Ein neuer Verein übernimmt Trägerschaft

Kultur im Tech Cluster Zug: Etwas anders als geplant

Samantha Heller ist die Präsidentin von Kunst Cluster, einem Verein, der in den kommenden Jahren für mehr Kultur auf dem V-Zug-Areal sorgen will. (Bild: zvg/ Laura Hürlimann)

Bis zur Deadline ging kein einziges Dossier ein: Weil die Stadt Zug keine verbindliche Trägerschaft für die Kulturnutzung im Tech Cluster hat finden können, wird nun stattdessen ein Verein gegründet. Dieser vertritt nicht nur die Interessen von Kulturaffinen.

Im Norden der Stadt Zug entsteht neuer Kulturraum. In einer ungenutzten Shedhalle des Tech Cluster Zug, wo heute noch V-Zug-Maschinen gelagert werden, soll bald Kultur gemacht werden.

Die Eigentümerin der Halle, die Urban Assets Zug AG, eine Tochterfirma der Metall Zug AG, hat sich dafür mit Stadt und Kanton Zug zusammengetan. Gemeinsam haben sie nach einer Trägerschaft gesucht, um den 1500 Quadratmeter grossen Raum zu betreiben.

Eine Zwischennutzung, die auf grossem Fuss lebt

Bereits ist klar, dass ein grosser Teil des Raumes an die Zuger Kunstgesellschaft, also an das Kunsthaus Zug geht, das unbedingt nach einem Platz für ein Kulturdepot sucht. Ein weiterer Teil des Raums geht ans Atelier 63. Die zehn Kulturschaffenden, die heute noch in der Shedhalle an der Hofstrasse wirken, sollen künftig im Tech Cluster ein neues Zuhause finden.

Jedenfalls für die verbleibende Zeit von fünf bis zehn Jahren. Denn beim Kunst Cluster handelt es sich um eine Zwischennutzung. Die restlichen voraussichtlich 200 bis 400 Quadratmeter neben Atelier und Kunstdepot sollen freier bespielbar sein. Dort soll ein gemäss Ausschreibung «niederschwelliger, allgemein zugänglicher Begegnungsort im Kontext von Kunst unter Einbezug des Quartiers» entstehen.

Die Miete von Jährlich 215'000 Franken für die Halle wollen sich Stadt und Kanton teilen. Das letzte Wort ist diesbezüglich noch nicht gesprochen. Der Grosse Gemeinderat Zug wird Anfang Juli über das Anliegen respektive über die jährlich anfallenden 80'000 Franken entscheiden.

Weil keine Trägerschaft gefunden wurde, entstand ein Verein

Es kam alles etwas anders, wie Iris Weder, die Leiterin der Abteilung Kultur der Stadt Zug, auf Anfrage erklärt. Zwar sei man von verschiedensten Interessenten kontaktiert worden, sowohl für die Trägerschaft als auch für eine Raummiete. «Ein Kollektiv aus Zürich und Basel beantragte eine Fristverlängerung für die Erstellung des Dossiers und die Eingabe, die wir aufgrund des gesetzten Zeitplans nicht gewähren konnten. Zum Ablauf der Frist wurde schliesslich kein schriftliches Dossiers eingereicht.»

Deshalb habe n die Förderkommission, Kanton, Stadt und Urban Asset im Hinblick auf die Gründung einer Zuger Trägerschaft Gespräche geführt. «Schliesslich wurde entschieden, dass ein Verein gründet werden müsste, der die aufgestellten Kriterien zu erfüllen vermag.» Für den Einsitz fragte die Stadt neben Urban Asset die Vereine Atelier 63, Film Zug, den Quartierverein Guthirt und die Freunde des Kunsthauses an.

Ende April wurde der nicht gewinnorientierte Verein Kunst Cluster Zug gegründet. Er «bildet die Trägerschaft und ist für die Umsetzung des Nutzungskonzeptes verantwortlich», sagt Weder. «Er sorgt dafür, dass Kunst, Industrie und urbanes Leben produktiv verknüpft werden und ist zudem zuständig für den Einbezug der Öffentlichkeit und dem Programm.»

Wo sich heute Waschmaschinen stapeln, wird künstig Kunst entstehen. (Bild: wia)

Ein Verein, der Kultur und Nachbarschaft zusammenbringen soll

Das Präsidium des neugegründeten Vereins übernimmt die Zugerin Samantha Heller, die bereits als Präsidentin des Atelier 63 fungiert.

Sie erklärt: «Wir haben bereits vor zwei Jahren nach einem neuen Standort fürs Atelier 63 gesucht, da an der Hofstrasse bald gebaut wird und wir ausziehen müssen. Bei einem Vernetzungsanlass der Stadt hatten wir uns mit den Verantwortlichen des Tech Clusters getroffen und unser Interesse bekundet.» Einige Zeit später erhielt das Atelier 63 den Bescheid, dass der Einzug in den Tech Cluster grundsätzlich möglich sei.

Nach der Ausschreibung der Stadt Zug setzten sich die Vertreterinnen des Atelier 63, des Quartiervereins Guthirt, der Kunstgesellschaft, des Zuger Film und des Tech Cluster zusammen. «Dies, um zu fünft herauszufinden, wie wir einen Verein managen und die anfallenden Aufgaben pragmatisch aufteilen könnten», sagt Heller. Denn: «Es handelt sich um einen grossen Raum. Zwar wird der grösste Teil durch das Schaulager genutzt und ein kleinerer vom Atelier. Dennoch wird es eine öffentliche Nutzung geben, ähnlich wie bei der heutigen Shedhalle.»

«Die heutige Halle ist gut ausgelastet. Wir erwarten, dass das auch im Kunst Cluster so sein wird.»

Samantha Heller, Präsidentin des Vereins Kunst Cluster Zug

Heller weiter: «Die heutige Halle ist gut ausgelastet. Wir erwarten, dass das auch im Kunst Cluster so sein wird. Nicht nur der Verein Zuger Film und der Quartierverein Guthirt haben Interesse an einer Nutzung des Raums.» Das Kunsthaus könne den Raum etwa im Rahmen von Vermittlungsprogrammen für Kinder brauchen und das Atelier 63 führe regelmässig Workshops oder Open Ateliers durch.

Wo V-Zug-Waschmaschinen entstehen, ist auch die Kultur willkommen

Auf die Frage, wie sie das Zusammenspiel zwischen Kunst und Wirtschaft an diesem Standort einschätzt, sagt Samantha Heller: «Ich habe seitens der Verantwortlichen des Tech Cluster das Gefühl, dass wir dort sehr willkommen sind. Und dass man es als Aufwertung des Industriegebiets ansieht, wenn dort künstlerisch gearbeitet wird und das Quartier durch die Nutzungen belebt wird.»

Die städtische Kulturverantwortliche, Iris Weder, sagt abschliessend zum Projekt: «Wir sind überzeugt, damit die ideale Lösung für die Zwischennutzung gefunden zu haben, die zur Belebung des Quartiers und der Stadt Zug im Allgemeinen beiträgt.»

Die Stadt hofft auf Synergien und neue Impulse

Die Zwischennutzung schaffe Raum für Experimente, Kreativität, Eigeninitiative und gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe. So entstünden neue Synergien und Impulse, die sich massgeblich auf die Entwicklung der Kulturlandschaft und die Identität der Stadt auswirken.

Mit Blick auf den grossen Bedarf an kulturellen Arbeits-, Begegnungs- und Ausstellungsräumen und die von Urban Assets Zug angebotenen Vorzugskonditionen verspreche die kulturelle Zwischennutzung in der Halle 11 des Tech Clusters Zug eine Bereicherung für die Kulturschaffenden, die Öffentlichkeit und die Ausstrahlung der Stadt zu werden.

«Die Stadt sieht grosses Potenzial in Private-Public-Partnerships und ist der Ansicht, dass die Zwischennutzung im Tech Cluster ein erster und wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und ergiebigen Lösung des Kulturraummangels ist», so die Leiterin der Abteilung Kultur.

Verwendete Quellen
  • Ausschreibung Kultur im Tech Cluster
  • Schriftlicher Austausch mit Iris Weder
  • Mündlicher Austausch mit Samantha Heller
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Richard Ephraim Scholl
    Richard Ephraim Scholl, 12.06.2023, 17:35 Uhr

    ach du mein liebes Bisschen, es geht um Geld, um Steuergeld. In ganz Europa, in ganz Europa, lechzen Kulturschaffendi*innen um Förderung, staatliche Förderung, sprich Geld von Nettosteuerzahlenden wie mich. Siehe Pius Knüsels Buch: Kulturinfarkt.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon