Die sechs drängendsten Fragen

Steigende Sozialhilfequote: So reagiert die Stadt Luzern

In der Stadt Luzern steigt wegen Corona die Zahl der Menschen, die von der Sozialhilfe leben. (Bild: Adobe Stock)

Keine Schweizer Stadt ist bisher – was die Sozialhilfe an geht – so hart von der Coronakrise getroffen worden wie Luzern. Wie kommt das und was tut der Stadtrat dagegen? Wir haben die Antworten auf die drängendsten Fragen zusammengestellt.

In der Stadt Luzern lag die Sozialhilfequote im November 2020 ganze acht Prozent höher als in einem Durchschnittsmonat 2019. Stärker ist der Anstieg nur im Kanton Genf (plus 8,5 Prozent) – wobei dort während der Coronakrise die Regeln für den Sozialhilfebezug angepasst wurden, weshalb sich die Zahlen nicht sauber vergleichen lassen (zentralplus berichtete).

1. Warum steigt die Zahl der Sozialhilfebezüger in Luzern deutlicher an als in der übrigen Schweiz?

Luzern zeichnet sich durch eine überdurchschnittlich hohe Abhängigkeit vom Tourismus und von der Gastronomie aus. In der Coronakrise waren ausgerechnet diese Branchen durch den Einbruch der Besuchszahlen besonders betroffen. «Neben vielen qualifizierten Fachpersonen arbeitet in diesen Branchen ein nicht unbedeutender Anteil gering qualifizierter Personen, die es besonders schwer haben, einen neuen Job zu finden», sagt Sozialdirektor Martin Merki (FDP) auf Anfrage von zentralplus. Die aktuelle Belegung in der Hotellerie liegt bei vielen Betrieben um zehn Prozent. Die Schifffahrtsgesellschaft verzeichnete im Dezember 2020 einen Rückgang von 70 Prozent bei den Passagieren.

2. Kommen die sozialen Dienste der Stadt Luzern mit diesem Anstieg an eine Kapazitätsgrenze?

Die Belastung ist hoch. Ziel der sozialen Dienste sei es, die Dienstleistungen für bedürftige Personen zeitnah zu erbringen, sagt Leiter Felix Föhn. «Dies führt zu einer hohen Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sozialen Dienste, die zusätzlich unter erschwerten Bedingungen arbeiten mussten.»

3. Wie bereitet sich die Stadt auf den prognostizierten Anstieg vor?

Klar ist: Es wird mehr Ressourcen brauchen. Die sozialen Dienste verfügen gemäss dem Leiter Felix Föhn über ein Ressourcen- und Controllinginstrument. Das heisst: Bei konstantem Anstieg der Fallzahlen können aufgrund der Entwicklung die dafür benötigten personellen Ressourcen aufgestockt werden. Zu diesem Zweck sind im Aufgaben und Finanzplan 2021-2024 zusätzliche Gelder vorgesehen.

4. Mit welchen zusätzlichen Kosten muss die Stadt Luzern durch den Anstieg rechnen?

Aufgrund des prognostizierten Fallzahlenanstiegs dieses Jahr haben die Sozialen Dienste für Wirtschaftliche Sozialhilfe das Budget 2021 vorsorglich um rund 7,5 Prozent erhöhtIm Personalbereich wurde das Budget gemäss Sozialdirektor Martin Merki ebenfalls nach oben korrigiert.

5. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (Skos) fordert einen kantonalen Lastenausgleich zwischen den Gemeinden. Wie steht die Stadt Luzern dazu?

Die Stadt Luzern setzt sich seit Jahren für einen fairen und solidarischen Lastenausgleich ein, wie Sozialdirektor Martin Merki betont. Zusammen mit der Kernagglomeration sei die Stadt Luzern überdurchschnittlich belastet, auch im Sozialbereich. «Deshalb ist es auch richtig und notwendig, dass darüber diskutiert wird, wie die Töpfe des Lastenausgleichs in der Folge der Krise angemessen gefüllt werden können.»

6. Welche Massnahmen will die Stadt Luzern ergreifen, um der jungen Generation den Berufseinstieg trotz Krise zu erleichtern? 

Die SP hat dazu am 4. Januar ein dringliches Postulat eingereicht. Im Rahmen der Beantwortung werden Massnahmen geprüft, die allen Jugendlichen trotz Coronakrise einen chancengleichen Einstieg ins Berufsleben ermöglichen sollen. «Dies könnten beispielsweise zusätzliche Plätze in Brückenangeboten sein, Anreize für Unternehmen, die weiterhin im Umfang der vergangenen Jahre Lernende einstellen oder weitere Massnahmen an der Schnittstelle Schule-Berufsleben», wie Sozialdirektor Martin Merki sagt.

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