Trinkwasserreservoir Talacher

Ein seltener Einblick in verborgene Zuger Hallen

Ein ungewohnter Anblick: Am Dienstag blieb eine der beiden Kammern des Wasserreservoirs Talacher leer. (Bild: wia)

Alle zwei Jahre werden die Zuger Wasserreservoire gereinigt. Weil die Stadtbevölkerung das Wasser braucht, muss die WWZ dabei einen klaren Zeitplan einhalten. Dennoch blieb zentralplus Zeit, einen Blick in die ungewöhnlichen Gemäuer zu werfen.

Was ist ein Wasserreservoir ohne Wasser? Die Erfahrung zeigt: Eine grosse, fensterlose Kammer, in der aufgrund ihrer baulichen Begebenheiten jedes noch so kleine Geräusch auf ein Vielfaches anschwillt, von den Wänden zurückgeworfen wird und dadurch ein tiefes Dröhnen verursacht.

Schliesst man die Augen, wähnt man sich in einer vollen Bahnhofshalle. Dies, obwohl nur vier Menschen im Raum stehen. Die trapezförmige Halle, welche in Richtung des grossen Abflussrohrs leicht absinkt, strahlt eine seltsame Atmosphäre aus. Anmutig und dennoch beklemmend.

Acht Meter hoch steht das Wasser hier normalerweise

Eine Treppe führt der Wand entlang zu einem Balkon und einer stabilen, wasserdichten Türe. Normalerweise steht das Wasser in dieser Halle acht Meter hoch. Dass man hier an diesem Dienstag auf dem Trockenen sitzt, hat jedoch seinen Grund.

Das Trinkwasserreservoir Talacher in Baar, welches von der Wasserwerke Zug AG (WWZ) betrieben wird, wird alle zwei Jahre geputzt und auf Mängel kontrolliert. Es handelt sich dabei um das grösste der 14 Reservoire der WWZ, es fasst gesamthaft 8 Millionen Liter Wasser.

Das klingt zunächst nach viel. Die insgesamt 8000 Kubikmeter, welche in zwei Wasserkammern gespeichert werden, entsprechen jedoch lediglich dem Tagesbedarf der Stadt Zug. Entsprechend muss die WWZ bei den Reinigungsarbeiten zügig vorwärtsmachen.

Die zweite Kammer des Reservoirs ist prall mit Wasser gefüllt. (Bild: wia)

Mit gutem Grund findet die Reinigung im Winter statt

Marcel Gross, der Leiter Betrieb Gas, Wasser und Kraftwerke, erklärt: «Wir haben pro Kammer einen Tag Zeit für Kontrolle und Reinigung. Der Grossteil des Wassers wird zuvor ins Netz eingespeist, nur die untersten 80 Zentimeter lassen wir den Bach hinab, da darin Kalkablagerungen und Sand enthalten sind.» Fünf Stunden dauere es, bis die Kammer leer sei und mit den Reinigungsarbeiten begonnen werden könne. Die zweite Wasserkammer bleibt währenddessen gefüllt.

Bewusst lege man die Reinigungsarbeiten in den Winter. Aktuell ist der Wasserverbrauch der Bevölkerung kleiner als im Sommer, wenn Zuger ihren Garten bewässern und aufgrund der Wärme häufiger duschen. Auch auf den Baustellen sei der Wasserverbrauch im Winter geringer, erklärt Gross.

Im Notfall wird Wasser von Oberwil hochgepumpt

Was jedoch, wenn nun gerade während der Reinigungsarbeiten ein Grossbrand in Zug ausbricht? Kein Problem, versichert Gross. «Auch wenn das Wasser der zweiten Kammer nicht ausreichen sollte, gibt es immer noch die Möglichkeit, Wasser von Oberwil hochzupumpen.»

Ungefähr 50 Prozent des Wassers gewinnt die WWZ aus Quellen in den Gebieten Risi, Nidfurren und insbesondere aus dem Lorzentobel, die anderen 50 Prozent stammen aus dem Grundwasser. Insgesamt liegen 84 Quellfassungen im Verbundgebiet der WWZ, 20 von ihnen im Bereich des unteren Lorzentobels. Neben den 14 Reservoirs verfügt die WWZ über sieben Grundwasserpumpwerke.

Diese Treppe steht praktisch immer unter Wasser. (Bild: wia)

Beim Reservoir Tobelbrücke wird das Wasser gechlort

Was sowohl beim Besuch der leeren Kammer als auch beim Blick in die gut gefüllte Wasserkammer auffällt: Nirgends riecht es nach Chlor. Beat Durrer, Wasserwart bei der WWZ und an diesem Tag für die Reinigung der Kammer verantwortlich, erklärt: «Das Wasser wird zwar gechlort, jedoch nicht hier, sondern beim Trinkwasserreservoir Tobelbrücke 1, wo sich die Chlorungsanlage befindet. Von dort aus wird das Wasser hier hergeleitet.»

Er ergänzt: «Weil das Trinkwasser bei uns sehr sauber ist, ist der Anteil des Chlors sehr gering. Wir benötigen gerade einmal einen Drittel der Chlormenge, welche in der Schweiz erlaubt wäre.»

Nachdem Durrer die Fragen der Journalistinnen beantwortet hat, hebt er sein Reinigungsgerät auf. Er beginnt, damit die Wände, Pfeiler und den Boden der Kammer gründlich zu putzen und nicht zuletzt auch von Kalkablagerungen zu befreien. Das Wasser in der Region weist aufgrund der hiesigen Geologie einen erhöhten Kalkgehalt auf. Während Durrer arbeitet, beginnt sich die Halle langsam mit Dampf zu füllen. Die dadurch entstehende mystische Atmosphäre scheint er nicht wahrzunehmen. Es gilt, vorwärtszumachen. In wenigen Stunden steht dieser Raum wieder unter Wasser.

Trinkwasser ist nicht gleich Trinkwasser

Nicht überall im Kanton Zug ist das Trinkwasser gleich. Untersuchungen des Kantons Zug zeigten 2009, dass etwa die Menge an Calzium im Wasser je nach Region sehr unterschiedlich ist. Während das Wasser in der Gemeinde Oberägeri und Risch weniger als 40 bis 75 Milligramm Calzium pro Liter beinhaltete, sind es in Neuheim, Baar und Steinhausen ungefähr das Doppelte.

Je höher die Konzentration an Calzium und Magnesium, desto höher ist die Wasserhärte. Aus gesundheitlicher Perspektive ist der hohe Calziumgehalt im Trinkwasser eher erwünscht. Unerwünscht ist ein hoher Kalkgehalt hingegen für Hausinstallationen und Haushaltsgeräte.

Verwendete Quellen
  • Besuch Trinkwasserreservoir
  • Persönliches Gespräch mit Beat Durrer
  • Persönliches Gespräch mit Marcel Gross
  • Informationen des Kantons zum hiesigen Trinkwasser
  • Infos zur Bedeutung der Wasserhärte
  • Liste des Kantonsspital Aarau, zur Kalziummenge verschiedener Mineralwasser
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