Auch Probleme im Kanton Appenzell AR

Educase: Luzerner Firma fliegt mit Produkt auf die Nase

Ab Mitte Juli können Anbieterinnen von Software ein Angebot einreichen. (Bild: Unsplash/ glenncarstenspeters)

Die Negativ-Schlagzeilen zur Schulverwaltungssoftware Educase häufen sich einmal mehr: Nach dem Ausstieg des Kantons Luzern erwägt nun auch Appenzell, dem Projekt den Stecker zu ziehen. Die Firma mit Sitz in Sursee versichert, dass sie die Probleme bald lösen.

Haben Sie bereits versucht, Ihr Gerät an- und auszuschalten? Wenn die Grossmutter aller IT-Problemlösungen nicht mehr funktioniert, wird es bereits etwas komplizierter. Im Falle der Schulsoftware Educase können die IT-Verantwortlichen ein Lied davon singen. Seit Einführung machen viele Funktionen Probleme (zentralplus berichtete). Die Luzerner Bildungsdirektion hat sich deshalb kurzerhand dazu entschieden, dem Projekt den Stecker zu ziehen (zentralplus berichtete).

55 Mängel im Kanton Appenzell Ausserrhoden

Doch wie sich nun zeigt, ist der Kanton Luzern nicht der einzige, der mit dem Produkt der Surseer Base-Net Education AG zu kämpfen hat. Wie das «Tagblatt» berichtet, mühen sich auch Appenzeller Schulen mit Educase ab. Bereits im Abnahmeprotokoll im Juli 2020 hat der Kanton 55 Mängel festgestellt.

Ein Jahr später, im Juli 2021, stufen die Projektverantwortlichen die Software immer noch als «ungenügend» ein. So nutzen Lehrer fürs Klassenmanagement, das eigentlich über Educase funktionieren sollte, noch immer Excel-Tabellen oder andere Anwendungen. Zudem liegen die Projektkosten bereits jetzt rund 180'000 Franken höher, als budgetiert (Ursprünglich: 404'000 Franken, effektive Kosten: 586'000 Franken).

Kommission empfiehlt Projektabbruch

Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Appenzell Ausserrhodener Kantonsrats beurteilt das Softwareprojekt im Jahresbericht 2021 entsprechend kritisch: «Alle Involvierten des Projektes schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass die Software innert nützlicher Frist für beide Schulen zuverlässig und effizient funktionieren wird, als gering ein.»

Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass Appenzell den gleichen Weg wie der Kanton Luzern einschlagen wird. Unmissverständlich schreibt die GPK weiter: «Die GPK empfiehlt, die weitere Entwicklung kritisch zu analysieren und bereits jetzt ein Ausstiegsszenario zu prüfen.» Wie es mit der Software weitergeht, wird der Appenzeller Kantonsrat am nächsten Montag beraten.

Base-Net schweigt sich zur Kritik aus

Für die Surseer Firma Base-Net Education AG wäre das innert kürzester Zeit bereits der zweite grosse Kunde, den sie wegen Educase verliert. Zeitgleich häufen sich auch die negativen Presseberichte. Zur Kritik am Produkt oder was das für das Unternehmen bedeutet, möchte Base-Net sich nicht äussern.

Sie versichern jedoch, dass Base-Net die offenen Mängel innerhalb der Gewährleistungsfrist behoben hat. Und dass zwei weitere Probleme mit dem nächsten Release gelöst werden.

Verwendete Quellen
  • Artikel «Tagblatt» (hinter Paywall)
  • Tätigkeitsbericht 2021 Geschäftsprüfungskommission des Kantonsrats Appenzell Ausserrhoden
  • Schriftlicher Austausch mit Andrea Elmer, Kommunikationsverantwortliche bei Base-Net Education AG
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Samuel Abraxas
    Samuel Abraxas, 04.05.2022, 17:43 Uhr

    Wann soll denn dieser «nächste Release» folgen? Haben die überhaupt noch Entwickler? Aus dem Umfeld der Firma ist zu vernehmen, dass die Base-Net Education AG bald geschlossen werden soll. Ob man dort wohl gewillt ist, diese Gerüchte zu kommentieren?

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