Areal beim Hinterschlund ist besetzt

Neue Wagenburg: Wieder steht die Stadt Luzern im Dillemma

Seit vergangenem Wochenende stehen die Wagen vom Salzlager im Hinterschlund. (Bild: bic)

Sie mussten fort von da, wo sie waren – die Wagenplatz-Bewohner beim Salzlager. Und jetzt haben sie sich im Krienser Hinterschlund niedergelassen. Ob das von langer Dauer sein wird, muss sich zeigen. Denn die Stadt Luzern reichte am Donnerstagmorgen Strafanzeige ein. Sie hat keine Freude an den Bewohnerinnen auf ihrem Grundstück.

Nachdem sie über mehrere Jahre beim Salzlager auf dem Grundstück der Wohnbaugenossenschaft EBG hausten, mussten sie Ende September umziehen: die Bewohnerinnen des Salzlager-Wagenplatzes (zentralplus berichtete). Seit dem vergangenen Wochenende haben sie sich nun an einem neuen Ort eingefunden – und zwar auf einem Grundstück der Stadt Luzern im Krienser Hinterschlund.

Nicht allen passt diese Aktion in den Kram. Als Erste hat sich die SVP Luzern zu Wort gemeldet. In einer Medienmitteilung fordert sie den Stadtrat dazu auf, den «Besetzern» ein baldiges Ende zu setzen: «Für die SVP ist klar, dass die Gruppe beim Hinterschlund so schnell wie möglich weggewiesen werden muss. Die SVP hat sich schon immer gegen jegliche Besetzeraktivitäten gewehrt», heisst es. Auf der Website der Partei heisst es dazu, dass man das Bedürfnis nach alternativen Wohnformen durchaus anerkenne, diese aber geltendes Recht beachten müssten und nicht auf Kosten der Allgemeinheit umgesetzt werden dürften.

Es gab bereits ein Gespräch

Die Stadt Luzern hat tatsächlich ziemlich kurzen Prozess gemacht. Nur wenige Tage nachdem die Wagenburg beim Schlund aufgestellt war, reichte sie am Donnerstag Strafanzeige gegen Unbekannt ein. «Offensichtlich gab es im Zusammenhang mit der Besetzung des Areals einige illegale Handlungen, zum Beispiel das Aufbrechen der Umzäunung oder die unbewilligte Besetzung des Landes», erklärt Marko Virant, Leiter Immobilien bei der Stadt Luzern, den Schritt. Angezeigt wurden die Bewohnerinnen der Wagenburg unter anderem wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.

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Wagenburg: Was soll die Stadt tun?
  • Der Platz sollte umgehend geräumt werden.
  • Man sollte das Gespräch suchen.
  • Ganz einfach: Das Projekt muss geduldet werden.

Gemäss Virant kennt man die Identität der Leute, die jetzt im Hinterschlund wohnen, noch nicht. «Unabhängig davon können wir sagen, dass vor den Sommerferien Bewohnende der Wagenburg Salzlager das Gespräch mit Kriens und Luzern gesucht haben und nach einem einmaligen Gespräch nicht weitergeführt haben.» Man werde aber den Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Bauwagendorfes suchen, so Virant.

Wäre es also möglich, dass die Besetzung in ein legales Mietverhältnis überführt wird? Laut Virant wäre dies unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Dazu gehörten vor allem die Einhaltung von Vereinbarungen und dass die Anwohnerinnen nicht gestört werden.

Wie lange die Wagenburg wohl bleiben wird? (Bild: bic)

Wagenplatz-Bewohnerinnen stellen Infotafel auf

Die Wagen-Bewohner ihrerseits haben nach einer Anfrage von zentralplus einer Stellungnahme zugesagt, konnten die gestellten Fragen bisher aber nicht beantworten. Wie bei solchen Lebensgemeinschaften üblich, werden auch in der Wagenburg im Hinterschlund wichtige Anliegen immer im Kollektiv besprochen und entschieden.

Beim Eingang ihrer Siedlung auf dem Areal des Hinterschlunds steht aber eine Tafel mit einer Art Manifest. So erklärt die Gruppe den Passantinnen, weshalb die neue Siedlung entstanden ist: «Während in Luzern und rings herum in der letzten Zeit immer mehr Freiräume und alternative Lebensorte verschwunden sind [...], haben wir dieses wunderschöne Stück Brache entdeckt. In der lauschigen Ecke hinter den Bäumen wollen wir wohnen. Da gibt es viel zu bauen, organisieren, entscheiden und zu verhandeln.»

Das Manifest reiht sich ein in die Kritik, die jeweils an den sogenannten Freiraum-Demos öffentlich kundgetan wird. In Luzern zuletzt am vorletzten Freitag (zentralplus berichtete). So werde die Stadt nicht von den Menschen geformt, die sie beleben, sondern von der Hoffnung auf Rendite und der Kaufkraft. In diesem Sinne würden Neubauprojekte mit überteuerten Mieten auch in Luzern und Umgebung Freiräume und alternative Lebensformen verschwinden lassen.

Hier machen die Bewohner auf ein paar ihrer Standpunkte aufmerksam. (Bild: bic)
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