Corona-Demo: Das sagt Polizei-Chef Adi Achermann zu den Vorwürfen
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In Luzern sind am Samstag 1'500 Menschen an einer unbewilligten Kundgebung durch die Strassen gezogen. Dass die Polizei die Versammlung nicht auflöste, sorgt für Diskussionen. Polizeikommandant Adi Achermann äussert sich nun erstmals persönlich dazu.
Die Corona-Demo vom letzten Samstag hat ein politisches Nachspiel. Die Kundgebung wurde geduldet und weder eingekesselt noch aufgelöst. Die SP hat am Dienstag einen Vorstoss dazu eingereicht (zentralplus berichtete).
Es ist nicht die erste Demo, die unbewilligt und unbehelligt durch die Stadt zieht. Seit Monaten finden in Luzern regelmässig am Montag sogenannte «Spaziergänge» von Massnahmenkritikern statt. Die Luzerner Polizei argumentiert jeweils, dass ein Eingreifen unverhältnismässig wäre.
Einer der lautesten Kritiker gegen diese Praxis ist der Luzerner Jurist Loris Fabrizio Mainardi. Er hat bereits zahlreiche Strafanzeigen gegen die mutmasslichen Organisatoren der Demos eingereicht (zentralplus berichtete). Nach der Demo vom letzten Samstag wandte er sich per Mail an den Polizeikommandanten Adi Achermann persönlich.
Die Freiheitstrychler wurden von der Demo ferngehalten
«Statt den erwähnten renitenten Rädelsführer auf frischer Tat zu ertappen, fassen Ihre Beamten ihn und seine Anhänger – jedenfalls gemäss eigenen Aussagen – mit Samthandschuhen an», schreibt Mainardi. Er spricht damit einen Tweet von Nicolas A. Rimoldi an, gemäss welchem die Luzerner Polizisten ihn freundlich gegrüsst hätten.
In seiner Antwort schildert Adi Achermann, wie die Kundgebung am Samstag aus seiner Sicht abgelaufen ist: «Wir waren frühzeitig mit Kräften vor Ort und nahmen zahlreiche Personenkontrollen mit Wegweisungen vor. So gelang es uns, mindestens die Trychlergruppe von der Demo fernzuhalten, eine gänzliche Verhinderung der Demo konnten wir aber nicht erreichen», so der Polizeikommandant.
Es gingen viele Kinder und ältere Menschen mit
Ein anfänglicher Demozug von rund 300 Personen habe sich dann allmählich zu einer grösseren Menschenansammlung von rund 1'500 Personen mit entsprechender Störung des öffentlichen Lebens entwickelt. «Unseren Einsatzkräften gelang es, mittels Gesprächen einen gewissen Einfluss auf die Marschroute zu nehmen. Unsere Möglichkeiten waren aber sehr beschränkt, weil uns die Störaktionen von linker Seite (mit einer gewissen Gewaltbereitschaft) ziemlich beschäftigten», so Achermann.
zentralplus hat eine dieser Störaktionen beobachtet. Dabei standen vereinzelte Gegen-Demonstranten am Rande des Kundgebungszuges und beschimpften die Massnahmen-Kritikerinnen als «Nazis» und «Arschlöcher». Gewaltsame Zwischenfälle konnten von unserer Seite her nicht persönlich festgestellt werden.
«Eine gewaltsame Auflösung der Demo stand nicht zur Diskussion, weil viele Kinder und ältere Personen mitmarschierten», erklärt der Luzerner Polizei-Chef. Auch wären aus seiner Sicht dann «bedeutende Kollateralschäden» entstanden, zumal sich der Zug an Gartenwirtschaften vorbeibewegte und ständig Vermischungen mit Touristen entstanden.
Gewaltbereitschaft soll von den Gegendemonstranten ausgegangen sein
«Unsere Aktivitäten konzentrierten sich deshalb auf die Verkehrsführung. Zu erwähnen ist aber auch, dass linksautonome Aktivisten verschiedene Angriffe auf die Demo starteten», so Achermann. Das damit verbundene Gewaltpotenzial habe viele Kräfte der Polizei gebunden.
«Dass in dieser Situation allenfalls der Eindruck entsteht, die Demonstranten würden geschont, erscheint verständlich. Am letzten Samstag lag der Grund aber klar darin, dass Gewaltbereitschaft nach unseren Feststellungen nicht von den Demonstranten, sondern von den Gegendemonstranten ausging.»
Achermann versichtert, man werde nun den Einsatz aufarbeiten, und verweist darauf, dass die erkannten Anführer der Demo angezeigt worden seien (zentralplus berichtete).
Hinweis: zentralplus veröffentlicht die Ausführungen von Adi Achermann in seiner Mail mit dessen ausdrücklichem Einverständnis.