Kantonsrat hält nichts vom *

Genderstern im Kanton Zug: Kaum gesehen, aber gefürchtet

Jean Luc Mösch stört sich an der Genderschreibweise der PH Zug. (Bild: Bildmontage: PH Zug/Die Mitte Zug)

Das generische Maskulinum ist am Ende! Doch was kommt jetzt? In Zug halten nicht alle gleich viel vom Genderstern. Das hält die Zuger PH jedoch nicht davon ab, zumindest in ihren Jobinseraten zu gendern. Mitte-Kantonsrat Jean Luc Mösch findet das «unglücklich».

Es ist ein kleines Zeichen, das immer wieder für Furore sorgt. Es polarisiert, spaltet die Meinungen – dabei will es nur alle Menschen ansprechen und nicht nur «mitmeinen»: das Gendersternchen *.

Auch im Jahr 2023 gibt das Gendern im Kanton Zug zu reden: Nun liegt die Antwort der Zuger Regierung auf eine Interpellation, welche die drei Zuger Kantonsräte Jean Luc Mösch (Mitte), Philip C. Brunner (SVP) und Patrick Iten (Mitte) eingereicht haben, vor. Sie wollten besonders genau hinschauen und wissen, ob der Genderstern auch wirklich tabu an Zuger Verwaltungen und an den Schulen ist (zentralplus berichtete).

Was war Auslöser für die Interpellation? Wir fragen nach beim Zuger Mitte-Kantonsrat Jean Luc Mösch. Am Telefon erzählt er, dass er immer mehr auf den Genderstern in Texten stösst – auch in Büchern von Autorinnen. «Ich fragte mich, was das für unsere Gesellschaft bedeutet.» Schliesslich habe er selbst in einem Vorstoss den Genderdoppelpunkt verwendet – einfach um zu sehen, ob andere darauf reagieren. «Doch ich kriegte keine einzige Reaktion, das hat mich selbst verwundert.»

Genderstern: der deutsche Rat für Rechtschreibung ist dagegen

Der Genderstern polarisiert, dessen ist sich auch Mösch bewusst. «In Gesprächen mit Senioren und jungen Menschen, die ich geführt habe, zeigte sich: Der Genderstern verwirrt die meisten.» Er mache die Texte unlesbar oder nicht mehr klar verständlich. «Eine grosse Mehrheit ist durch solche experimentellen Schreibweisen irritiert und verwirrt –währenddessen nur eine Minderheit davon profitiert.»

«Der Genderstern verwirrt die meisten.»

Jean Luc Mösch, Mitte-Kantonsrat Zug

Der 57-Jährige bezieht sich zudem auf den Rat der deutschen Rechtschreibung. Dieser wurde unter anderem vom Schweizer Staat dafür beauftragt, die «Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren».

Vor knapp einem Jahr hielt dieser Rat fest: Man solle zwar allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnen und sie «sensibel» ansprechen. Dies in der Sprache zu verankern, sei aber unnötig. Den Genderstern hat er dementsprechend – wie andere solche Schreibweisen – nicht empfohlen. Es sei eine «gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann». Auch der Bund will den Genderstern nicht in amtlichen Texten (zentralplus berichtete).

Mösch schliesst sich dem an. Er ergänzt: «Ich bin der Meinung: Wir müssen unsere Sprache bewahren. Weil die Oberaufsicht der deutschen Sprache den Genderstern ablehnt, wollte ich wissen, auf welche sprachlichen Empfehlungen sich unsere Institutionen im Kanton Zug eigentlich stützen.»

Das sagt die Zuger Regierung

Antworten darauf hat der Mitte-Politiker nun. Die Zuger Regierung hält fest, dass sich die Direktionen an einen kantonalen Sprachleitfaden aus dem Jahr 2013 sowie einen Sprachleitfaden des Bundes stützen. Will heissen: Sie verwenden Paarformen («Studenten und Studentinnen») sowie geschlechtsneutrale und geschlechtsabstrakte Formulierungen («Studierende»). Hingegen sind der Genderstern («Student*innen»), der Genderdoppelpunkt («Student:innen»), der Gender-Gap («Student_innen») oder Gender-Mediopunkt («Student·innen») «üblicherweise nicht zu finden». Die Gemeinden sprechen Frauen und Männer gleichermassen an – würden aber bewusst darauf verzichten, den Genderstern aufzuwenden. Ausnahmen gibt es aber.

In Schulen ist es der Lehrerin überlassen, ob sie den Genderstern in Schülertexten akzeptiert. Ein Lehrer darf aber nicht verlangen, dass Schülerinnen in ihren Texten diesen oder ähnliche Schreibweisen verwenden. Klar verboten ist der Genderstern in Elternbriefen und Newslettern der kantonalen Schulen (zentralplus berichtete).

PH Zug setzt auf den Genderdoppelpunkt – zumindest teilweise

Ganz vergebens sucht man den Genderstern indes nicht im Kanton Zug. So setzt beispielsweise die Pädagogische Schule Zug (PH) zumindest in ihren Stelleninseraten auf den Genderdoppelpunkt.

Damit will sie sich gegenüber potentiell neuen Mitarbeiterinnen und Studenten als «offene und dynamische Hochschule» zeigen, die «mit der Zeit» geht, wie die Regierung ausführt. Aufgrund anhaltender Kritik von Seiten der Direktion für Bildung und Kultur, teilweise aus dem Hochschulrat sowie aus bestimmten politischen Kreisen im Kanton Zug habe die PH Zug ihr Vorgehen aber kürzlich noch einmal überprüft.

«Es gab schon vor 20 Jahren non-binäre Menschen, die sich auch ohne Genderstern angesprochen fühlten. Für mich definiert sich dieser Respekt ihnen gegenüber nicht über die Schreibweise.»

Jean Luc Mösch

Die PH Zug kam selbst zum Schluss, dass sie auf ihren Kanälen teilweise verschiedene Schreibweisen verwendet. Auf der Website oder auf Instagram setzt sie beispielsweise auf geschlechtsneutrale Ausdrücke sowie Paarformen.

Bald soll es für die PH Zug einen überarbeiteten Leitfaden geben, der Dozenten und Studentinnen als «Orientierungshilfe» dienen soll. Dafür zuständig ist die PH-interne Kommission Diversity. Ob die PH künftig auch anderswo auf den Genderdoppelpunkt setzt, kann Mediensprecherin Jana Seregi auf Anfrage nicht sagen. Nur so viel: «Die PH Zug verfolgt mit ihrem Leitfaden für einen sensiblen Sprach- und Bildgebrauch einen zeitgemässen und insbesondere auch mehrdimensionalen Ansatz, der nicht nur auf Gender fokussiert.»

Zuger Kantonsrat findet das «unglücklich»

Für den Mitte-Kantonsrat ist klar: Solange der deutsche Rat für Rechtschreibung den Genderstern nicht empfiehlt, sollten auch Zuger Institutionen diesen nicht in ihrer Kommunikation verwenden.

Er bemängelt, dass in den Schulen den Lehrpersonen eine grosse Verantwortung zukomme. Es werde wohl kaum kontrolliert, ob sich diese an die Weisungen des Kantons halten und den Genderstern & Co. nicht als korrekte Schreibweise einführen.

Dass die PH zumindest in den Jobinseraten auf den Genderdoppelpunkt setzt, findet Mösch «unglücklich», wie er selbst sagt. Er, Brunner und Iten hätten deswegen aber nicht bei der PH Zug interveniert.

Respekt ja, aber anders

Vom Genderstern hält Mösch nicht viel. «Für mich liegt aber klar auf der Hand, dass es Menschen gibt, die sich dem dritten Geschlecht angehörig fühlen. Ich bin auch dafür, mich so zu auszudrücken, sodass ich niemanden mit meinen Formulierungen brüskiere. Ob Mann, Frau oder eben Non-Binären – ich will ihnen mit Respekt begegnen.» Besser findet er deswegen neutrale Formulierungen wie beispielsweise «Studierende», die für ihn einfacher lesbar seien.

Dass man Menschen, die sich weder als Frau noch als Mann definieren, eben direkt mit solchen Genderschreibweisen ansprechen könnte und Mitmeinen oftmals nicht funktioniert, sieht Mösch anders. «Es gab schon vor 20 Jahren non-binäre Menschen, die sich auch ohne Genderstern angesprochen fühlten. Für mich definiert sich dieser Respekt ihnen gegenüber nicht über die Schreibweise.»

Verwendete Quellen
  • Interpellation von Jean Luc Mösch, Philip C. Brunner und Patrick Iten
  • Antwort der Regierung
  • Schriftlicher Austausch mit Jana Seregi, Leiter Kommunikation PH Zug
  • Telefonat mit Jean Luc Mösch, Zuger Mitte-Kantonsrat
  • Empfehlung des deutschen Rats für Rechtschreibung zum Thema geschlechtergerechte Sprache
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