Situation war schon vorher schwierig

Flüchtlingswelle: Luzern sucht händeringend Personal

Der Kanton hat an der Baselstrasse wegen der Flüchtlingswelle aus der Ukraine einen neuen Sozialdienst aufgebaut – dafür brauchts jetzt noch Personal. (Bild: ewi)

Um die Flüchtlingswelle aus der Ukraine bewältigen zu können, braucht der Kanton Luzern zusätzliches Personal. Derzeit sind zehn Stellen offen.

Der Krieg in der Ukraine nimmt kein Ende – und damit steigt die Zahl der Flüchtlinge, die im Kanton Luzern untergebracht werden. Bis Ende des Jahres könnten es an die 10'000 Menschen sein – das ist viermal so viel wie heute (zentralplus berichtete).

Die kantonalen Unterkünfte platzen schon jetzt aus allen Nähten. Diese Woche hat der Kanton angekündigt, dass die Flüchtlinge neu in Grossunterkünften und Zivilschutzanlagen untergebracht werden (zentralplus berichtete). Das sorgte für massive Kritik seitens der Grünen (zentralplus berichtete).

Laufend wird neues Personal rekrutiert, um die Flüchtlingswelle zu bewältigen

Doch nicht nur die Unterbringung ist eine Herkulesaufgabe. Auch die Betreuung, die Organisation der finanziellen Unterstützung und der Sprachkurse ist eine Herausforderung. Dafür braucht es Personal. Zehn Stellen sind aktuell beim Kanton ausgeschrieben. «Aufgrund der Fluchtbewegungen aus der Ukraine kommen aktuell laufend neue Aufgaben hinzu, sodass wir auch laufend Personal rekrutieren», heisst es dazu auf Nachfrage beim der Dienststelle für Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF).

Gefragt sind vor allem Sozialarbeiterinnen und Sachbearbeiter. Die Personalrekrutierungen erfolgen vorwiegend im Bereich Schutzstatus S. Dies auch wenn nur in einem Stelleninserat explizit erwähnt wird, dass die gesuchte Person bei der Arbeit mit Flüchtlingen aus der Ukraine eingesetzt werden soll.  

Sachbearbeiterinnen statt Sozialarbeiter

Um die Flüchtlingswelle aus der Ukraine bewältigen zu können hat die DAF einen neuen Sozialdienst an der Baselstrasse in Betrieb genommen (zentralplus berichtete). Dort sind allerdings primär Sachberarbeiterinnen im Einsatz – und keine ausgebildeten Sozialarbeiter.

«Im Sozialdienst Schutzsuchende an der Baselstrasse stehen aktuell vor allem sachbearbeiterische Aufgaben an, welche Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter übernehmen», schreibt die DAF dazu auf Anfrage. «Diesen stehen immer 1-2 ausgebildete Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zur Seite, die bei komplexen Fragestellungen hinzugezogen werden können.»

Personal: Situation war schon vor der Flüchtlingswelle schwierig

Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine dürfte die Personalsituation im Luzerner Asylwesen zusätzlich verschärft haben. Dabei war die Situation schon vor Kriegsausbruch schwierig. Allein in den ersten drei Monaten des letzten Jahres haben 18 Prozent der Mitarbeitenden die zuständige Dienststelle (DAF) freiwillig verlassen. Im Jahr 2020 lag die Kündigungsquote bei 11,4 Prozent (zentralplus berichtete).

«Es hat sich herumgesprochen, dass die Organisation strukturelle Probleme hat und die Dossierbelastung zu hoch ist», sagte die SP-Kantonsrätin Pia Engler dazu. Sie hatte 2021 einen Vorstoss zum Thema eingereicht. Wie die aktuelle Fluktuation aussieht, kann die DAF nicht beantworten. Wegen Ferienabwesenheiten, wie es seitens der Dienststelle heisst.

Sind die Medien schuld? Wohl kaum.

Auf die Frage, warum die Fluktuation im Luzerner Flüchtlingswesen generell hoch ist in den letzten Jahren, antwortet die DAF allgemein und wenig konkret. «Grundsätzlich gilt: Eine Tätigkeit im Asyl- und Flüchtlingswesen birgt viele Chancen, aber auch zahlreiche Herausforderungen», heisst es in der schriftlichen Antwort.

Mitarbeiterinnen der DAF seien oft im Spannungsfeld zwischen Ansprüchen von Politik, Behörden, Klientel und Bevölkerung. «Zudem steht man nicht selten im Fokus der Medien. Es ist zuweilen auch anspruchsvoll, sich in diesem Spannungsfeld zu bewegen», so die DAF.

Das ist eine bemerkenswerte Begründung für die schwierige Personalsituation. Die Behauptung, dass einzelne Mitarbeiter der Dienststelle «im Fokus der Medien» wären, ist jedenfalls schlicht falsch. Selbst Silvia Bolliger, die Leiterin der DAF, hatte in den letzten Monaten bemerkenswert wenige öffentliche Auftritte. Kritische Fragen liess sie stets schriftlich durch ihre Kommunikationsabteilung beantworten, die eigens dafür ausgebaut wurde.

Verwendete Quellen
  • Stellenportal des Kantons Luzern
  • Mailaustausch Dienststelle für Asyl- und Flüchtlingswesen
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