3Fach und James FM gehen eigene Wege

So geht es den unabhängigen Zentralschweizer Radiosendern

André Sidler (rechts) und Linus Bürgi führen zwei komplett unterschiedliche Radiosender, doch haben sie auch einiges gemeinsam. (Bild: mst/zvg)

Radio 3Fach und James FM sind die bekanntesten Radiosender von Luzern und Zug, die keinem grossen Medienhaus gehören. Seit Jahren behaupten sie sich gegen die mächtigen Mitbewerber.

Auf den ersten Blick haben die beiden Radiosender 3Fach und James FM nicht viel gemeinsam. 3Fach ist alternativ, richtet sich an ein junges Nischenpublikum und hat eine Konzession des Bundes. James FM ist kommerziell ausgerichtet, sendet vor allem bekannte Musik und hat nie eine Konzession des Bundes beantragt.

Doch sie haben auch einiges gemeinsam: Sowohl das 3Fach als auch James FM gehören keinem grossen Schweizer Medienhaus. Damit sind sie Teil einer immer kleiner werdenden Gruppe von Radiosendern in der Zentralschweiz, die nicht zu SRF oder CH Media gehören. Zur Erinnerung: Das Verlagshaus CH Media, das auch die «Luzerner Zeitung» herausgibt, übernahm per 1. Januar 2022 Radio Central, Sunshine und Eviva. Der Medienkonzern erreiche damit eine «weitgehende Monopolstellung» in der privaten Zentralschweizer Radiolandschaft, berichtete zentralplus vor knapp einem Jahr. Auch Radio Pilatus gehört der Gruppe.

Wegen «No Billag» Radiosender gegründet

Doch das 3Fach und James FM halten dagegen. Geschäftsführer André Sidler gründete den Zuger Sender James FM vor fast acht Jahren. Dieser habe eine bewegte Geschichte, sagt Sidler im Gespräch mit zentralplus. «Ursprünglich lancierten wir den Sender unter anderem wegen der damaligen ‹No Billag›-Initiative. Wir wollten beweisen, dass man einen reinen Musiksender, wie ihn die SRG mit Radio Swiss Pop betreibt, auch mit weitaus weniger Ressourcen professionell und finanziell unabhängig betreiben kann.»

«Die grossen gönnen uns kleinen Sendern nicht eine Hörerin.»

André Sidler, Geschäftsführer James FM

Das Vorhaben sei von den Privaten im ersten Jahr noch belächelt worden. «Im zweiten Jahr begannen sie, unsere Werbekunden anzurufen, um sie zu ihren Sendern zu locken», sagt Sidler. Doch James FM habe sich behaupten können. «Finanziell schreiben wir seit fünf Jahren schwarze Zahlen und sind gut aufgestellt, um auch investieren zu können.» Alleine über Streaming verzeichnet der Sender laut eigenen Angaben täglich rund 27’000 Hörer.

«Wir können uns noch klarer positionieren»

Doch was hält Sidler von der Entwicklung der Privatradios in der Zentralschweiz? Es habe ihn durchaus erstaunt, als Central-Gründer Alfons Spirig sein «Lebenswerk» verkaufte. «Wir hätten ihm die Sender auch gerne abgekauft.» Nachteile habe der Verkauf von Central, Sunshine und Eviva für James FM keine mit sich gebracht, sagt André Sidler. Im Gegenteil: «Wir können jetzt sagen, dass wir das einzige unabhängige kommerzielle Radio in der Zentralschweiz sind. Wir können uns also noch klarer positionieren.»

Gleichzeitig kritisiert er die Branche aber auch: «Die grossen gönnen uns kleinen Sendern nicht eine Hörerin und versuchen, mit eigenen Angeboten unsere Ideen zu kopieren.» Über die eigenen Plattformen könnten diese Sender solche Angebote laut Sidler bewerben und so schnell bekannt machen.

«Es ist wichtig, dass das 3Fach weiterhin unabhängig bleibt und wir unsere Sparte besetzen.»

Linus Bürgi, Vorsitzender der 3Fach-Geschäftsleitung

«Ungeachtet dessen schaffen wir es, uns zu beweisen, und gewinnen laufend neue Hörerinnen dazu.» Das Erfolgsrezept von James FM sei das ausgewogene Musikprogramm mit den Nachrichten von SRF und das gemäss eigenen Angaben «dezente Programmsponsoring, das Werbekunden eine exklusive Positionierung» erlaube. Das Angebot werde gut gebucht und stelle auch die finanzielle Unabhängigkeit des Senders sicher.

3Fach fischt in einem anderen Teich

Anders ist die Ausgangslage beim 3Fach. Der Luzerner Jugendsender feiert im Oktober seinen 25. Geburtstag (zentralplus berichtete). Als Alternativradio fische er im Werbemarkt in einem anderen Teich als die grossen Sender, wie Linus Bürgi, Vorsitzender der Geschäftsleitung, erklärt. «Deswegen hatte für uns die Central-Fusion mit CH Media keine unmittelbaren Auswirkungen.»

Nichtsdestotrotz habe man die Entwicklung natürlich genau verfolgt. «Für mich stellt sich die Frage, ob die Sender irgendwann zusammengelegt werden – und ob künftig noch gleich viele Radioschaffende in der Zentralschweiz unterwegs sein werden.» Entsprechend findet es Bürgi wichtig, «dass das 3Fach weiterhin unabhängig bleibt und wir unsere Sparte besetzen».

Der alternative Jugendsender – er war bei seiner Gründung 1998 der erste seiner Art in Europa – kümmert sich seit Jahren um diese Sparte. 30’000 Hörer schalten laut Bürgi jeden Tag ein, wenn die jungen Radiomacher auf Sendung gehen. Immer wieder stellt das 3Fach neue Moderatoren ans Mikrofonpult, da kein Sendungsmacher laut eigenen Regeln älter als 25 Jahre sein darf.

Linus Bürgi ist Vorsitzender der 3Fach-Geschäftsleitung. (Bild: mst)

In den nächsten Jahren steht auch die neue Konzession für das 3Fach an. Der Sender hat eine solche für nicht gewinnorientierte Sender. Acht weitere Radiostationen in der Schweiz verfügen derzeit über dieselbe Unterstützung, beispielsweise in Bern das Radio RaBe oder in Basel Radio X. Die Konzession des Bundes für das 3Fach läuft Ende 2024 ab. Linus Bürgi geht davon aus, dass Radio 3Fach für den Zeitraum 2025 bis 2034 wieder eine Konzession erhält, da das Jugendradio der einzige Sender in Luzern ist, der sich für eine Konzession als sogenanntes komplementäres Radio beworben habe.

Ausbildung an Journalistenschule steht auf der Kippe

Die grösste Herausforderung für das Jugendradio ist gemäss dem 24-Jährigen die Ausbildung von Journalisten. Bis anhin finanzierte das Bundesamt für Kommunikation die Ausbildung von mehreren 3Fach-Kräften am Medienausbildungszentrum Maz in Luzern. Der bestehende Topf läuft spätestens Ende 2025 aus. «Es entsteht damit die Gefahr, dass wir die Ausbildung am Maz so nicht mehr anbieten können, was für uns problematisch wäre. Denn die Herausforderungen für Medienschaffende steigt stetig. Und wir wollen mit dieser Ausbildung den Nachwuchs fördern.»

Doch wenn man das Radio 3Fach und die Radiomacher dahinter kennt, weiss man, dass sie nie um eine kreative Lösung verlegen sind. Sie haben – wie James FM – also durchaus gewisse Herausforderungen zu meistern. Sie scheinen dabei aber neben den grossen Sendern ihren Platz in der Radiolandschaft gefunden zu haben.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit André Sidler, Gründer James FM
  • Persönliches Gespräch mit Linus Bürgi, Vorsitzender der Radio-3Fach-Geschäftsleitung
  • Bewerbungsliste der Konzessionen, Bundesamt für Kommunikation
  • Medienmitteilung CH Media
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5 Kommentare
  • Profilfoto von David L
    David L, 13.10.2023, 21:02 Uhr

    Als Moderator von 3fach käme ich wegen der Altersguillotine seit mehr als 10 Jahren nicht mehr in Frage, trotzdem ist das der Sender, der bei mir im Auto hauptsächlich läuft.
    Nirgendwo sonst gibt es eine solche Vielfalt von unterschiedlicher Musik die ich noch nicht kenne, die mich aber interessiert.

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  • Profilfoto von Rita
    Rita, 31.08.2023, 10:36 Uhr

    Hallo André, gratuliere, spannender Bericht! Weiterhin viel Erfolg mit Radio James FM

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    • Profilfoto von André
      André, 02.09.2023, 15:16 Uhr

      Liebe Rita. Vielen Dank! Danke auch dafür, dass du uns hörst!

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  • Profilfoto von Georges
    Georges, 30.08.2023, 18:23 Uhr

    Die Musik auf James FM ist wirklich toll. Gratulation André!

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    • Profilfoto von André
      André, 30.08.2023, 21:28 Uhr

      Vielen Dank Georges. Das freut und motiviert uns sehr. Herzliche Grüsse.

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