Dach ist einsturzgefährdet

Kantonsgericht Luzern: Die Fassade bröckelt

Das Kantonsgericht Luzern muss dringend saniert werden. (Bild: ber)

Das Kantonsgericht Luzern ist in die Jahre gekommen, das Dach regelrecht marrode. Das Gebäude muss deshalb zwingend saniert werden. Der Kanton muss dafür sieben Millionen Franken investieren – im Wissen darum, dass das Kantonsgericht das Haus am Hirschengraben 16 nicht mehr lange nutzen wird.

Mit dem Projekt «Gerichtsmeile» sollen die heutigen drei Standorte des Kantonsgerichts in der Stadt Luzern an einem gemeinsamen Standort zusammengeführt werden (zentralplus berichtete). Das Vorhaben ist umstritten, weil die kantonalen Museen den Kasernenplatz für die Justiz räumen sollen.

Bereits 2019 argumentierte die Regierung, dass sich mit dieser Variante zwei Fliegen auf einen Streich schlagen lassen. Das Kantonsgericht würde an einem Ort zusammengeführt – und das Kriminalgericht könnte dafür an den heutigen Standort am Hirschengraben 16 ziehen. Das erstinstanzliche Gericht ist heute nämlich in einem Wohnhaus im Alpenquai einquartiert. Eine unhaltbare Situation (zentralplus berichtete).

Das Dach ist einsturzgefährdet

Wovon nie die Rede war, ist der schlechte Zustand, in dem sich das Gebäude am Hirschengraben befindet. Nun bringt ein Baugesuch, das bei der Stadt Luzern aufliegt, die Fakten auf den Tisch. Demzufolge fallen heute bereits «grössere bemalte Fassadenteile» plötzlich herunter. Das Dach ist gar einsturzgefährdet. Bei der Planung einer Lüftungsanlage hatte sich herausgestellt, dass das «Dachtragwerk mangelhaft ist und auch im nicht benutztem Zustand hätte statisch verstärkt werden müssen», wie es im Projektbeschrieb heisst.

Aus der Fassade des Kantonsgericht sind Teile abgebröckelt, zudem sind Risse zu sehen.
Aus der Fassade des Kantonsgerichts sind Teile abgebröckelt, zudem sind Risse zu sehen. (Bild: Screenshot Baugesuch)

«Es handelt sich um ein über 30-jähriges Sarnafil-Flachdach, das seine Lebensdauer längst überschritten hat und zwingend ersetzt werden muss», ist im Baugesuch weiter zu lesen. Das Regenwasser läuft über einen «eher behelfsmässig» erstellten Notüberlauf. Bauschäden aufgrund von Wasserrückstau sind nicht auszuschliessen. Auch im Bereich des Haupteingangs wurde Feuchtigkeit im Mauerwerk gefunden.

Gemäss einer Machbarkeitsstudie gibt es nur eine Lösung: Das bestehende Dach muss demontiert und mit einem neuen statischen Konzept neu aufgebaut werden.

Baukosten: Rund sieben Millionen Franken

Heute ist es so, dass zwei Tragebalken den grossen und kleinen Gerichtssaal überspannen. Sie tragen nicht nur die Decke der beiden Räume, sondern auch einen Teil der Dachlasten. Dieses Tragsystem ist überlastet. Zwei neue Balken, die parallel zu den Bestehenden verlaufen, sollen deshalb künftig das Dach tragen. Da an der bestehenden Balkenlage die historische Stuckdecke aufgehängt ist, sind diese Arbeiten heikel. «Damit deren Zustand während der Bauzeit überwacht werden kann, wird die heruntergehängte Decke im grossen Gerichtssaal demontiert», heisst es im Projektbeschrieb.

«Soweit Arbeiten im Gebäude stattfinden, werden wir mit Unterstützung einer Sicherheitsfirma für die Einhaltung der Datensicherheit besorgt sein.»

Christian Renggli, Sprecher Kantonsgericht Luzern

Im Rahmen des geplanten Umbaus werden zudem die Eingänge hindernisfrei gestaltet, eine Lüftung eingebaut, die Fenster ersetzt und einige Sicherheitslücken geschlossen. Das ganze kostet gemäss Baugesuch 6,9 Millionen Franken. Die Sanierung soll im Mai oder Juni 2022 starten.

Grosser Gerichtssaal zieht in ein Provisorium

Was bedeutet die Sanierung für den Gerichtsbetrieb? «Es wird während der Bauzeit ein Provisorium für den grossen Gerichtssaal geben», sagt dazu Sprecher Christian Renggli auf Anfrage. Auch würden einzelne Büros ausgelagert. «Diese Abklärungen laufen noch.»

Die Gerichtsakten enthalten zu einem grossen Teil heikle Informationen, welche die Persönlichkeitsrechte der Menschen tangieren, die mit der Justiz zu tun haben. Wie wird die Datensicherheit gewährleistet? «Der grösste Teil der Arbeiten findet in einem klar abgegrenzten Bereich ohne Zugang zu Büroräumlichkeiten statt, nämlich im Dachgeschoss und an der Fassade», meint Renggli dazu. «Soweit Arbeiten im Gebäude stattfinden, werden wir mit Unterstützung einer Sicherheitsfirma für die Einhaltung der Datensicherheit besorgt sein.»

Das Gebäude des Kantonsgerichts Luzern war früher Teil des Franziskanerklosters.
Das Gebäude des Kantonsgerichts Luzern war früher Teil des Franziskanerklosters. (Bild: Screenshot Baugesuch)

Beim Bau des heutigen Kantonsgerichts Luzern handelt es sich übrigens um den umgebauten Südflügel des ehemaligen Franziskanerklosters. Dieser war Teil der südlichen Stadtmauer war. Seit 1900 werden die Räumlichkeiten vom Kantonsgericht Luzern genutzt. 1968 und 1974 wurde das Gerichtsgebäude so stark umgebaut, dass der Charakter des Gebäudes im Innern stark verändert wurde. Es steht deshalb nicht unter Denkmalschutz.

Verwendete Quellen
  • Antwort der Regierung auf ein Mitte-Postulat 2019
  • Projektbeschrieb im Baugesuch
  • Medienanfrage an die Luzerner Gerichte sowie das Finanzdepartement
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 07.02.2022, 17:57 Uhr

    Wie hiess nochmals der energische und kompetente Baudirektor, unter dessen Ägide der Unterhalt nicht gemacht wurde? Seltsam, ich kann mich überhaupt nicht an seinen Namen erinnern. Die Lücke, die er hinterliess, hat ihn vollständig ersetzt.

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    Passagier, 05.02.2022, 16:01 Uhr

    Als Sofortmassnahme würde ich mal alle Autobuslinien, die vor dem Haus vorbeifahren, umleiten, d.h., Rotenburger Bus usw. via Pilatusplatz fahren lassen. Dies würde die dauernden Erschütterungen, denen das Haus ausgesetzt ist, stark reduzieren.

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    Jörg, 05.02.2022, 10:57 Uhr

    das es nicht unter Schutz ,stellt sich die Frage Abreissen,, Neu Aufbauen, in Der heutigen Modernen Zeit angepasst innen,,, aussen Original wieder Hergestellt das Gericht könnte evtl. bleiben eine Vergrösserung muss in Betracht gezogen wenden das Dach so Ausgebaut das man es zusätzlich Nutzen kann,, Problem gelöst

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    Psul, 05.02.2022, 07:32 Uhr

    Sehr schön. Bitte vergesst dem umzug ins naturmuseum

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 04.02.2022, 16:36 Uhr

    Da staunt man immer wieder,da werden Betonklötze unter Denkmal gesetzt.aber geschichtsdrächtige gebäude verlottert und abgerissen.
    Auch das Planen ist nicht die Stärke des Stadtrates,da werden teure überflüssige träume geäussert.
    Aber wichtige Gebäude werden nicht eingeplant oder jahrelang verschlampt.

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