«Hirschen» in Beromünster vor Wiedereröffnung

Hamburger will 483-jähriger Gaststätte wieder Leben einhauchen

Das Kernteam, das den «Hirschen» wiederbeleben möchte: Christian Reichardt ist im Bild der Zweite von links. (Bild: zvg)

Das Prunkstück Beromünsters, das Hotel Hirschen, soll Ende September bereits wieder zu Speis und Trank laden. Doch das Ganze ist noch nicht in trockenen Tüchern, 100'000 Franken an Startkapital werden benötigt. Dennoch ist Christian Reichardt, der den «Hirschen» wiedereröffnen will, zuversichtlich.

Mitten im Herzen Beromünsters am Fuss des St. Michael Stiftes steht die Gaststätte, die exakt 483 Jahre alt ist: Der «Hirschen».

Einst trafen sich hinter den rosafarbenen Wänden Klerus und Bürger, um ihre Versammlungen abzuhalten. Auch Gerichte wurden hinter der schweren Eichentüre gehalten. Und selbst das erste Postbüro und die erste Telefonumschaltstation waren einst darin zu finden.

Ein geschichtsträchtiges Lokal. Doch schon seit zwei Jahren sind die Türen des Hotel Hirschen verschlossen. Dahinter tut sich aber einiges. Wie der «Anzeiger Michelsamt» berichtete, will der gebürtige Hamburger Christian Reichardt den «Hirschen» zu neuem Leben erwecken.

Gemischtes Echo in Beromünster

«Der ‹Hirschen› ist ein Monument der Zeitgeschichte», kommt Reichardt gegenüber zentralplus ins Schwärmen. «Über 400 Jahre Kultur.» Und deswegen plant er die Wiedereröffnung. «Der ‹Hirschen› stellt mich vor eine Herausforderung, die man nicht zweimal im Leben bekommt.»

Der Hirschen ist aus dem Ortsbild in Beromünster nicht wegzudenken. (Bild: zvg)

In Beromünster sorgen seine Pläne für gemischtes Echo. Zu viele Wirte gaben sich in der Vergangenheit die Klinke in die Hand. «Der ‹Hirschen› feierte in den letzten Jahrzehnten viele Male Eröffnung, einige Pächter scheiterten und die Beromünsterer standen wiederum vor verschlossenen Türen», so Reichardt.

Pächter schmissen den Bettel hin

Das Scheitern der Anderen führt er darauf zurück, dass verschiedene Räume, wie etwa die Beiz und die historische Weinkellerbar im Erdgeschoss sowie die Restaurants mit Festsaal und Wintergarten im ersten Obergeschoss, in den letzten Jahren in verschiedenen Händen war. Die Pächter hätten sich unter demselben Dach konkurrenziert, das hätte für Reibereien gesorgt.

Das soll nun nicht mehr so sein, denn es soll ein Pachtvertrag über das gesamte Gebäude – sprich über alle Gastroteile – abgeschlossen werden.

Beromünsterer sollen «Hirschen» finanziell unterstützen

Doch das Ganze ist noch nicht in trockenen Tüchern. 100'000 Franken an Startkapital braucht es, sagt Reichardt. Für die eine Hälfte des Geldes kämen er und ein grösserer Investor auf. Die andere Hälfte will er aus der lokalen Bevölkerung zusammentrommeln.

«Das Startkapital brauchen wir, um in den ersten drei, vier Monaten sicher dazustehen.»

Christian Reichardt

Dafür hat Reichardt die Aktion «100 Ritter für den Hirschen» lanciert. Die Idee dahinter: Wer dem ‹Hirschen› ein Darlehen gibt, wird zum «Ritter» und ist Mitglied im Club. Das Darlehen wird mit fünf Prozent jährlich verzinst. Die «Ritter» können für zehn Prozent Rabatt im Lokal speisen und essen. Auch Kurse, in denen gekocht, Wein degustiert und Schnaps gebrannt wird oder gastronomische Ziele mit Kurzreisen seien für die kulinarischen Unterstützer vorgesehen, so Reichardt.

100'000 Franken Startkapital nötig

«Das Startkapital brauchen wir, um in den ersten drei, vier Monaten sicher dazustehen», so Reichardt. «Wir wollen kurzfristig aus den Verlusten herauskommen und im Jahr 2020 Gewinn fahren.»

100'000 Franken – eine beachtliche Summe. Und bereits in einem Monat soll der «Hirschen» geöffnet werden. Die offizielle Eröffnung sei später in diesem Jahr vorgesehen. Ist das nicht ein illusorischer Zeitplan? «Der Zeitplan ist aggressiv», gibt Reichardt zu. «Aber die Wintersaison steht vor der Tür und wir haben keine Zeit zu verlieren.»

Auch will er stufenweise eröffnen. «Es ist klar, dass wir nicht in der zweiten Woche schon 300 Gäste angemessen bedienen können. Wir werden mit der Taverne unten beginnen und uns dann step by step auf alle anderen Gastroteile konzentrieren.»

Der Hamburger ist optimistisch

Die finanziellen Fragen stünden zuvorderst auf der Tagesordnung. Reichardt führe mit einigen Partnern derzeit Gespräche, es gebe die ersten Zusagen.

Reichardt ist trotz ambitiösem Zeitplan zuversichtlich: «Alle wollen, dass der Hirschen wiedereröffnet.» Im ‹Hirschen› seien Taufen, Hochzeiten, Geburtstage, Firmen-Jubiläen aber auch Fasnacht gefeiert worden. «Der ‹Hirschen› soll wieder zu einem lokalen Treffpunkt und zu einem Ort der Gemütlichkeit werden.»

Dafür stehe ein Marketingkonzept und das Managementteam sei erfahren. Ein fünfköpfiges Team steht beisammen. Mit von der Partie: Roger Maurer, ein gestandener Schweizer Koch mit namhaften Stationen, der zurzeit auf dem Stoos arbeitet. Ebenso ein Kaderhotelier aus Zürich als Betriebsleiter und ein Restaurantleiter aus dem Kanton, wie Reichardt sagt.

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