Nach Parteiaustritt

Nicht an Session dabei: Junge Grüne fordern Rücktritt von Frye

Die Luzerner Grünen sind nicht mehr gut auf ihr ehemaliges Mitglied Urban Frye – der mehrmals mit Hilfsgütern privat in die Ukraine reiste – zu sprechen. (Bild: zvg)

Urban Frye soll nach seinem Parteiaustritt bei den Grünen auch als Luzerner Kantonsrat zurücktreten. Das fordern die jungen Grünen. Der Politiker äussert sich dazu nicht.

Die jungen Grünen fordern den sofortigen Rücktritt von Urban Frye aus dem Luzerner Kantonsrat. Dieser habe nach seinem Austritt aus der Partei die gesamte Oktobersession des Parlaments verpasst, schreiben die jungen Grünen in einer Mitteilung am Montag. Das habe bei der Jungpartei das «Fass vollends zum Überlaufen» gebracht.

Tatsächlich zeigen die Anwesenheitslisten des Kantons Luzern, dass der Kantonsrat Urban Frye die beiden ersten Sessionstage nicht anwesend war. Von der Sitzung diesen Montag gibt es noch keine offiziellen Liste zur Teilnahme.

Warum Urban Frye die Grünen verlassen hat

Der Stadtluzerner Kantonsrat Urban Frye sitzt seit 2017 für die Grünen im Kantonsrat. Vor vier Wochen erklärte er seinen Austritt aus der Partei und ist seither als parteiloser Parlamentarier unterwegs (zentralplus berichtete). Einer der Gründe: Für ihn hätten sich die Grünen nicht genug für die vom Krieg in der Ukraine Betroffenen eingesetzt.

Er selbst machte sich einen Namen durch sein starkes Engagement in diesem Bereich. Mehrmals reiste Frye in das gebeutelte Land. Ausserdem baute er in Reussbühl ein offenes Haus für Geflüchtete auf (zentralplus berichtete). Die Konfliktlinien zwischen seiner Position und der seiner Partei waren schon länger bekannt.

Unverständnis der Jungpartei

Sein plötzlicher Parteiaustritt und die Art und Weise, wie er ihn kommunizierte, sorgte trotzdem für Unverständnis. Die Grünen teilten vor einem Monat mit, dass sie bedauern, erst über die Medien von seiner Entscheidung erfahren zu haben. Hannes Koch, Co-Präsident der Kantonalpartei, bezeichnete sein Vorgehen als «respektlos» (zentralplus berichtete). Nun legen die jungen Grünen nach.

«Mit dem Entscheid von Frye, aus der Fraktion auszutreten, anstatt als Kantonsrat zurückzutreten, stellt Frye sein persönliches Interesse vor die Interessen der Partei. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis», lässt sich Julian Gerber, Co-Präsident der jungen Grünen zitieren.

Wird Urban Frye die Partei wechseln?

Die Jungpartei kritisiert, dass Frye trotz seiner Differenzen als offizieller Grünen-Kandidat zu den Kantonsratswahlen im April 2023 antrat. «Dass er trotzdem erneut als Kantonsrat antrat, um nur sechs Monate später, vor den nationalen Wahlen, der Partei in den Rücken zu fallen, kritisieren die Jungen Grünen aufs Schärfste», schreiben sie. Sie fordern daher seinen sofortigen Rücktritt als Kantonsrat.

Urban Frye hat sich auch auf mehrfache Anfrage von zentralplus nicht zu den Vorwürfen geäussert. Er äusserte sich schon zu den Vorwürfen von Grünen-Co-Präsident Hannes Koch nicht, der ihm auf zentralplus vor Monatsfrist respektloses Verhalten vorwarf. Zuletzt teilte Frye aber mit, sich einen Beitritt zur GLP oder der Mitte vorstellen zu können. Beide Parteien haben zentralplus gegenüber Offenheit signalisiert (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Sessionsdaten des Luzerner Kantonsrats
  • Medienmitteilung der Jungen Grünen
  • Medienarchiv zentralplus
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