Leistungsangebot angepasst

Pläne fürs Spital Wolhusen: Regierung lenkt zum Teil ein

Noch sieht das Spital Wolhusen so aus. Doch künftig soll es neu daherkommen – auch mit dem Angebot. (Bild: luks.ch)

Der Neubau des Luzerner Kantonsspitals (Luks) Wolhusen wird voraussichtlich 2028 in Betrieb genommen. Was darin künftig angeboten werden soll, war umstritten. Die Regierung hat das Leistungsangebot nun überarbeitet.

Müssen hochschwangere Flühlerinnen künftig über eine Stunde fahren, bevor sie ihr Kind gebären? Oder wird ein Bub, der sich beim Fussballmatch am Sonntag das Bein bricht, in Wolhusen abgewiesen? Es sind Fragen wie diese, die der Bevölkerung im Luzerner Hinterland seit fast zwei Jahren Sorgen bereiten. Im April 2022 legte die Luzerner Gesundheitsdirektion ein neues Leistungsangebot für das Spital Wolhusen vor: Sie reduzierte die Anzahl Betten, und statt einer Intensivpflegestation gibt es nur noch eine Überwachungsstation, eine sogenannte Intermediate-Care-Station (IMC) (zentralplus berichtete).

Der Aufschrei in der Bevölkerung wurde so gross, dass Petitionen und Initiativen gestartet wurden. Fünf Parteien reichten Einzelinitiativen ein, die eine Grund- und Notfallversorgung im Spitalgesetz verankern wollen.

Die Regierung ging deshalb im Leistungsangebot über die Bücher. Darin sei es um die Fragen «was brauchen wir überhaupt, was können wir uns leisten und was macht auch morgen und übermorgen noch Sinn» gegangen, wie Gesundheitsdirektorin Michaela Tschuor (Mitte) am Donnerstag an einer Pressekonferenz ausführt.

80 statt 100 Betten

Dabei habe sich der Regierungsrat klar für den Standort Wolhusen ausgesprochen: «Es braucht im Kanton Luzern keine Spitalbereinigung im Moment.» Die Kritik «jedem Täli sein Spitäli» sei für Luzern nicht zutreffend, da Wolhusen für den Kanton versorgungsrelevant sei. «Dann können unsere Zentrumsspitäler effizient arbeiten und sind nicht mit leichteren Fällen verstopft.» Besonders im Hinblick auf die Zukunft: Prognosen des Schweizerischen Gesundheitsobervatoriums Obsan gehen davon aus, dass Luzern jährlich sieben neue Betten bräuchte, um den steigenden Bedarf zu decken.

Trotzdem hält die Regierung auch im neuen Leistungsangebot am Bettenabbau fest: Künftig soll es in Wolhusen noch 80 statt 100 Betten geben. Geändert hat sich jedoch die Verteilung: Ursprünglich waren 20 Betten für Behandlungen und Eingriffe im Rahmen der stationären Grundversorgung (Medizin/Chirurgie) sowie für Gynäkologie/Geburtshilfe geplant. 20 Betten sollten für orthopädische Eingriffe zur Verfügung stehen und 40 Betten für die Rehabilitation.

Im neuen Leistungsangebot sind es 20 Betten weniger in der Rehabilitation und dafür 20 mehr in der Grundversorgung. Zwar steige auch der Bedarf an Rehabetten, doch dafür bestünden nebst dem Spital auch private Anbieter, die darauf spezialisiert seien, so Tschuor.

Bei Bedarf kann Spitalgebäude aufgestockt werden

«Nur» 80 Betten trotz steigenden Bedarfs und Analysen im Planungsbericht von 2016, wo noch von einem Bedarf von 110 Betten ausgegangen wurde. Auf diesen Widerspruch angesprochen, sagt Tschuor: «Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass im Durchschnitt rund 80 Betten tatsächlich besetzt waren.» Der Kanton wolle die Betten möglichst realistisch planen. «Jeder Bettenplatz, der nicht besetzt ist, kostet.»

«Einen besseren Samariterposten haben wir nicht bestellt.»

Michaela Tschuor, Luzerner Gesundheitsdirektorin

Den steigenden Bedarf möchte der Kanton an den anderen Luks-Standorten abfedern. «Es macht mehr Sinn, die Betten da anzusiedeln, wo die Bevölkerung am meisten wächst.» Das sei eher die Region Sursee, wo der Kanton ebenfalls einen Neubau plant. Doch: Sollte die Region Wolhusen tatsächlich mehr Betten benötigen, könne der Kanton später immer noch ausbauen. Der neue Bau sei so ausgelegt, dass der Kanton ihn bei Bedarf um ein Stockwerk aufstocken könnte.

Regierung hält an Überwachungs- statt Intensivpflegestation fest

Nebst den Betten hat die Regierung nun auch klar definiert, was zum Leistungsangebot dazugehört. Dieses Angebot ersetzt das bisherige, das der Regierungsrat im April 2022 kommuniziert hat:

  • Eine Grundversorgung mit einer 24-Stunden-Notfallversorgung (Notfalldienst inklusive einer Notfall-Bettenstation). 
  • Die Notfallpraxis ist rund um die Uhr mit mindestens einer Fachärztin besetzt. 
  • Das Spital sieht vier Operationssäle vor (zwei stationäre, zwei ambulante). 
  • Es gibt ein umfangreiches Sprechstundenangebot in verschiedenen medizinischen Fachgebieten mit den entsprechenden medizinischen Einrichtungen wie konventionelles Röntgen, CT, MRI und Endoskopie. Die teleradiologische Befundung wird zusammen mit dem Luks Luzern betrieben. 
  • Eine Intensivüberwachungsstation (Intermediate Care, IMC) zur Patientenüberwachung. 
  • Das Rettungsdienstangebot wird bedarfsgerecht weitergeführt. Ob der Rettungsdienst wie ursprünglich geplant ausgebaut wird, entscheidet die Regierung, sobald das Spital im Betrieb ist.
  • Es werden weiterhin Aus- und Weiterbildungsstellen angeboten. Zudem soll das Luks Wolhusen weiterhin in das Praxisassistenzprogramm und das Luzerner Curriculum Hausarztmedizin einbezogen sein.

Was auffällt: Beim grössten Zankapfel der öffentlichen Diskussion – IMC oder Intensivpflegestation (IPS) – hält die Regierung an ihrem ursprünglichen Entscheid fest. Wie Tschuor ausführt, käme die Regierung zum Schluss, dass der Bedarf nicht gegeben sei. Sie hält jedoch fest: «Einen besseren Samariterposten haben wir nicht bestellt.» Auch mit einer IMC könnten Entlebucher künftig mit ihren Notfällen nach Wolhusen. Sei ihr Fall schwer, würden sie dort stabilisiert und nach Luzern überführt werden – was jedoch heute schon der Fall sei.

Um die Bevölkerung zu beruhigen, möchte die Regierung deshalb möglichst früh ein Konzept für die IMC festlegen. Dieses liege voraussichtlich nach den Fasnachtsferien vor und werde im März zertifiziert.

SVP sammelt noch bis März für Initiative

Der Zeitpunkt für das IMC-Konzept ist nicht zufällig gewählt. Am 24. März läuft die Sammelfrist für die Initiative der SVP aus. Sie wollen eine Grund- und Notfallversorgung für Wolhusen im Gesetz verankern. Darin fordern sie explizit eine «Intensivpflegestation».

«Ich bin gespannt, ob die SVP an der Initiative festhält. Das ist aber ihnen überlassen», hält Tschuor dazu fest. Ihre Hoffnung sei, dass bei Vorliegen des IMC-Konzepts auch der letzte IPS-Verfechter vom neuen Angebot überzeugt sei. Falls nicht, stösst sie ins gleiche Horn wie ihr Vorgänger Guido Graf: Würden die Luzernerinnen vorher über das Angebot abstimmen, verzögere sich der Neubau.

So soll das Spital Wolhusen ab 2028 aussehen. Bei Bedarf könnte der Kanton aufstocken. (Bild: Visualisierung: zvg)

Das Parlament konnte die Regierung zumindest überzeugen. Am Mittwoch hat die Kommission Gesundheit, Arbeit und soziale Sicherheit (GASK) ihren Vorschlag zur Umsetzung der Einzelinitiativen präsentiert. Dabei will sie einige Grundsätze im Spitalgesetz festhalten. Etwa, dass im gesamten Kanton eine Notfallversorgung bereitstehen soll. Und dass die Patienten innert nützlicher Frist die Grund- und Notfallversorgung erreichen müssen. Bei der Definition der Grund- und Notfallversorgung schreibt die GASK aber explizit von «IMC» statt wie die SVP von einer IPS. Weiter will die Kommission eine Informationspflicht des Luks verankern. Kann das Spital wegen Fachkräftemangel etwas nicht mehr anbieten, muss es transparent kommunizieren – und eine Bewilligung bei der Regierung abholen.

Ungedeckte Kosten von 8 bis 14 Millionen Franken pro Jahr

Akzeptieren Bevölkerung und Parlament das nun vorliegende Leistungsangebot, soll das neue Spital in Wolhusen voraussichtlich 2028 in Betrieb genommen werden. Der Kanton geht davon aus, dass das Luks Wolhusen jährlich ungedeckte Kosten zwischen 8,2 und 14 Millionen Franken haben werde. Genaueres wisse die Regierung, wenn der Betrieb aufgenommen werde. Bereits heute verschlingt das Spital etwa acht Millionen Franken im Jahr.

Die ungedeckten Kosten werden jeweils mit sogenannten gemeinwirtschaftlichen Leistungen (GWL) gedeckt. Diese wiederum bewilligt das Kantonsparlament im Rahmen des Budgets. «Ich denke, das Parlament ist entsprechend bereit, die höheren Kosten zu bewilligen, wenn das Angebot so umgesetzt wird wie bestellt», so Tschuor dazu.

Verwendete Quellen
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