Kampf ums internationale Geschäft

Jetzt tanzt dieser pragmatische FCL auf zwei Hochzeiten

Als ob er sich in Breakdance übte: FCL-Stürmer Dejan Sorgic (Luzern) jubelt nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Servette. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Seit Trainer Fabio Celestini sein Defensivkonzept umgestellt hat, läuft's dem FC Luzern: Mit dem 3:0 gegen Servette haben die Luzerner ihre Serie der Ungeschlagenheit auf sieben Spiele ausgebaut. Jetzt haben sie in den letzten drei Meisterschaftsspielen und im Cupfinal die Chance, sich für die neugeschaffene Conference League zu qualifizieren.

Nach der 3:4-Heimniederlage gegen Basel hat Fabio Celestini den FCL taktisch auf Überlebensmodus umgestellt. Der 2:1-Sieg nach Verlängerung im Cup-Viertelfinal in Lugano lancierte vor knapp einem Monat die Erfolgswelle, auf der die Luzerner noch immer surfen.

Mittlerweile stehen sie nach neun Jahren zum ersten Mal wieder im Cupfinal gegen St. Gallen am Pfingstmontag. Und sie haben sich mit 13 Punkten aus den letzten fünf Meisterschaftsspielen vom Kampf gegen den Abstieg ins Rennen ums internationale Geschäft katapultiert.

Was ist anders? Ganz einfach: Der FC Luzern hat sich im Überlebensmodus vom offensiven Risiko-Fussball verabschiedet und dem Pragmatismus verpflichtet. Er sorgt sich seit sieben Ernstkämpfen in erster Linie um seine defensive Stabilität, er macht die Räume eng, um dem Gegner so wenige Torchancen wie möglich zu zugestehen.

FCL-Trainer Fabio Celestini sagt es so: «Wir pressen nicht mehr – jetzt blocken wir.»

Erfolg mit pragmatischem Fussball

Die Folgen sind frappant. In den letzten fünf Meisterschaftsspielen hat der FCL neun Tore erzielt und bloss deren zwei kassiert. 2,6 Punkte pro Spiel hat er damit nach einer Serie von vier Spielen und bloss einem Punkt geholt. Zum aktuellen Lauf gesellen sich noch je ein 2:1-Sieg im Cup gegen Lugano und Aarau.

In den vorangegangenen 28 Meisterschaftsspielen haben Celestinis Mannen 32 Punkte (1,14/Partie) ergattert und jeweils 49 Tore geschossen und kassiert (1,75/Partie). Mit dieser Bilanz sind sie in der zwischen Platz 2 und 10 engen Super League in den Kampf um den Ligaerhalt gerutscht.

Der pragmatische Fussball bringt dem FCL zweifelsfrei mehr Erfolg. Das war schon Anfang 2020 so, als der FCL in den ersten fünf Spielen unter Fabio Celestini mit einer weniger talentierten Mannschaft vier Siege und ein Remis einfuhr. Mit dem 3:0 über Servette hat er diese persönliche Erfolgsserie als FCL-Trainer am Sonntagabend eingestellt.

Pragmatismus ist nicht Schaubs Fussball

Aber von diesem pragmatischem Fussball wird Fabio Celestini wohl nie träumen. Er sagte zentralplus schon vor gut zwei Wochen, dass dieser Fussball nicht ganz seinen Vorstellungen entspräche. Aber er musste letztlich erkennen, dass seine aktuelle Mannschaft nicht dazu in der Lage ist, Offensivfussball mit defensiver Stabilität zu verbinden.

Aber was heisst die aktuelle Erfolgsserie für die Taktik des FCL in der nächsten Saison? Und folglich für die Zusammenstellung der Mannschaft ab diesem Sommer? Die Zusammenarbeit mit Fabio Celestini ist in der Winterpause bis 2023 verlängert worden.

«In einer Tabelle, die bloss die Resultate der zweiten Halbzeit berücksichtigt, stünden wir unglaublich gut da.»

FCL-Trainer Fabio Celestini

Zwar hat der FC Luzern gegen Servette in seinem spielerischen Volumen zu spüren bekommen, was es heisst, ohne Regisseur Louis Schaub auskommen zu müssen (zentralplus berichtete). Vor allem in der ersten Halbzeit. Seine Präzision, sein Monopolisieren des Balles fehlten dem FCL. «Wir haben vor der Pause zu viele Fehler im Umgang mit dem Ball gemacht», analysierte Celestini nach Spielende.

Schaub steht wie Celestini für kompromisslosen Offensivfussball. Deshalb hat der 26-jährige Österreicher, dessen Leihe vom 1. FC Köln zum Saisonende ausläuft (zentralplus berichtete), in dem auf Überlebensmodus programmierten FCL zuletzt nicht mehr so glänzen können wie vorher.

Celestini und der Unterschied zu früher

Aber der FCL hat mittlerweile die Überzeugung verinnerlicht, dass er auch ohne Schaub und Edeljoker Varol Tasar die Qualität hat, um Tore schiessen zu können. «Der Unterschied ist, dass wir nicht mehr drei Tore kassieren, wenn es uns nicht läuft. Das ist der Unterschied zu früher», hat Fabio Celestini erkannt.

Die Luzerner verteidigen aktuell um einiges kompakter vor ihrem Schlussmann Marius Müller. «Wir machen das jetzt mit mehr Köpfchen», sagt der FCL-Trainer und ergänzt lachend: «In einer Tabelle, die bloss die Resultate der zweiten Halbzeit berücksichtigt, stünden wir unglaublich gut da.»

Die entscheidenden Fragen sind: Passt sich Fabio Celestini mit seiner Vorstellung von Fussball den Fähigkeiten der FCL-Spieler an? Oder kann sich der FCL im Sommer so verstärken, dass sein kompromissloser und attraktiver Offensivfussball Erfolg mit sich bringt?

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