Riesiger Neubau neben winzigem Fachwerkhaus

Pilatusplatz: Eine Bar mit Aussicht und ein Co-Working-Space in luftiger Höhe sind geplant

Der Neubau am Pilatusplatz soll zur «Visitenkarte» für die Umgebung werden. (Bild: zvg)

Nun ist bekannt, welcher Investor und welche Architekten sich am Pilatusplatz verwirklichen dürfen. Wenn alles glatt läuft, soll der geplante Neubau im Jahr 2025 bezugsbereit sein. Die zuständige Luzerner Stadträtin spricht von einem Projekt mit Strahlkraft.

«Lu Two» heisst es, das Siegerprojekt, das dereinst am Pilatusplatz realisiert werden soll (zentralplus berichtete). Es hat sich gegen 23 weitere Projekte durchgesetzt.

Investor ist die Senda Immobilien AG aus Zug, das Projekt wurde von der Joos & Mathys Architekten AG in Zürich entworfen.

Entstehen soll südwestlich des Pilatusplatzes eine Mischung aus Geschäfts- und Wohnhaus. Auf 3’000 Quadratmetern wird gearbeitet, dazu kommen 29 Wohnungen. Vorgesehen sind insbesondere kleinere Wohnungen zwischen 2,5 und 3,5 Zimmern. Weniger für Familien als für «städtisches Klientel, welches die Zentralität und Urbanität» schätzt, heisst es im Wettbewerbsbericht.

Eine Bar in der 9. Etage

Speziell am geplanten Bau: Nicht nur im Erdgeschoss, sondern auch in den obersten Etagen ist eine öffentliche Nutzung angedacht. «Im 9. Obergeschoss wird eine Bar entstehen, dazu kommen Co-Working-Plätze. Ausserdem soll die Dachterrasse öffentlich begehbar sein», erklärt die zuständige Stadträtin Manuela Jost (GLP).

Visualisierung des geplanten Gebäudes. (Bild: zvg)

Die Anforderungen, die ein Neubau gerade an dieser zentralen Lage zu erfüllen hat, sind hoch. Warum also hat sich die Jury für «Lu Two» entschieden? Jost sagt dazu: «Wir sind der Meinung, dass dieses Projekt nicht nur architektonisch attraktiv ist, sondern auch den Platz sehr gut fasst und eine identitätsstiftende Wirkung mit Strahlkraft hat, fast wie ein Stadtpalais.»

Ein wichtiger Punkt, bilde das Hochhaus doch quasi eine Visitenkarte für alle, die über den Hallwilerweg stadteinwärts fahren.

Liebevoller Umgang mit Fachwerkhäuschen

Auch der Umgang mit bestehenden Bauten habe die Jury und den Stadtrat beeindruckt. «Was wirklich überzeugt, ist der Umgang mit dem Fachwerkhäuschen nebenan, das durch die Arealgestaltung ein Gewicht bekommt. Es steht in einer guten Wechselbeziehung zum Neubau, der sehr grosszügig daherkommt und wurde unserer Meinung nach sehr sorgfältig geplant», sagt die Baudirektorin.

Derzeit ist im Fachwerkbau am Mühlebachweg 8 die Musikschule eingemietet. Gemäss Wettbewerb soll dort zukünftig ein Kaffeehäuschen entstehen. Derzeit sei man daran, eine Lösung für die Musikschule zu finden. Noch ist gemäss der Baudirektorin nichts spruchreif.

Tatsächlich wirkt das Fachwerkhaus etwas mickrig im Vergleich. (Bild: zvg)

Ein elfstöckiges Gebäude neben dem vergleichsweise winzigen Fachwerkbau. Wie sorgt man dafür, dass dieser nicht wortwörtlich in den Schatten gestellt wird?

«Der Aussenraum ist ein wichtiges Element, die Aufenthaltsqualität ist uns wichtig», sagt Manuela Jost dazu. «Mit dem Projekt ‹Lu Two› können wir zum Beispiel sicher sein, dass der Hofbereich nicht zusätzlich verschattet wird.»

Das Projekt wird um das bestehende Fachwerkhäuschen herumgebaut. (Bild: zvg)

Zwar wird es im Gebäude eine Tiefgarage geben, doch setzt man primär darauf, dass die Mieterschaft per ÖV oder Car- und Bikesharing reist. Auch wenn Veloabstellplätze «in ausreichender Anzahl» vorhanden sein werden.

Interessant: Die Parkgarage wird keine Rampe aufweisen, sondern mittels Autolift erschlossen werden. Dies, weil eine Rampe einen zu grossen Anteil der Nutzfläche beanspruchen würde und gemäss Architekten «den Kontakt zwischen der öffentlichkeitswirksamen Nutzung im Erdgeschoss und dem öffentlich zugänglichen Aussenraum unterbricht».

Dieses Haus soll bald am Pilatusplatz entstehen. (Bild: zvg)

Auf den bestehenden Visualisierungen wirkt der Bau nicht sonderlich hoch. Mit seinen 35 Metern und 11 Stockwerken wird er jedoch die meisten umliegenden Gebäude übertrumpfen. Manuela Jost dazu: «Das dürfte damit zusammenhängen, dass das Haus quasi einen Einschnitt bei der Dachterrasse aufweist.»

Sie gibt weiter zu bedenken: «Das Gebäude ist zwar hoch, aber verfügt im Prinzip über zwei Körper, was es wiederum sehr elegant macht.» Entsprechend entsteht ein ebenerdiger Durchlass in Richtung Innenhof.

Zu sehen ist dies auf den Grundrissplänen des Erdgeschosses. Erst in den oberen Etagen wird der Bau verbunden.

Joos & Mathys Architekten haben ihre Büros zwar in Zürich, dennoch kennt man sie auch in Luzern: Sie verantworten den Neubau des alten C&A-Gebäudes an der Kapellgasse 4 in der Altstadt, der derzeit im Gange ist (zentralplus berichtete).

Sechs Projekte ausgezeichnet

Die Baudirektorin ist insgesamt sehr zufrieden mit der Auswahl der eingegangenen Vorschläge: «Das Niveau bei diesem Projektwettbewerb war sehr hoch. Nicht zuletzt deshalb erhielten neben dem Siegerprojekt auch fünf weitere Projekte einen Preis.»

Neben «Lu Two», das den mit 40’000 Franken dotierten ersten Preis einheimste, haben fünf weitere Projekte je 35'000 Franken erhalten.

  • 2. Rang: «Häuser am Pilatus» von Roman Hutter Architektur GmbH in Luzern
  • 3. Rang: «Playtime» von den Architekten Lussi + Partner in Luzern
  • 4. Rang: «Pilatushof» von der Masswerk Architekten AG in Kriens
  • 5. Rang: «Tomli» von Bachelard Wagner Architekten ETH BSA SIA in Basel
  • 6. Rang: «Levare» der ARGE: Architekturbüro Iwan Bühler GmbH und Scheitlin Syfrig Architekten AG in Luzern
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8 Kommentare
  • Profilfoto von Coray
    Coray, 26.04.2020, 17:04 Uhr

    Superprojekt bravo. Gefällt mir sehr. auch das neue Gebäude am Kapellplatz wird sehr schön.

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  • Profilfoto von bjornsen
    bjornsen, 10.04.2020, 09:15 Uhr

    Von den letzten sechs her gesehen, sicher okay! Aber gelten solche Glasbauten, die kaum bezahlbaren Workspace bieten werden, immer noch als so en vogue und fortschrittlich? Im anderne Streubeitrag von z+ sogar als nachhaltig und klimatisch top bezeichnet? Das würde ich gerne erklärt haben.

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  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 08.04.2020, 15:03 Uhr

    Und weiter geht es mit der Verschandelung der Stadt Luzern. Ein weiteres Projekt von Architekten, welche es immer noch nicht begriffen haben. Unglaublich, dass man einen weiteren Fensterklotz, welcher dann durch die Mieterschaft verunstaltet wird, hochzieht. Ein biederes, altbackenes und bünzliges Projekt. Keine Vision, nichts. Einfach nur potthässlich.
    Und in zwanzig Jahren bereits wieder renovierungsbedürftig!

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  • Profilfoto von Markus Rüttimann
    Markus Rüttimann, 08.04.2020, 10:32 Uhr

    Was mich noch wunder nimmt? Wo ist die Einfahrt für die Tiefgarage und wie viele Parkplätze gibt es in der Tiefgarage?

    Wurde dies auch bei der Planung der Neugestaltung Pilatusplatz berücksichtigt? Ich sehe auf den Plänen nicht’s.(Zufahrt und Ausfahrt) Oder braucht es noch ein 8. Autospur auf dem Hallwilerweg?

    Uebrigens ist der Neue «Chlotz» mindestens drei bis vier Stockwerke höher als das gegenüberliegende Gebäude. (altes Restaurant Pilatus)

    Markus Rüttimann Luzern

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    • Profilfoto von giftzwerg
      giftzwerg, 09.04.2020, 16:27 Uhr

      Wer lesen kann ist im Vorteil! Per Autolift gehts in die Tiefgarage😉.

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  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 07.04.2020, 17:52 Uhr

    Ihr habt aber schon gemerkt, dass das Modell in den Visualisierungen immer viel zu klein in die Umgebung gesetzt wurde, auch und sogar im Vergleich zum runden Glashaus auf der anderen Seite?
    Nicht?
    Deswegen wurde es ja so reingetrickst! Zweck erreicht.

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  • Profilfoto von aline studer
    aline studer, 07.04.2020, 14:34 Uhr

    Schönes Projekt!

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  • Profilfoto von Hafen Hans
    Hafen Hans, 07.04.2020, 13:32 Uhr

    Wer soll dort die Mieten für einen Co-working-Space bezahlen? Die Preise werden sich freilich SpaceX-mässig in die Höhe schrauben. Lächerlich. Und auch solche Bars gibt es an der Pilatusstrasse bereits wie Sand am Meer, zeichnen sich vorallem darin aus, dass dem Kunden völlig überhöhte Preise verrechnet werden! Konsum, Rendite, Geschäft überall. Jeder Lebensbereich muss unter Zwang durchökonomisiert werden! CHF 8.50 für ein Bier, das man dann aber im Co-working-Space trinken darf! Und für diesen fatal-fantasielosen Neubau ab der Stange mussten die Stadtluzerner jetzt die Bieder-Brache geschätzte acht Jahre lang ertragen und auf die heissgeliebte Schmiede verzichten?! Frechheit!

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