Stadt will dort Platz für Flüchtlinge schaffen

Hinterschlund: Wagenburg bleibt – trotz Strafverfahren

Die Wagenburg ist seit September 2021 im Hinterschlund – wie verträgt sich das mit der Idee, dort Wohncontainer für Flüchtlinge aufzustellen? (Bild: bic)

Hunderte von Ukraine-Flüchtlingen erreichen derzeit die Schweiz. Die Stadt Luzern prüft deshalb, im Hinterschlund Wohncontainer aufzustellen. Nur: Das Gelände ist von einer Wagenburg besetzt.

Die Wagenburg im Salzlager ist im September in den Hinterschlund gezogen. Das leer stehende Gelände ist auf Krienser Boden, gehört aber der Stadt Luzern (zentralplus berichtete). Diese reagierte umgehend auf die Besetzung – und zwar mit einer Strafanzeige.

Jetzt zeigt sich: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen abgeschlossen. Die entsprechenden Strafbefehle wurden von den Bewohnerinnen allerdings angefochten, sodass die Verfahren noch hängig sind. Dies bestätigt Mediensprecher Simon Kopp auf Anfrage von zentralplus.

Gegen die Wagenburg hat sich von politischer Seite her schon früh Widerstand angekündigt. So forderte die SVP postwendend, dass die «Gruppe beim Hinterschlund so schnell wie möglich weggewiesen werden muss». Die FDP Kriens wiederum macht mit einem Vorstoss Druck (zentralplus berichtete)

Keine Einigung mit den Bewohnerinnen

Die Stadt Luzern kündigte letzten Herbst an, mit den Bewohnern des Bauwagendorfes den Kontakt zu suchen – und die Bedingungen für eine legale Nutzung des Geländes zu klären. Zu einer Einigung ist es allerdings in den letzten sechs Monaten nicht gekommen. «Es gibt keine Vereinbarung», schreibt Marko Virant, Leiter Immobilien, kurz und knapp auf eine entsprechende Anfrage von zentralplus. Es gebe auch keine Frist, wie lange die Wagenburg im Hinterschlund bleiben dürfe.

Die Stadt plant, die Zwischennutzung des Areals Hinterschlund öffentlich auszuschreiben. Den Bewohnerinnen der Wagenburg bietet dies die Möglichkeit, sich offiziell dafür zu bewerben und ihre Siedlung so zu «legalisieren». «Da eine Räumung zum jetzigen Zeitpunkt nicht verhältnismässig wäre, wird die Besetzung zeitweilig toleriert», schreibt Virant.

Flüchtlinge brauchen ein Dach über dem Kopf

Wie passt das zu den Plänen der Stadt Luzern, auf dem Areal Hinterschlund Wohncontainer für Flüchtlinge aufzustellen (zentralplus berichtete)? Diese Idee präsentierte der Stadtrat letzte Woche, nachdem die SP in einem dringlichen Vorstoss darauf gepocht hatte, dass die Flüchtlinge nicht in unterirdischen Bunkern untergebracht werden (zentralplus berichtete).

Um sich diese Option offenzulassen, hat die Stadt die Ausschreibung für die Zwischennutzung des Areals sistiert. So lange bis «ein allfälliger Bedarf für Flüchtlingsunterkünfte bekannt ist», wie Marko Virant schreibt. Eine «Legalisierung» der Wagenburg ist so nicht möglich.

Wagenburg Hinterschlund zu räumen ist keine Option

Die Wagenburg räumen zu lassen, um Platz zu schaffen für die Wohncontainer, ist allerdings trotzdem nicht angedacht. «Da die Wagenburg nicht die ganze Fläche des Hinterschlund einnimmt, besteht auf der Restfläche Platz für Flüchtlingsunterkünfte», meint Virant.

Was die Bewohner der Wagenburg von der Idee halten, im Hinterschlund Flüchtlinge unterzubringen, ist nicht bekannt. Eine entsprechende Anfrage von zentralplus blieb unbeantwortet.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Simon Kopp
  • Mailkontakt mit Marko Virant
  • Mailanfrage an die Bewohnerinnen der Wagenburg (unbeantwortet)
  • Interpellation der FDP Kriens
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