Nach Millionen-Flop in Luzern

So geht es mit der Problem-Software der Schulen weiter

Die Luzerner Schulen erhalten eine neue Software. Bis Ende 2027 soll es so weit sein. (Bild: Unsplash/ glenncarstenspeters)

Der Kanton Luzern will eine neue Software für Schulen – ein erster Versuch scheiterte 2022 bekanntlich. Nun werden Details zum Neuauftrag bekannt.

Vor zwei Jahren brach der Kanton Luzern die Einführung einer neuen Software für Luzerner Schulen ab (zentralplus berichtete). Hintergrund: Es gab massive Probleme bei deren Einführung. Der Regierungsrat betätigte bei der Software Educase schliesslich die Lösch-Taste.

Doch das eigentliche Problem blieb bestehen: Mehrere Luzerner Volksschulen verwenden ein über zwanzig Jahre altes Schulverwaltungsprogramm. Für die schnelllebigen IT-Zeiten ist das eine halbe Ewigkeit. Deshalb war für die Behörden klar, dass weiterhin eine neue Lösung – sprich eine neue Software – hermuss. Das sagt auf Anfrage von zentralplus auch der Luzerner Bildungsdirektor Armin Hartmann (SVP): «Die bestehenden Lösungen laufen aus. Es gibt einen breiten politischen Willen für das neue System. Zudem kommen wir mit der Einführung einer gesetzlichen Verpflichtung nach.»

Chur und Appenzell verwenden Software bereits

Vor einem Monat machte die Meldung die Runde, dass die neue Software inklusive Betriebskosten über zehn Jahre rund 7,1 Millionen Franken kosten werde. Doch diese Summe war zu tief angesetzt, wie sich nun zeigt. Der Regierungsrat beantragt dem Parlament in einer soeben veröffentlichten Botschaft einen Sonderkredit von 8,76 Millionen Franken für die Beschaffung und den Betrieb einer neuen, einheitlichen Administrationssoftware für die Luzerner Volksschulen.

Die Firma CM Informatik AG, die ihren Hauptsitz in Schwerzenbach ZH und eine Niederlassung in Emmenbrücke hat, ist für das «StabiLU»-Projekt verantwortlich. Die Regierung gab ihr den Zuschlag vor einem Jahr. Eine Beschwerde einer unterlegenen IT-Firma zu diesem Entscheid wies das Kantonsgericht im September 2023 ab, das Urteil ist rechtskräftig. Die CM Informatik verfügt laut dem Kanton über langjährige Erfahrung im Bereich von Schulsoftware. So würden die Stadtschule Chur sowie die Volksschulen im Kanton Appenzell Innerrhoden und das Fürstentum Liechtenstein ihre Lösungen verwenden.

Es dauert noch bis zum definitiven Start

Bis zur Einführung des neuen Computerprogramms im Kanton Luzern dauert es aber noch eine Weile. In der kommenden Juni-Session behandelt der Kantonsrat den vom Regierungsrat beantragten Sonderkredit. 2025 sollen die Pilotinstallationen in Betrieb genommen werden. Laut Armin Hartmann ist die Einführung auf den 1. April 2026 geplant. Bis Ende 2027 soll sie abgeschlossen sein. «Das Ziel ist es, den Schulen zeitnah eine funktionierende und leistungsfähige Software bereitzustellen», heisst es in der Botschaft des Regierungsrats dazu.

«Ich bin der Meinung, dass daraus unter dem Strich kein nachhaltiger Schaden entstanden ist.»

Armin Hartmann, Luzerner Bildungsdirektor, zum abgebrochenen IT-Projekt

Das Ziel ist laut dem Kanton eine «zukunftsorientierte Schuladministrationssoftware», welche die Kernprozesse der Volksschulen inklusive Tagesstrukturen standardmässig abdeckt. Hinzu kommen die Prozesse der Musikschulen, der Sonderschulen und der Schuldienste. Für Hartmann ist das Projekt «zentral», es habe «gewaltiges Potenzial» und verspreche viele Synergien. «Zudem ist es eine wichtige Botschaft, um zu zeigen, dass wir als Kanton und Gemeinden fähig sind, IT-Projekte zum Erfolg zu führen.»

Kosten soll die Neueinführung wie erwähnt 8,76 Millionen Franken. Eigentlich wäre gemäss dem Gesetz über die Volksschulbildung ein Kostenteiler von 50/50 vorgesehen. Doch davon wird in diesem Falle abgesehen. Die Luzerner Regierung will nun 65 Prozent übernehmen, die Luzerner Gemeinden hätten den Rest zu berappen.

IT-Debakel kostet öffentliche Hand 1,68 Millionen Franken

Es sind aber nicht die einzigen Kosten, die entstanden sind. Das abgebrochene Projekt hat selbstredend ebenfalls Aufwände mit sich gebracht. Der Luzerner Regierungsrat unterbreitet dem Kantonsrat nun auch die Abrechnung über den Sonderkredit hierzu. 3,78 Millionen Franken sprach das Parlament im November 2016 dafür. Dieser Kredit wird nicht komplett ausgeschöpft: Rund 1,68 Millionen Franken hat die öffentliche Hand das Fiasko gekostet.

Bildungsdirektor Armin Hartmann erklärt, dass man viel daraus gelernt habe. Dieses Wissen habe der Kanton in das neue Projekt einfliessen lassen können. «Zudem wissen wir nun viel besser, wie sensibel IT-Projekte sind.» Klar sei aber auch, dass der Kanton wieder Vertrauen aufbauen müsse, sowohl beim Kantonsrat wie auch bei den Gemeinden. «Wir können davon aber auch profitieren. Und ich bin der Meinung, dass daraus unter dem Strich kein nachhaltiger Schaden entstanden ist.»

Verwendete Quellen
  • Botschaft der Luzerner Regierung zur Beschaffung einer neuen Schuladministrationssoftware
  • Telefongespräch mit Armin Hartmann, Luzerner Bildungsdirektor
  • Medienmitteilung der Luzerner Regierung
  • Abrechnung über den Sonderkredit zu Educase
  • Medienarchiv zentralplus
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