Ausgangslage vor dem 2. Wahlgang

Der seltsame Fall der Krienser Stadtratswahlen

Maurus Frey (rechts) hat den Sprung in den Stadtrat bereits geschafft. Die anderen vier Sitze sind noch zu vergeben. (Bild: io)

Dieser Urnengang ist ein absolutes Kuriosum. Gut möglich, dass nach dem zweiten Wahlgang am 28. Juni der gesamte Stadtrat ausgewechselt ist. Was du sonst noch über die Wahlen in Kriens wissen musst, erfährst du hier.

Genau ein Kandidat schaffte Ende März die Hürde des ersten Wahlganges: Maurus Frey (Grüne), der womöglich auch Nachfolger des abtretenden Stapis Cyrill Wiget wird. Als Folge ihres Resultats nahmen die drei bürgerlichen Stadträte, Sozialvorsteher Lothar Sidler (CVP), Bauvorsteher Matthias Senn (FDP) und zuletzt Finanzvorsteher Franco Faé (CVP), den Hut (zentralplus berichtete).

Dies wiederum führte dazu, dass neue Köpfe ins Rennen stiegen. Sechs Fragen, die sich vor dem zweiten Urnengang stellen: 

1. Kommt es zum kompletten Neuanfang?

Bildungsvorsteherin Judith Luthiger (SP) ist die einzige Bisherige, die im Rennen verbleibt. Sollte sie den Sprung nicht schaffen, käme ein komplett ausgewechselter Stadtrat zum Zuge. Das wäre aussergewöhnlich, in der jüngeren Geschichte der Schweiz ist jedenfalls kaum ein gleicher Fall bekannt.

2. Kommt es zum Linksrutsch?

Neben Luthiger ist für die SP auch Cla Büchi im Rennen. Beide kamen im ersten Wahlgang relativ nahe an das absolute Mehr von 3’489 Stimmen. Büchi schnitt mit seinen 3’321 Stimmen noch um rund 150 Stimmen besser ab als Luthiger.

Beide haben intakte Chancen, den Sprung in den Stadtrat zu schaffen. Sollte dies gelingen, wäre die Ausrichtung der Stadtregierung – zusammen mit Maurus Frey – deutlicher linksgeprägt als in den vergangenen Jahren der Fall.

3. Was kann Christine Kaufmann-Wolf ausrichten?

Nach dem ersten Wahlgang belegten die beiden CVP-Kandidaten zwei der drei hintersten Ränge. Dieser Umstand musste der Partei zu denken geben. Nicht zuletzt auch der Ortsparteipräsidentin Christine Kaufmann-Wolf.

Kaufmann, die im Kantonsrat Einsitz nimmt, steigt nun selbst ins Rennen – sowohl als Stadträtin als auch als Stadtpräsidentin. Auf ihren Schultern liegen somit die Hoffnungen des gesamten bürgerlichen Lagers.

Gerade die Wahl um das Stadtpräsidium könnte eine enge Kiste werden: Die SP hat ihren Kandidaten Cla Büchi aus dem Rennen genommen und sich klar hinter den Grünen Frey gestellt (zentralplus berichtete). Das Präsidium wird somit zum Links-Rechts-Showdown.

4. Wirkt der bürgerliche Schulterschluss?

Die Vorstellung, dass die SP mit zwei Mitgliedern in der Exekutive vertreten sein könnte, ist für das bürgerliche Lager ein Graus. Dies widerspiegelt sich in der Tatsache, dass gleich fünf Wahllisten bestehen, die das Wort «Konkordanz» im Titel tragen.

Dazu kommt noch eine weitere Liste mit dem Namen «Bürgerliche Allianz». Vor allem Roger Erni (FDP) und Marco Frauenknecht (SVP) dürften sich von den Konkordanzlisten nochmals frischen Schub für den 2. Wahlgang erhoffen.

5. Was kann der komplette Newcomer?

Mit Marcel Zandegiacomo (parteilos) steigt ein gänzlich unbekannter Kandidat ins Rennen. «Der erste Wahlgang hat gezeigt, dass das Stimmvolk nicht zufrieden ist. Wohl nicht nur mit den Kandidaten, sondern auch mit der Politik der Parteien. Es ist demnach Zeit für neue Köpfe», erklärt Zandegiacomo seine Motivation auf Anfrage.

Der 25-jährige Jus-Student will die junge Generation vertreten, ohne dabei die Anliegen der älteren Generation zu vernachlässigen: «Die Entscheide, die in diesem Gremium getroffen werden, beeinflussen meine und die kommende Generationen mindestens so stark wie die heute im Stadtrat vertretene Generation. Da wäre es nur richtig, die Zukunft aktiv mitgestalten zu können.» Er könnte sich insbesondere das Baudepartement als Wirkungsstätte vorstellen, seine Wahl wäre aber eine – weitere –Krienser Sensation.

6. Was erwartet den neuen Stadtrat?

Die grösste Aufgabe des neuen Stadtrates – wie auch immer dieser zusammengesetzt sein wird – ist es, die Finanzen der Stadt wieder ins Lot zu bringen. Diese befinden sich derzeit in massiver Schieflage (zentralplus berichtete). Eine undankbare Herkulesaufgabe.

Der noch aktuelle Stadtrat hat dafür kürzlich eine Strategie bereitgelegt (zentralplus berichtete). Ob diese Strategie (Steuererhöhung oder massiver Zusammenstrich der Leistungen) auch von der nächsten Stadtregierung getragen wird, wird sich noch zeigen müssen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 18.06.2020, 07:54 Uhr

    Lasset die Prognosen beginnen! Also: Frey wird als Stapi gewählt, Büchi als Stadtrat. Frauenknecht wird locker gewählt, Kaufmann gewinnt knapp gegen Erni. Der Parteilose scheitert krachend, Luthiger deutlich. Stimmbeteiligung maximal 35 Prozent. In Kriens muss man sein Stimmcouvert auf eigene Kosten frankieren, das fördert Passivität.

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