Mario Hermann im Gespräch

Dieser Luzerner Rockjournalist posierte schon mit Kiss und Scorpions

Beim «rontaler» hat Hermann seit Jahren sein eigenes Format. ( (Bild: Jan Rucki)

Musikjournalist seit 30 Jahren – und zwar mit Herzblut, das ist der Luzerner Mario Hermann. Im Gespräch erzählt er von Erlebnissen in seiner Karriere und seinem langjährigen Erfolg mit seinen Musikformaten.

Mario Hermann hat sich der Rockmusik verschrieben. Und das seit Jahrzehnten. Glamrock, Hardrock und Heavy Metal trägt er in sich und lebt es aus. Seit 30 Jahren schreibt er als Musikjournalist für Zentralschweizer Lokalzeitungen. Darauf ist er sichtlich stolz, wie zentralplus bei einem Treffen in seiner Lieblingsbeiz, dem Restaurant Caravelle beim Löwendenkmal, feststellt.

Beim «rontaler» hat Hermann seit Jahren sein eigenes Format, das er zwischenzeitlich auch bei der «Luzerner Rundschau» publizierte. Im Laufe der Jahre hat er vielen bekannten Schweizer und internationalen Künstlern die Hand geschüttelt und für ein Bild posiert. Zu seinen Lieblingsbands gehören Acts wie Kiss, Status Quo und die Scorpions. Künstlerinnen und Künstler wie Nena und Steve Lee bewundert er geradezu.

Ganz aufgeregt erzählt er von seiner Faszination von der Welt der grossen Stars und der Rockmusik. zentralplus trifft Hermann zu seinem persönlichen Jubiläum bei einer Pizza im lauschigen Halbschatten der herbstlichen Mittagssonne.

zentralplus: Herr Hermann, seit über 30 Jahren sind Sie Musikjournalist, primär im Bereich der Rockmusik. Was genau fasziniert Sie so sehr an diesem Genre?

Mario P. Hermann: Angefangen hat meine Faszination für Rockmusik schon viel früher. Mehr als 50 Jahre ist es her, als ich mich für Glamrock und sonstige Rockmusik zu interessieren begann. Ich habe zu Hause die Hitparade gehört und sie auf Tonband aufgenommen. 1973 habe ich mir bei Nordmann (Anm. d. Red.: heute Manor) meinen ersten Plattenspieler gekauft, den ich mit meiner ersten Platte «Rock The Nation» von «Montrose» in Betrieb nahm. Danach war es um mich geschehen. Ich besitze über 1000 Platten und 8000 CDs und war an Hunderten Konzerten in der ganzen Schweiz. Im Laufe der Jahre lernte ich viele Bands persönlich kennen. Dazu gehören Grössen wie etwa die Scorpions, Kiss, Status Quo, Krokus oder auch Gotthard.

zentralplus: Wie kam es dazu, dass Sie dann über die Bands zu schreiben begonnen haben?

Hermann: Ruedi Schumacher, damaliger Chefredaktor des «rontaler», hat mich damals angefragt, ob ich für ihn schreiben wolle. Begonnen hat alles mit einem Text über die Katze meiner damaligen Freundin. Doch schnell ergatterte ich mir dann eine eigene Rubrik in seiner Zeitung, die wir «Mario’s Music World» nannten. Wir waren sehr erfolgreich damit und haben viel positives Feedback bekommen.

zentralplus: Sie waren häufig unterwegs, um Rockstars vor die Linse zu kriegen. Gibt es eine besonders erzählenswerte Geschichte?

Hermann: Da gäbe es sehr viele! Eine, die definitiv zu den Anfängen meiner Karriere in den Neunzigern gehört, ist jene, wie ich an Status Quo rangekommen bin. Ich bin damals mit der Tochter meiner damaligen Freundin an deren Konzert auf dem Emmer Flugplatz gefahren. Nach der Show sind wir dem Tourbus von Status Quo gefolgt, der zum Palace fuhr. Als wir an der Rezeption des Hotels nach den Bandmitgliedern fragten, waren diese bereits im Zimmer.

zentralplus: Wie ging es weiter?

Hermann: Wir haben uns dazu entschieden, am nächsten Morgen im Palace brunchen zu gehen, in der Hoffnung, die Legenden am «Zmorgetisch» anzutreffen. Und so war das dann auch. Status Quo ist sehr fotoscheu, wie ich fand. Dennoch durfte ich sie dann mit Sack und Pack vor dem Hotel an der Promenade ablichten. Ein erster grosser Erfolg!

zentralplus: Der Anfang einer Karriere, wie Sie sagen. Wie ging die Reise vom «rontaler» dann weiter?

Hermann: Tatsächlich hat es mir beim «rontaler» nach einigen Jahren nicht mehr gefallen, da sie immer mehr auf Schlager und Popmusik ausgerichtet waren. Also konnte ich zur «Luzerner Rundschau» wechseln, wo ich zehn Jahre mit am Start war. Da hiess mein Format «Mario’s Music Mixx», ehe ich Jahre später doch wieder zum «rontaler» zurückging, bei dem ich mein Format unter dem Namen «Mario’s Music Box» neu aufgleiste.

«Tatsächlich wäre die Hardrockszene längst zusammengebrochen, gäbe es da nicht die japanischen und deutschen Szenen.»

zentralplus: Auch jetzt schreiben Sie nach 30 Jahren noch aktiv für die Zeitung. Ihre Veröffentlichungen fokussierten sich also auf Luzerner Lokalzeitungen. Hätte es Sie nie gereizt, Ihr Netzwerk auszunutzen und irgendwo sonst über Musik zu schreiben?

Hermann: Tatsächlich wäre die Hardrockszene längst zusammengebrochen, gäbe es da nicht die japanischen und deutschen Szenen. Und da gab es natürlich auch immer schon grosse tolle Magazine. Doch für die war ich immer ein zu kleiner Fisch. Die holen Vollprofis an Bord und würden über mich etwas schmunzeln.

zentralplus: Wurde es in Luzern rocktechnisch nicht irgendwann etwas langweilig?

Hermann: Das hat schon was. Die Schweiz ist generell etwas zu klein, um grosses aufregendes Rocktreiben bieten zu können. Wir hatten und haben ein paar richtig gute, erfolgreiche Hardrockbands in der Schweiz, doch ansonsten wars das. Und auch in Luzern gab es kleinere verrückte Sachen. «Crazy» ist beispielsweise eine der Bands, die mir im Kopf blieben. Das war aber eher Punkrock.

zentralplus: Und Sie hat es trotzdem nie aus Luzern herausgezogen?

Hermann: Nein, ich bin nicht so reisefreudig. Ich war auch selten im Urlaub. Es ist schön hier in Luzern, ich fühle mich hier zu Hause als Stadtluzerner.

zentralplus: Weil Sie hier zum Beispiel neue, aktuelle Musik entdecken, die Sie den Menschen näherbringen wollen?

Hermann: Das ist so eine Sache. Es gab die Zeit, als Grunge aktuell war. Da konnte ich noch mithalten. Als Techno und Hip-Hop aufkam, hängte ich mich aus. Das ist für mich keine Musik. Deswegen lebe ich in der Überzeugung, dass Rockmusik noch lange nicht ausgestorben ist.

zentralplus: Wird sie denn eines Tages aussterben?

Hermann: Ja, ganz bestimmt. Und zwar dann, wenn die grossen weltbekannten Bands, die seit Jahrzehnten Erfolge feiern, ihr Handwerk niederlegen.

zentralplus: Da vergessen Sie aber ganz viele aktuelle Bands aus dem Rockkosmos, die sehr solide Musik machen und – zugegeben – einfach etwas weniger grosse Erfolge verzeichnen.

Hermann: Natürlich habe ich mir in den vergangenen Jahrzehnten auch einige Platten von unbekannten Bands zugelegt, die aber noch richtig guten Hardrock produzierten.

zentralplus: Sie sind also Nostalgiker, nicht wahr?

Hermann: Ich würde mich eher als einen verrückten Typ bezeichnen.

zentralplus: Warum denn?

Hermann: Sehen Sie mich an! In diesen Kleidern schaut dich in Luzern jeder an! Manchmal traue ich mich gar nicht aus dem Haus, weil man so auffällt. Die Zentralschweizerinnen und -schweizer sind da etwas verklemmt.

zentralplus: Wie lange bleiben Sie noch Rocker und schreiben über Ihre Herzensmusik?

Hermann: Das werde ich, solange ich kann, tun. Bis mir die Ideen ausgehen oder mir die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machen wird. Rock und Heavy Metal gehören zu meinem Leben wie das Holz zum Schreiner!

«Manchmal traue ich mich gar nicht aus dem Haus, weil man so auffällt»: Mario Hermann. (Bild: Jan Rucki)
Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Mario Hermann
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 02.10.2023, 11:13 Uhr

    „Manchmal traue ich mich gar nicht aus dem Haus, weil man so auffällt. Die Zentralschweizerinnen und -schweizer sind da etwas verklemmt.“ Abgesehen von dem verdrehten Subjektwechsel, der tief blicken lässt: Wenn sich der Mann nicht aus dem Haus traut, so sind wohl eher nicht alle Anderen verklemmt.
    Gratuliere im Übrigen zu dem süssen Artikel. Es ist interessant zu erfahren, dass eine Fotografie mit den Mitgliedern der Combo „Skorpions“ einen der Höhepunkte eines Rockjournalisten-Lebens darstellt.

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    • Profilfoto von MARIO P. HERMANN
      MARIO P. HERMANN, 02.10.2023, 15:34 Uhr

      Korrigenda: «Scorpions» mit ‹c› please!

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      • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
        Marie-Françoise Arouet, 02.10.2023, 15:45 Uhr

        Stimmt! Es heisst ja auch „Wind of Change“ und nicht „Kind of Change“. Aber der Cleine heisst Klaus.

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  • Profilfoto von MARIO P. HERMANN
    MARIO P. HERMANN, 01.10.2023, 10:38 Uhr

    Cooler zentralplus-Artikel, wo das Wesentliche in der Story seinen Platz fand…
    THANX YOU zentralplus-Redaktion!!

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