Herumrennende Kids – Gefahr für Pflanzen und Tiere

Tropenhaus Wolhusen: Garten wird zum Robinsonspielplatz

Der Dschungel Luzerns: das Tropenhaus in Wolhusen. (Bild: Archiv: zvg)

Das Tropenhaus Wolhusen nervt sich über vollgekritzelte Tische – und kassierte dafür einen Shitstorm. Das steckt dahinter.

«Wir werden nach einer, wohl oder übel familienunfreundlichen Lösung suchen müssen.» Das Tropenhaus Wolhusen war alles andere als amüsiert, als es kürzlich die Lounge-Tische betrachtete. «A + Y» stand auf der Tischplatte – hingekritzelt mit einem roten Filzstift und umrahmt von einem Herzen.

Ob deren Liebe bis heute hält? Um diese Frage gehts hier nicht, denn die Verantwortlichen des Tropenhauses erbosten sich ob den Kritzeleien auf dem Inventar. «Wir weisen Eltern immer wieder an, dass unser Garten und unsere Lounges kein Spielplatz sind», schrieben sie unter die geposteten Bildern auf Instagram, die mittlerweile wieder gelöscht sind. Doch leider würden Kinder immer wieder schreiend und quer durch den Garten rennen.

Shitstorm auf Instagram ausgelöst

Mit dem Post – insbesondere der Drohung einer familienunfreundlichen Lösung – kassierte das Tropenhaus einen Shitstorm. «Ich kam als Kind sehr gerne zu euch … dann als junge Erwachsene. Und jetzt hätte ich euch gerne auch meiner Tochter gezeigt. Aber wenn ich die Zeilen lese, verzichte ich da ziemlich sicher», schreibt jemand unter den Post. Eine andere hält fest: «Ich überleg mir gerade, ob wir morgen wirklich zum Brunch kommen sollen. Ich habe mich so darauf gefreut, aber da fühlt man sich ja gar nicht so willkommen. Echt schade!» Eine Zweite: «WOW! FamilienUNfreundlich?! Und das im 2024?»

Garten des Tropenhauses Wolhusen mutiert zum Spielplatz

Das Tropenhaus löschte den Post und veröffentlichte am Wochenende ein ausführlicheres Statement (hier gibts das ganze zu lesen). Der Garten wandle sich offenbar zum Spielplatz für Kinder, während die Eltern gemütlich im Restaurant beieinandersässen. Was das Tropenhaus dabei «immer wieder» erlebe? «Kinder spielen Fangis, rennen nicht nur auf den Wegen, sondern quer durch unseren Garten. Bananen werden zum Spass umgerissen oder geschält.»

Beleuchtungen würden aus dem Boden gerissen, Schildkröten von Kids herumgetragen werden – ein Fall von 50 Zentimetern könnte für die Tiere bereits tödlich enden. Gedeckte Tische würden für Handystopps genutzt werden und so verlassen, «als hätten wir das Ganze hingeworfen».

Das Tropenhaus betont, dass es nicht alle in den gleichen Topf werfen wolle. Es gebe Eltern, die ihre Kinder so erzögen, dass es eine Freude sei, den Kindern auf Entdeckungstour durchs Tropenhaus zuzuschauen. Familien seien im Tropenhaus willkommen. Deswegen habe man den Eintritt ins Haus gestrichen und eine Gelateria angeschafft. Auf der Speisekarte gebe es zudem diverse Kinderteller.

Doch die Vorfälle seien für das Tropenhaus natürlich bitter. «Wir haben das alles geschluckt. Bis jetzt», schreibt es weiter. Nachdem nun aber auch das Inventar mit Marker verschmiert würden, müsse man Konsequenzen ziehen. «Liebe Eltern, das Tropenhaus mit seinem Garten ist kein Robinsonspielplatz», richtet sich das Tropenhaus an jene Eltern, denen es egal sei, was die Kinder im Garten anstellen würden.

Das Tropenhaus in Wolhusen: ein beliebter Ausflug für Gross und Klein. (Bild: zvg)

Neue Hausordnung

Wird das Tropenhaus nun zu einem «adults only»-Ort? Auf konkret gestellte Fragen von zentralplus geht Geschäftsleiter Martin Weber nicht ein. Im Tropenhaus seien alle willkommen – daran ändere sich auch nichts. In einem Statement schreibt er, dass sie eine neue Massnahme zum Schutz der Tiere, Pflanzen und des Mobiliars getroffen hätten. «Unsere neue Hausordnung sieht vor, dass Kinder unter 14 Jahren den Garten nur noch in Begleitung eines Erwachsenen betreten dürfen», so Weber.

Zudem hätten sich jene bei ihnen gemeldet, welche die Tische bekritzelt hätten. «Für uns ist dieser Vorfall somit erledigt.»

Verwendete Quellen
  • Instagram-Beiträge des Tropenhauses Wolhusen
  • Schriftlicher Austausch mit Martin Weber, Geschäftsleitung Tropenhaus Wolhusen
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6 Kommentare
  • Profilfoto von Maria
    Maria, 18.02.2024, 18:46 Uhr

    Ich gratuliere Ihnen für den Mut eine Hausordnung zu kommunizieren und diese hoffentlich auch durch zu setzen!
    Die Haltung, ich bezahle Eintritt, also mache ich was ich will….. ist leider weit verbreitet.
    Kinder sind wunderbar, aber wir Eltern müssen sie Achtsamkeit und Rücksicht lehren!

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  • Profilfoto von Kritischer Blick
    Kritischer Blick, 12.02.2024, 10:05 Uhr

    Kinder an die Leine!

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    • Profilfoto von PWI
      PWI, 12.02.2024, 14:28 Uhr

      gewisse «Eltern» auch 😉

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  • Profilfoto von Piri Reis
    Piri Reis, 11.02.2024, 23:47 Uhr

    Nicht nur dieser Garten wird zum Spielplatz. Überall ist das zu beobachten. Selbst Sitzplätze an Busstationen werden von grölenden Kids besetzt, die auf ihre Freunde warten und hinterlassen danach eine Schweinerei. Plastikflaschen, Schoggipapier, überall Chips. Neulich haben sie ein ganzes Pack Nudeln ausgeschüttet und kreischend zertreten. 14 bis 17jährige Mädchen haben auch keinerlei Hemmungen nachts 50 Meter in meinen Garten einzudringen und auf dem Sitzplatz mit Ghettoblastern Party zu feiern inkl. dem üblichen Abfall.
    Pippi Langstrumpf hat gute Vorarbeit geleistet. Enthemmung, wo immer man hinschaut.
    Und die Eltern? Mit sich selbst beschäftigt.

    Das zynische Credo des Neoliberalismus – jeder hat an sich zu denken, so ist an jeden gedacht – impliziert auch Scheitern als selbstverschuldet. Bildungsferne, Erfolgsdruck, bescheidene soziale Verhältnisse in einer totalen Konsumgesellschaft, wachsendes Unbehagen durch permanent heraufbeschworene Gefahren werden zur personalen Eigenschaft. Entsprechend suchen Menschen nach Kompensation.

    Wir sind eine Gesellschaft geworden, die sich dem Diktat des globalistischen Raubtierkaptalismus unterworfen hat und die eigenen Wurzeln verbrennt bis jede nationale Identität verschwunden ist.
    Auch deshalb wollen bestimmte Parteien das Wahlalter auf 16 senken.

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  • Profilfoto von Dunning-Kruger
    Dunning-Kruger, 11.02.2024, 20:31 Uhr

    Gregor Vörös wird sich gerne darum kümmern.

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    Baldo, 11.02.2024, 20:13 Uhr

    Ich würde sagen, dass auch die Eltern solcher Kinder nicht willkommen sind. Keine Respekt und keine Achtung vor nichts und niemand, aber alle anderen sind die bösen.

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