Mitwirkung abgeschlossen

Klimaneutral bis 2050? Luzerns Richtplan gerät unter Druck

Wo darf Luzern noch wachsen? Diese Frage beantwortet der Richtplan. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Mehrere Umweltverbände und die SP kritisieren, dass Ökologie und Klimaschutz im neuen Richtplan zu kurz kommen. Der Kanton Luzern sieht das diametral anders.

Klimaneutralität bis 2050 – so steht es im neuen Richtplan des Kantons Luzern. Die SP Luzern fordert mehr: Wo möglich, müsse sich der Kanton ambitioniertere Ziele stecken. Nur so könnten die Auswirkungen des Klimawandels auf ein Minimum begrenzt werden. Die Kantonsrätin Sara Muff sagt: «Es wirkt, als wäre die ökonomische Brille grösser als die ökologische.»

Mit dem kantonalen Richtplan steuert Luzern die räumliche Entwicklung bis ins Jahr 2050, unter anderem in den Bereichen Raumplanung, Mobilität, Versorgung und Landschaft. Der aktuelle Plan stammt aus dem Jahr 2009 und wurde 2015 teilrevidiert. Die Mitwirkung zum neuen Richtplan endete am 29. Januar (zentralplus berichtete).

Zu wenig ökologische Ziele

Im Richtplan gehe es «primär um ökonomische Anliegen», die Themen Nachhaltigkeit und Biodiversität kämen zu kurz, schreibt die SP in einer Mitteilung zu ihrer Mitwirkung. Auch die Grünliberalen Luzern verlangen Präzisierungen im Bereich der Ökologie: Luzern soll ein Netz von Grünräumen innerhalb des Siedlungsraums festlegen.

Kritik erhält der Richtplan auch von den Umweltverbänden. «Wirtschaftliche Akteure werden als Beteiligte im Richtplan erwähnt. Die Natur- oder Umweltschutzorganisationen hingegen werden nirgends berücksichtigt», schreibt Pro Natura Luzern. Ohne Änderungen werde es zu Einsprachen und Unstimmigkeiten kommen.

Region Luzern West wehrt sich gegen Naturpark

Doch nicht nur das: Im ländlichen Luzern wehrt man sich gegen ein ökologisches Ziel des Kantons. Der regionale Entwicklungsträger «Region Luzern West» fordert, dass der Kanton von einem regionalen Naturpark Napf/Hinterland absieht. Zu Luzern West gehören die Regionen Willisau-Wiggertal, Entlebuch und Teile des Rottals.

Das Luzerner Gebiet Napf/Hinterland soll zu einem Naturpark werden.

Mit der UNESCO-Biosphäre Entlebuch gäbe es bereits einen Naturpark, der grosse Teile der Region einnimmt. Mit einem weiteren Naturpark im Gebiet Napf/Hinterland würde «nahezu die gesamte Fläche der Region Luzern West zu einem Schutzgebiet». Das sei für die Wirtschaft nicht förderlich.

Luzern als «attraktiver Wirtschaftsstandort»

Tatsächlich ist die Wirtschaft, auch im ländlichen Raum, eine wichtige Säule der kantonalen Planung. Mit der Förderung von «kantonalen Entwicklungsschwerpunkten» in den Städten und grossen Gemeinden soll der gesamte Kanton für Grossbetriebe attraktiver werden, so der Richtplan.

Damit es für bisherige und neue Betriebe Platz gibt, soll die öffentliche Hand eine «aktive Bodenpolitik» betreiben. Dazu gehören Landkauf und verbindliche Vereinbarungen mit Privaten. Falls Arbeitszonen fehlen, sind auch Neueinzonungen möglich.

Kanton Luzern verteidigt seinen Richtplan

Mike Siegrist, langjähriger Kantonsplaner von Luzern, bestätigt auf Anfrage, dass die wirtschaftliche Entwicklung ein zentraler Bestandteil der Planung sei. Das sei aber auch bei den letzten Revisionen so gewesen.

Die Kritik der SP und der Umweltverbände kann der Kantonsplaner nicht nachvollziehen. «Wir haben thematisch einen sehr breiten Richtplan, mit dem wir alle Themen abdecken.» Die Bereiche Klimaschutz, Biodiversität und ökologische Infrastruktur seien massgeblich gestärkt worden, so der Kanton. Auch Umwelt, Landschaft und Gewässer seien zentrale Bestandteile des Richtplans.

Aktuell prüft der Kanton die vielen Eingaben aus der Mitwirkung. Parallel prüft auch der Bund den Richtplan. Im März erwartet Luzern den Vorprüfungsbericht aus Bern. Anschliessend gelangt der überarbeitete Richtplan in den Kantonsrat, der bei den strategischen Zielen mitsprechen darf. Ende 2025 soll die Gesamtrevision abgeschlossen sein.

Verwendete Quellen
  • Stellungnahme von Pro Natura Luzern
  • Medienmitteilung der SP Luzern
  • Medienmitteilung der GLP Luzern
  • Telefonat mit Mike Siegrist, Luzerner Kantonsplaner
  • Präsentation zu den Arbeitsgebieten im Richtplan
  • Mitwirkung der Region Luzern West
  • Website des Kantons Luzern zum neuen Richtplan
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