Machbarkeitsstudie beendet lange Tradition

Nach Inseli-Aus: Luzerner Määs-Macher bitter enttäuscht

Urs «Doggi» Doggwiler ist nicht nur ein waschechter Fasnächtler, er liebt auch seine Määs. Hier steht er vor seinem Laden an der Zürichstrasse. (Bild: PLu)

Schon in fünf Jahren könnte Schluss sein mit Zuckerwatte, Würsten und Chilbi-Bahnen auf dem Inseli. Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass die Stadt ihr Versprechen nicht halten kann und die Määs ihren Standort verlieren wird. Das geht Määs-Urgestein Urs Doggwiler ziemlich nahe.

Viele Luzernerinnen haben Kindheitserinnerungen an die Määs. Schon lange bevor sie ihren Standort auf dem Inseli hatte, gab es eine Herbstmesse in Luzern. In einem Gebührenverzeichnis sind sogar Eintragungen zu finden, die bis ins Jahr 1374 zurückgehen. Die Luzerner Määs war damals eine Warenplattform für die Stadtbevölkerung. Die Chilbi-Bahnen kamen erst viel später dazu.

Der Luzerner Heiri Hüsler hat 2016 ein Buch über die Geschichte der Määs geschrieben und gibt darin Einblicke, wie der Anlass in der Vergangenheit ausgesehen hat. Bilder dazu findest du hier.

«Es ist ein weiterer, brutaler Stich ins Herz von uns Määs-Lüüt!»

Urs «Doggi» Doggwiler

In naher Zukunft muss sich die Määs nun aber neu erfinden. Am Dienstag, 18. Januar, veröffentlichte die Stadt eine Medienmitteilung über eine Machbarkeitsstudie. Diese Studie zeigte, dass der Standort Inseli nach der Umsetzung der Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» (zentralplus berichtete) und nach dem Bau des Tiefbahnhofs (zentralplus berichtete) keine Option mehr ist. Das Problem sind die Chilbi-Bahnen. Die grossen Bahnen brauchen einen festen Untergrund – dieser ist gemäss der Studie nach Auflösung der Carparkplätze nicht mehr gewährleistet (zentralpus berichtete).

Määs-Macher sprechen von «düsteren Zukunftsaussichten»

Wir besuchen Urs «Doggi» Doggwiler in seiner Metzgerei an der Zürichstrasse. Seit er denken kann, ist er aktiv an der Määs dabei. Schon als Kind half er seinem Vater beim Verkaufen der Würste mit. Für viele Luzerner gehört auch eine Bratwurst zu einem richtigen Besuch auf dem Inseli dazu.

«Wir hätten es begrüsst, wenn eine Määs auch in Zukunft auf dem Inseli möglich wäre.»

Yannick Gauch, SP-Grossstadtrat

Urs Doggwiler sagt gegenüber zentralplus: «Es ist ein weiterer, brutaler Stich ins Herz von uns Määs-Lüüt! Die Määs wurde schon zweimal abgesagt und jetzt gibt es düstere Zukunftsperspektiven.» Die Tatsache, dass ab 2027 ein neuer Standort für die Määs gefunden werden muss, geht dem Metzgermeister spürbar nahe.

Als die Juso 2017 die Initiative eingereicht hat, war Yannick Gauch eine treibende Kraft der Inseli-Initiative. Der heutige SP-Grossstadtrat und Co-Präsident sagt zur Standortfrage der Määs: «Wir hätten es begrüsst, wenn eine Määs auch in Zukunft auf dem Inseli möglich wäre. Nun hat die Machbarkeitsstudie ergeben, dass diese leider nicht kompatibel mit anderen, ebenfalls berechtigten Nutzungsansprüchen ist.»

Das Inseli als Standort zu verlieren, schmerzt

Die Määs beispielsweise auf die Allmend zu verlegen, kommt für Urs Doggwiler nicht infrage. «Die Ambiance auf dem Inseli ist einzigartig.» Die Bäume, der See und die Lage haben den Ort zu etwas Besonderem gemacht. «Dies aufzugeben, schmerzt sehr», meint der Metzger.

Dass eine Herbstmesse ausserhalb des Stadtzentrums den Reiz verliert, sieht auch Yannick Gauch. «Dass eine Määs, wenn immer möglich, ins Zentrum der Stadt gehört, ist für mich klar.» Allerdings sieht er eine Inseli-Trennung als möglich an: «Die Frage ist, ob die Määs an sich oder der Standort eine Tradition ist. Für uns ist es klar, dass wir eine Määs auch weiterhin wollen», sagt Gauch.

Eine Määs zwischen Bahnhof und Theaterplatz?

Das Stadtbild wird sich in Zukunft rund um den Bahnhof massiv ändern. Mit dem Durchgangsbahnhof, der neuen Bahnhofstrasse und dem Inseli. Urs Doggwiler hofft, dass bei der Planung der «neuen Stadt» auch auf die Tradition mit der Määs geachtet wird.

Eine Määs, integriert zwischen Bahnhof und Theater, ist auch für Yannick Gauch eine Option. «Die Stadt wird sich durch die grossen Bauprojekte verändern. Es ist vorstellbar, dass es zwischen Bahnhof und Theaterplatz einen passenden Ort für die zukünftige Määs gibt.»

Wo genau die Määs hinkommen könnte, steht noch in den Sternen. Gauch hofft zumindest, dass dieser Stern besonders schön sein wird. «Durch den Bau des Durchgangsbahnhof braucht die Määs so oder so für zehn Jahre oder länger einen neuen Standort. Wer weiss schon, was 2040 sein wird, vielleicht sind wir dann froh um einen neuen, noch besseren Standort.»

Gebrochenes Versprechen der Stadt wirft Fragen auf

2017 hat der Stadtrat versprochen, dass mit der Annahme der Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» der Standort der Määs nicht infrage gestellt wird. Am Dienstag schreibt die Stadt in ihrer Medienmitteilung: «Für den Stadtrat zeigt die Studie klar, dass ein grünes Inseli ohne Einschränkungen für die Määs und mit Haltekanten für Reisecars nicht machbar ist.»

Dies wirft nicht nur bei den Määs-Machern Fragen auf, sondern auch bei der FDP Stadt Luzern. Fraktionschef Marco Baumann wird in einer Medienmitteilung folgendermassen zitiert: «Mit dem heutigen Entscheid verliert der Stadtrat jegliche Glaubwürdigkeit.»

Weiter sagt Baumann: «Die Initiative wäre damals abgelehnt worden, wenn bereits zum Abstimmungszeitpunkt klar gewesen wäre, dass die beliebte Lozärner Määs und die Anhalteplätze nicht mit der Erweiterung des Inseli vereinbar sind.» Die Partei fordert den Stadtrat auf, eine Variante weiterzuverfolgen, bei der die Versprechen gehalten werden.

Apropos Versprechen. In der aktuellen Medienmitteilung schreibt die Stadt, dass sie ein Projekt initiieren will, bei dem ein neuer Standort für die Määs gesucht wird. Grossstadtrat Yannick Gauch ist zuversichtlich: «Wir glauben daran, dass der Stadtrat ab 2027 eine passende Alternative finden wird.»

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12 Kommentare
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 20.01.2022, 06:30 Uhr

    Das ist doch wieder der neuste Husarenstreich unserer Stadtregierung. Das Inseli war von je her eine Begegnungszone. Man wirft liebgewordene Traditionen über den Haufen und wundert sich dann, wenn einem auf den Regierungsbänken ein steifer eisiger Wind um die Nase weht. Was will die Stadtregierung??? Politische Glaubwürdigkeit sieht anders aus… Nicht zu vergessen… diese «Hüst-und-hott-Politik» belastet die Finanzen der Stadt, den Preis zahlen letztendlich die Bürger die über Steuererhöhungen dann zur Kasse gebeten werden. Vielleicht sollte dies bei den nächsten Wahlen ins städtische Parlament mitberücksichtigt werden.

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  • Profilfoto von Ludwig
    Ludwig, 19.01.2022, 18:55 Uhr

    Ein grosser und schöner Erholungsraum im Inseli ist wichtiger als die Määs.

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  • Profilfoto von Dicky Dick Lozaern
    Dicky Dick Lozaern, 19.01.2022, 10:50 Uhr

    Das ist Vortäuschung falscher Tatsachen. Die Abstimmung ist zu annulieren. Das kommt davon, wenn man jeden (Tschuldigung) Schrott der Jusos zur Abstimmung bringt!

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 19.01.2022, 10:04 Uhr

    In der heutigen Zeit solche Versprechen abzugeben ist nicht wirklich clever. Zeigt sich doch, dass wir alle immer flexibel bleiben müssen. Was gestern galt, wird morgen obsolet sein. Daran ändern auch gewisse Traditionen nichts. Auf der anderen Seite sollten sich gewisse Protagonisten die Frage stellen, ob die «Määs» oder der Standort Inseli Tradition ist. Die Zeit bringt Veränderungen mit. Das ist mit anderen Traditionen genau gleich. So hat sich auch eine Fasnacht fundamental verändert. Natürlich bedauert man als Stadtluzerner einen Standortwechsel der «Määs» und dennoch muss man halt auch mal loslassen können. Vielleicht wäre eine etwas kleinere «Määs», verteilt in der Alstadt, auch trés charmant.
    Das Gebiet um den Bahnhof wird sich verändern. Ob dann auch beim Inseli weiter aufgeschüttet wird, erachte ich als vollkommenen Blödsinn. So wird dem Wasser weiter viel Platz genommen. Viel Wasser wäre nämlich grundsätzlich nicht das Problem, würde man dem Wasser Platz lassen.

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  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 19.01.2022, 07:36 Uhr

    Diese mini Määs entspricht schon lange nicht mehr unserer Zeit, zu klein, es Gschtung und nichts Gescheites, geht nach Zürich oder Basel,,,.. Nein es muss mall eine richtige tolle Cilbi auf die Allmend ,genug Fläche, Tolle Achter Bahn Riesen Rad Fest Zelt mit Musik, Dieses ewige Gejammer am Alten Zopf hängen bleiben , Oder man verteilt sie in der kleinen engen Altstadt

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  • Profilfoto von hegard
    hegard, 18.01.2022, 23:32 Uhr

    Vor dem Inseli Seeseite sind untiefen die man mit dem Aushub vom Tief Bahnhof auffüllen könnte,das ein Schöner Erhohlungsraum gäbe fürs ganze Jahr,auch für Events und Touristen.
    Und wenn die Bodenfestigkeit nicht gewährleistet wäre,kann man Pfählen.
    Die Määs hat vereinzelt früher schon in der Allmend stattgefunden,das ist aber nicht das gleiche anbiente.
    Wäre schade und ich kenne
    kenne die Gründe des Stadtrates nicht,für mich suspekt warscheindlich haben sie immer noch keinen konkreten Carparkplatz

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 18.01.2022, 23:19 Uhr

    In fünf Jahren! Somit läuft sicher noch fünf jahre nichts im inseli ??? Krass! Volkswille mit füssen getreten!!
    Versprechen mit der määs nicht eingehalten!! Da läuft ja einiges falsch! Gibts auch verantwortliche für diesen Schlamassel? Eher wieder mal nicht ……

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    • Profilfoto von Rentner
      Rentner, 19.01.2022, 07:38 Uhr

      Paul ,wir in Littau warten seit bald 20 Jahren auf die Umfahrung,

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      • Profilfoto von Paul
        Paul, 19.01.2022, 21:24 Uhr

        Das tut mir leid. Macht die inseli geschichte jedoch auch nicht besser

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  • Profilfoto von hegard
    hegard, 18.01.2022, 23:11 Uhr

    Sorry diese Argumente kommen mir alle suspekt vor.Laut Plan geht das Tunel bei den Schiffländen, Torbogen,also das Parkhaus wird zum Bahnhofeingang..Und wenn das Inseli gefährdet wäre,wären auch das KKL die Uni usw gefährdet.Ich finde das nur faule ausreden um die Carplätze zu erhalten und verarschung.

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  • Profilfoto von Hanni
    Hanni, 18.01.2022, 20:09 Uhr

    Allmend wäre super Alternative

    ÖV, genügend Parkplätze

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    • Profilfoto von Blaecky 51
      Blaecky 51, 20.01.2022, 13:08 Uhr

      Hanni, bist du auch schon an der Luzerner » Herbstmääs» gewesen? Findest du wirklich das Ambiente auf der Allmend ist vergleichbar, mit dem Inseli? Die Määs lebt auch vom Ambiente. Wo war denn, an der Schützenchilbi, das Ambiente? Ich finde es eine absolute Schweinerei, was da mit den Stimmbürgern gemacht wird. Zuerst leere Versprechungen machen ( Juso) und dann als SP, solche Heueleien rauslassen. «Wir hätten es begrüsst, wenn eine Määs auch in Zukunft auf dem Inseli möglich wäre.»

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