – mit den hohen Mietpreisen – die Verpflegung überlassen.

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 01.03.2022, 13:12 Uhr

    Das habe ich schon vor Jahren gesagt und wurde belächelt. Es kann und darf nicht sein, dass solche Essenstände Plätze in der Stadt blockieren. Das die Stadt es nicht auf die Reihe kriegt, dass Schweizerhofquai und Seebrücke während der Fasnacht gesperrt bleiben ist ein weiteres Armutszeugnis. Das Argument, dass die Preise in den Restaurants sehr hoch sind, kann ich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Wer aber für einen Grind CHF 250.– bis CHF 500.–, einen Mitgliederbeitrag CHF 300.– und für das Kleid nochmals ein paar hundert Franken ausgeben kann und sich dann über die Preise aufregt, sollte sich vielleicht überlegen, ob er sich die Fasnacht leisten kann. Der Wagen-Fetischismus hat dazu geführt, dass es immer schwieriger wird, dass Guuggenmusigen überhaupt in der Altstadt zirkulieren können. Der grösste Schwachsinn sind die überheblichen Interessgengemeinschaften, welche der Überzeugung sind, dass ihnen die Plätze gehören. Das hat wohl überhaupt nichts mehr mit Fasnacht zu tun. Da frönen ein paar Wagenbauwütende ihrem Fetischismus und tragen nichts zur kulturellen Fasnacht bei.

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    • Profilfoto von Max Prediger
      Max Prediger, 01.03.2022, 14:42 Uhr

      Was fängt «die Stadt» und «die Fasnacht» nun an mit dieser undifferenzierten «Querbeet-Kritik»?: Weniger Platz für Essenstände = mehr Platz für «Wagen-Fetischisten» und Techno-BUMBUMs = auch nicht gut, oder? Schweizerhofquai und Seebrücke nicht nur für Umzüge, aber von Schmudo bis Güdisdienstag sperren = für wen denn? Wer sagt denn, die Preise in den Restaurant seien zu hoch? Wenn dort was läuft = Laden voll, wie z. B. die Värsli-Brönzlete belegt. Fasnacht ohne ordnende IGs = Wagen-Chaos und Abfallberge auf den Plätzen = auch schon gehabt und auch nicht gut, oder? Mehr «Stadt» an der Fasnacht : wer will denn so was? Wo bleibt die Eigenverantwortung der «Fasnächtler» z. B. angesichts der fragwürdigen «Diffusion» der kulturellen Fasnacht und der perversen «Ist-mir-doch-scheissegal»-Abfallorgien? Wen interessieren die Appelle?

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      • Profilfoto von Michel von der Schwand
        Michel von der Schwand, 07.03.2022, 09:49 Uhr

        Einer, der keine Ahnung von der Lozärner Fasnacht hat, sollte das Kommentieren lassen.

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        • Profilfoto von F. Asnacht
          F. Asnacht, 23.02.2023, 19:29 Uhr

          ist das jetzt noch alles was du dazu zu sagen hast, MvdS? da hat wohl der Kommentar zu deinen Zeilen den Nagel auf den Kopf getroffen…

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