Partei wusste von nichts

Partei sei realitätsfremd: Urban Frye verlässt die Grünen

Urban Frye sitzt künftig als Parteiloser im Luzerner Kantonsrat. (Bild: Archivbild: ida)

Über 30 Jahre ist Urban Frye Parteimitglied der Grünen, seit etwas mehr als sechs Jahren sitzt er für sie im Luzerner Kantonsrat. Wegen deren Pazifismus im Ukraine-Krieg tritt er aus der Partei. Diese wusste vorab nichts von diesem Schritt.

Der Luzerner Politiker Urban Frye sitzt ab sofort als Parteiloser im Kantonsrat. Wie er gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagt, trete er aus der Partei aus. Hauptgrund dafür sei deren mangelndes Engagement für die Ukraine, wie er erklärt. Sein Leben sei mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine verändert worden. Mehrmals reiste er in das Land, knüpfte Kontakte und baute in Reussbühl ein offenes Haus für Ukrainerinnen auf (zentralplus berichtete). Als Kantonsrat entwickelte er sich zu einem Advokaten für die Geflüchteten und scheute auch nicht davor zurück, den inzwischen Ex-Sozialdirektoren Guido Graf (Mitte) scharf zu kritisieren (zentralplus berichtete).

Für ihn sei es deshalb umso unverständlicher, dass die Grünen «in einer ideologischen pazifistischen Blase gefangen» seien und Waffenexporte verweigerten. Damit spräche seine Partei der Ukraine ihr Recht auf Selbstverteidigung ab. Als die Grünen ihm schliesslich mitteilten, dass die Partei frühestens im Herbst 2024 ihre Haltung zur Ukraine überdenken würden, sei für ihn das Fass übergelaufen.

Er habe sich von der Partei entfremdet, wie er gegenüber der Zeitung weiter ausführt. Die SP und die Grünen seien ihm bisweilen zu realitätsfremd. Nach seinem Austritt der Grünen möchte er deshalb auch nicht zur SP dazustossen. Diese würde ihn aber auch nicht aufnehmen, wie Parteipräsident David Roth über X/Twitter schreibt.

Urban Frye liebäugelt vielmehr mit einem Beitritt bei der GLP oder Mitte. Wie er dabei betont, setzte er sich nach wie vor für grüne Anliegen ein. Dabei setze er sich jedoch vermehrt auf Eigenverantwortung.

Grüne bedauern den unangekündigten Rücktritt

Gegen Samstagabend melden sich auch die Grünen in einer Medienmitteilung zu Wort: «Wir bedauern, dass der Austritt über die Medien kommuniziert wurde und Urban Frye vorher das Gespräch mit der Fraktion oder der Luzerner Parteileitung nicht gesucht hat.» Erst nach dem Erscheinen des Interviews habe Frye die Parteileitung per Mail über seinen Austritt informiert.

Die seit längerem bestehenden politischen Differenzen zwischen ihm und der Partei könnten so nicht gelöst werden, wie die Grünen weiter schreiben. Dabei betont die Partei, dass es bei ihnen Platz habe für Differenzen. Fügt jedoch an: «Abweichende Meinungen müssen beidseitig ausgehalten werden.» Das Wahlprogramm der Partei werde jeweils von grünen Mitgliedern mitgestaltet und von den Delegierten verabschiedet.

Auch weist die Partei die Vorwürfe Fryes bezüglich ihrer Haltung zur Ukraine zurück: «Die Solidarität mit der Ukraine ist ein Wert, der uns Grüne alle verbindet. Die Grünen setzen sich auf allen politischen Ebenen für die ukrainischen Geflüchteten und für ein Ende der Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie aus der Schweiz ein.»

Hinweis: Der Artikel wurde mit dem X/Tweet-Beitrag von David Roth und der Medienmitteilung der Partei ergänzt.

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12 Kommentare
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    Karin, 01.10.2023, 11:49 Uhr

    Teile die Meinung voll und ganz mit Herr Frye

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 01.10.2023, 17:18 Uhr

      Prima! Nicht mehr Grüne wählen!

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  • Profilfoto von Gertrud
    Gertrud, 01.10.2023, 00:28 Uhr

    Sein Entscheid des Austrittes hat mich sichtlich beruhigt.

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    Hans Hafen, 30.09.2023, 17:17 Uhr

    Urbi et orbi!

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 30.09.2023, 14:57 Uhr

    Dass sie einmal David Roth vollumfänglich recht geben muss, hatte Marie-Françoise auch nicht in ihren Sternen gelesen. Sei‘s drum. Das bedeutet jetzt den wohlverdienten Ruhestand für den „Politiker“ Urban Frye. Es fehlt noch die Schlussbilanz des „Unternehmers“.

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    Lea, 30.09.2023, 13:06 Uhr

    Er würde besser zurücktreten, ihn will eh niemand aufnehmen. So könnte Hans Stutz wieder nachrücken. Ein verdienter Grüner, kein Opportunist wie Frye.

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    Manuel, 30.09.2023, 12:26 Uhr

    Kommentar durch die Redaktion gelöscht.

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      Urs Eggler, 30.09.2023, 12:42 Uhr

      Und auch lausig, diese Kommentar…. Ich kenne Urban Frye nicht persönlich, aber meines Wissens hat er sich zumindest viele Jahre engagiert. Dieser Kommentar ist respektlos und fehlt am Platz, Manuel.

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  • Profilfoto von LD
    LD, 30.09.2023, 12:24 Uhr

    Das weltbekannte Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI, deutsch Stockholmer internationales Friedensforschungsinstitut) ist eine Einrichtung zur wissenschaftlichen Arbeit an Fragen von Konflikten und Kooperationen im Kontext globaler Entwicklungen bei Frieden und Sicherheit. Es wurde 1966 in Form einer Stiftung durch die schwedische Regierung gegründet und finanziert.

    Kiew hat sich auf eine direkte militärische Konfrontation mit Russland lange vor dem Beginn der speziellen Militäroperation vorbereitet. Das sind belegte Feststellungen dieses Instituts.

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    • Profilfoto von Ursi Fuchs
      Ursi Fuchs, 30.09.2023, 12:48 Uhr

      Natürlich musste sich die Ukraine auf den Angriffskrieg Russlands vorbereiten, nachdem dieser aggressive Staat 2014 schon völkerrechtswidrig die Krim besetzte. Oder hätten Sie tatenlos zugeschaut, wie ihr Volk abgeschlachtet wird? Selten doofer und überflüssiger Einwand.

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    Hanswurst, 30.09.2023, 09:50 Uhr

    Schade und bedenklich – engagierte Realos verlassen das Fundischiff, auf dem nicht die Pest, sondern der Dunning-Kruger-Effekt grassiert.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 30.09.2023, 15:59 Uhr

      Die Frage ist doch, wo sich der Ratsherr von den Obergrünen auf den Schlips getreten fühlt. Mit 800 persönlichen Stimmen weniger als noch vor vier Jahren ist er natürlich kein Wählermagnet mehr, sondern hat seinen Sitz nur dank der Panaschierstimmen anderer Kandidatinnen behalten können. Ärgert hn, dass er nicht auf der Nationalratsliste erscheint?

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