Billige und gefährliche Droge

In Luzern werden immer mehr Crack-Steine konsumiert

Bei Crack handelt es sich um Kokain, das mit Backpulver und Wasser in einem Löffel erhitzt wird – wie hier im Bild. Dieses Prozedere fällt bei Crack-Steinen weg. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

In Genf sorgen Crack-Steine derzeit für massive Probleme. In Luzern ist die Droge schon länger im Umlauf, findet aber den Weg zu einem immer jüngeren Publikum.

«Warnruf aus dem Crack-Hotspot der Schweiz»: So titelten die «CH Media»-Zeitungen am Donnerstagmorgen. Der Grund dafür: Im Kanton Genf hat sich die Anzahl der Crack-Konsumentinnen innerhalb eines Jahres verdoppelt.

Eine Studie, die jüngst im Auftrag des Kantons Genf erarbeitet wurde, zeigt, dass in Genf neu Crack-Steine im Umlauf sind. Bei diesen handelt es sich um gebrauchsfertiges Crack, das mit der Pfeife geraucht wird.

Oftmals kochen Konsumentinnen Crack selbst auf, in dem sie Kokain, Backpulver und Wasser in einem Löffel erhitzen. Durch die Steine entfällt dieses Prozedere – zumal sind sie mit 10 Franken pro Stück ziemlich günstig. Das erklärt gemäss einem Experten, dass die Droge im Kanton Genf derzeit so auf dem Vormarsch sind.

In Luzern wird seit über 15 Jahren Kokain geraucht

Auch in Luzern sind solche Crack-Steine im Umlauf, sagt Adrian Klaus, der Betriebsleiter der Gassechuchi – Kontakt und Anlaufstelle, kurz: K+A. Jedoch ist es kein neues Phänomen. «Seit den letzten zwei Jahren werden in Luzern zunehmend Crack-Steine gehandelt, als dass Konsumierende Kokain selber aufkochen.» Das nehmen sie auch in der Gassechuchi – K+A am Luzerner Geissensteinring wahr. In dieser können Suchtbetroffene in einem sauberen und geschützten Rahmen ihre mitgebrachten Drogen konsumieren. Betrieben wird sie vom Verein kirchliche Gassenarbeit.

«Das Rauchen von Kokain ist in Luzern seit über 15 Jahren ein Thema.»

Adrian Klaus, Betriebsleiter Gassechuchi – K+A

Wird Kokain mit Natriumbicarbonat aufgekocht, entsteht Crack. Wird Kokain mit Ammoniak aufgekocht, entsteht Freebase. «In der Szene selbst spricht man von ‹Basen› – unabhängig davon, ob es mit Natriumbicarbonat oder Ammoniak aufgekocht wurde», so Klaus weiter. «Das Rauchen von Kokain ist in Luzern seit über 15 Jahren ein Thema.» Das zeige sich auch daran, dass die 2011 neu eröffnete Kontakt- und Anlaufstelle der Gassechuchi bereits 14 Raucherplätze installierte. Neben diesen gibt's noch fünf intravenöse Plätze.

In der Gassenchuchi – K+A können Suchtkranke in Konsumationsräumen ihre mitgebrachten Drogen in einem sauberen Rahmen konsumieren. (Bild: ida)

Crack-Steine sorgen für Unruhe

Die Situation in Genf könne man nicht mit jener in Luzern vergleichen. Dennoch schätzt Adrian Klaus die Entwicklung als besorgniserregend ein. Denn je mehr Crack oder Freebase Suchtbetroffene rauchen, desto weniger sind sie zugänglich – auch für Angebote in der Gassechuchi – K+A, in der Besucherinnen eine ausgewogene Mahlzeit kriegen, Kunst oder Musik machen können. «Zudem wirkt der ‹Flash› bei Crack und Freebase nur wenige Minuten. Kaum ist das Verlangen befriedigt, kehrt der Drang nach dem nächsten Kick zurück. Dieses Verlangen ist unglaublich hoch, weil gerauchtes Kokain zu einem sehr hohen Suchtverhalten führen kann.»

Für Suchtbetroffene ist das mit viel Stress verbunden. Die Pausen zwischen dem nächsten Kick wird immer kürzer. «Zumal sich beim Körper beim Konsum von gerauchtem Kokain kein Sättigungsgefühl einstellt.» Suchtbetroffene würden nicht mehr daran denken, zu trinken, zu essen oder zu schlafen. Sie könnten so Gefahr laufen, nach drei, vier schlaflosen Nächten zusammenzubrechen.

«Durch den vermehrten Crack und Base-Konsum erleben wir eine hektische Drogenszene.»

Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern

Crack-Konsumentinnen können deswegen sehr ruhelos werden. Das betont auch Christian Wandeler, der Sicherheitsmanager der Stadt Luzern. Er sieht gleich mehrere Probleme. «Durch den vermehrten Crack und Base-Konsum erleben wir eine hektische Drogenszene, die sich den ganzen Tag im Hamsterrad von ‹Geld auftreiben – Drogen beschaffen – Drogen konsumieren – und alles wieder von vorne› bewegt. Diese Hektik nehmen wir stark im öffentlichen Raum wahr.»

Zudem wird der Drogenkonsum sichtbarer. «Durch den einfachen und schnellen Konsum von Crack und Base erleben wir auch, dass vermehrt im öffentlichen Raum konsumiert wird.»

Crack erreicht auch Jüngere

In Genf führte die einfache Verfügbarkeit und der tiefe Preis zu einem Anstieg der Crack-Konsumation. Da die Steine in Luzern schon länger im Umlauf sind, glaubt Adrian Klaus nicht, dass sie in Luzern zu einem massiven Anstieg der Konsumentinnen führen werden. Jedoch gibt er zu bedenken: «Je verfügbarer, günstiger und je einfacher eine Droge in ihrem Konsum ist, desto höher ist die Gefahr, dass sie auch von Menschen ausserhalb der Szene konsumiert wird.» Noch gebe es in Luzern aber keine Hinweise darauf.

«Waren es früher vorwiegend ältere und langjährige Kokain-Konsumenten, sind es heute gemäss unserer Einschätzung oftmals auch jüngere.»

Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei

Gemäss Einschätzung von Urs Wigger, Mediensprecher bei der Luzerner Polizei, hat in den vergangenen Jahren die Anzahl Crack-Konsumenten in Luzern zugenommen. Die Droge erreicht auch Jüngere. «Waren es früher vorwiegend ältere und langjährige Kokain-Konsumenten, sind es heute gemäss unserer Einschätzung oftmals auch jüngere», so Wigger.

Neben den physischen und psychischen Folgen spricht er das Verhalten der Konsumentinnen an, dass sich «spürbar» verändere. «Ein äusserst aggressives Verhalten stellen wir beispielsweise bei Einsätzen oder Interventionen bei Personen fest, welche unter Einfluss von Betäubungsmitteln stehen.»

In Luzern will man reagieren

In Luzern besteht zwischen den involvierten Fachstellen wie dem Verein kirchliche Gassenarbeit, Jobdach sowie der Polizei und der Stadt ein intensiver Kontakt. «So kann schnell auf neue Situationen oder Verlagerungen der Drogenszene reagiert werden», sagt dazu Sicherheitsmanager Christian Wandeler.

Adrian Klaus erklärt, dass das Konzept der Gassechuchi – K+A regelmässig überprüft und auch angepasst werde. Gerade, wenn sich das Konsumverhalten der Besucherinnen ändert.

Verwendete Quellen
  • Artikel bei «CH Media»
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern
  • Telefonat mit Adrian Klaus, Betriebsleiter der Gassechuchi – K+A
  • Schriftlicher Austausch mit Urs Wigger von der Luzerner Polizei
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Rudolf Schweizer
    Rudolf Schweizer, 16.07.2023, 15:37 Uhr

    An Marc, In der Schule war ich Legastheniker, eine Logopädin sah ich nie. Im Jahre 2014 hatte ich einen Hirnschlag, eine Reha gab es keine. Da der Staat versagt kann der liebe Marc der nicht verstehen will, aber vielleicht die Satzzeichen selber setzen kann, kann er vielleicht das geschriebene verstehen oder bei mir in der Schreibwerkstatt mithelfen.

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  • Profilfoto von Rudolf Schweizer
    Rudolf Schweizer, 14.07.2023, 09:42 Uhr

    Wenn die Luzerner Kripo bei mir 2017 ich mit Krücken unterwegs vorbei kommt und mir unterstellt ich sei ein Bombenbastler nur weil es unser Hochgelobtes BAG sich nicht um Bleierkrankte Menschen kümmern will und ich in einem Lesebrief schreibe die Polizei hat wichtigeres zu tun und sie sich nicht um das Kümmern um das sie sich Kümmern müssen Drogen Banden und Dealer Konsequent aus dem Verkehr zu ziehen müssen wir uns nicht Wundern wenn das Desaster der offenen Drogenszene in voller Fahrt ist. Auch unser Staatsanwaltschaft unter der Leitung von Daniel Burri FDP steht im Fadenkreuz des Versagens. Dann Menschen die mal in der Drogen Szene gelandet sind mit staatlich verschriebenen Drogen zu Stimulieren ist eine Schande für die ganze Nation. Drogensüchtigen kann man anders Helfen.

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    • Profilfoto von Marc
      Marc, 14.07.2023, 11:22 Uhr

      Versuchs doch mal mit Satzzeichen, dann versteht man Deinen Text vielleicht auch.

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 14.07.2023, 09:03 Uhr

    Schön für Luzern, man will ja eine Weltmetropole sein. Die Dealer werden ja kaum angefasst und Konsumenten gehören bald zum Stadtbild. Ob sie die Alki beim Torbogen verdrängen?

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