Sprache als Bewertungskriterium

Hochschulen in Luzern: Wer nicht gendert, muss mit Punkteabzug rechnen

Das Gendersternchen macht auch vor den Hochschulen Luzerns nicht Halt. (Bild: Alexis Brown/Unsplash)

Dozentinnen der drei Hochschulen in Luzern können gendergerechte Sprache als Bewertungskriterium für schriftliche Arbeiten festlegen. Davon macht mindestens ein Departement der Hochschule Luzern Gebrauch. Doch auch Uni und PH betonen: Das generische Maskulinum ist nicht mehr zeitgemäss.

Denken wir an Regierungsräte, was sehen wir? Richtig: Männer. Reden wir von Chirurginnen, so denken wir an Frauen.

Doch so klar es ist, dass Sprache Macht hat und Frauen beim generischen Maskulinum nicht einfach so «mitgemeint» oder «mitgedacht» sind, so sehr polarisiert die Genderdiskussion. Insbesondere das Sternchen, das Frauen, Männer und alles dazwischen gleichermassen berücksichtigen und ansprechen will.

Das gibt auch an Hochschulen zu reden. Verwenden Studenten keine gendergerechte Sprache in schriftlichen Arbeiten, so können die Dozentinnen ihnen Punkte abziehen.

An der HSLU kann Gendern festes Bewertungskriterium sein

Die Medienstelle der Hochschule Luzern (HSLU) schreibt auf Anfrage: «Es gibt Fachbereiche, bei denen die gendergerechte Sprache ein festes Bewertungskriterium ist.» So wird etwa in allen Modulen am Departement Soziale Arbeit, in denen es schriftliche Hausarbeiten gibt, das Kriterium «Gendergerechte Sprache» von den Dozenten in die Bewertung aufgenommen. 

«Für eine chancengleiche und faire Kommunikation müssen wir in unserer Sprache alle Menschen einbeziehen, die mitgedacht und -berücksichtigt werden sollen.»

Sprachleitfaden der HSLU, Uni Luzern und PH Luzern

Die Dozentinnen müssen aber den Studenten vorab ankündigen, dass sie gendergerechte Sprache bewerten und diese somit ein Beurteilungskriterium ist. Wie die HSLU weiter schreibt, gilt ein Sprachleitfaden, den alle drei Hochschulen auf dem Campus Luzern gemeinsam herausgegeben haben, in einigen Fachbereichen durchaus als «verbindliche Vorgabe». Dabei dürfen die Studenten selber wählen, auf welche Art sie gendergerecht schreiben wollen. Dazu können sie aus dem Sprachleitfaden auswählen.

Eins vorneweg: Das generische Maskulinum ist verpönt

Wir blicken in diesen Sprachleitfaden, der seit 2004 existiert. 2018 wurde das Dokument zuletzt im grösseren Stil überarbeitet. Bereits im Vorwort steht nach einem Gedankenexperiment: «Für eine chancengleiche und faire Kommunikation müssen wir in unserer Sprache alle Menschen einbeziehen, die mitgedacht und -berücksichtigt werden sollen.» So wird schnell klar: Das generische Maskulinum entspricht diesen Anforderungen nicht.

Die drei Hochschulen halten vom generischen Maskulinum nicht viel. Man solle immer die weibliche und die männliche Form verwenden, wenn diese beiden Geschlechter gemeint seien, steht im Leitfaden. Nur die männliche Form zu verwenden und darauf hinzuweisen, dass «Frauen mitgemeint» sind, widerspreche dem Grundsatz, Frauen sichtbar zu machen. Deswegen sei das zu vermeiden.

Im Sprachleitfaden zeigen die drei Hochschulen weitere Möglichkeiten auf, wie man beide Geschlechter gleichermassen berücksichtigt. Weiter heisst es: «Schreiben und sprechen Sie auch Menschen an, die sich weder als (ausschliesslich) weiblich noch (ausschliesslich) männlich identifizieren.» Binäre Formulierungen seien zu vermeiden, non-binäre Menschen werden durch Gender-Gap (Student_in) oder Gendersternchen (Student*in) sichtbar gemacht.

Uni Luzern und PH Luzern: Wie bewertet wird, entscheiden die Dozentinnen

Und wie steht es an der Uni Luzern und der Pädagogischen Hochschule (PH) Luzern um den Genderstern in Seminararbeiten? Drohen Punkteabzüge, wenn er fehlt?

Auch die Uni Luzern verweist auf den erwähnten Sprachleitfaden. Eine fixe Regelung gibt es nicht. «Ob der genannte Leitfaden in der Lehre, zum Beispiel bei Seminararbeiten, für verbindlich erklärt wird und ob eine gendergerechte Sprachverwendung allenfalls in die Bewertung aufgenommen wird, bleibt den jeweiligen Dozierenden überlassen», schreibt Mediensprecher Dave Schläpfer auf Anfrage. Wie viele von ihnen tatsächlich schlechtere Noten vergeben, wenn Studentinnen nicht gendern, kann die Universität Luzern nicht sagen.

«Eine gendergerechte Sprache, die einer chancengleichen und fairen Kommunikation dient, ist ein wichtiges Anliegen. Sie wird aber nicht forciert.»

Marco von Ah, Pädagogische Hochschule Luzern

Bei der PH Luzern heisst es, dass ein Kriterium beim Beurteilen von Prüfungen und schriftlichen Arbeiten «Sprache und Ausdruck» lautet. «Eine gendergerechte Sprache, die einer chancengleichen und fairen Kommunikation dient, ist dabei ein wichtiges Anliegen. Sie wird aber nicht forciert», schreibt Mediensprecher Marco von Ah.

Auch er betont, dass die zuständigen Dozierenden für die Notenbewertung zuständig sind. «Eine gendergerechte Sprache kann daher als Bewertungskriterium festgelegt werden, allerdings im grösseren Kontext einer sprachlich sauberen und präzise verfassten Arbeit.»

Marco von Ah hält fest: Schreibt man gendergerecht, so kommuniziert man nicht nur fair und chancengleich – sondern man schreibt auch präziser und differenzierter.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Hochschule Luzern, der PH Luzern und der Universität Luzern
  • Gemeinsamer Sprachleitfaden der HSLU, Universität Luzern und der PH Luzern
  • Artikel aus der «NZZ»
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