Mutiger Expat erhält «Zuger Preis für Zivilcourage»

«Ich konnte nicht anders, als zu reagieren»

Giacomo Damiani reagierte mutig und besonnen, als er im Herbst des vergangenen Jahres eine Gewaltsituation erblickte. (Bild: wia)

Der Zuger Preis für Zivilcourage geht dieses Jahr an drei Menschen, die durch ihr mutiges Handeln Schlimmes verhindern konnten. zentralplus hat mit einem der Gewinner geredet. Dieser freut sich über die Anerkennung, auch wenn er das Rampenlicht nicht sucht.

Wie reagierst du, wenn neben dir ein Mann mit roher Gewalt auf einen anderen Menschen einprügelt? Greifst du ein? Bleibst du stehen und hoffst, dass jemand anderes reagiert? Wählst du die Nummer der Polizei und hoffst, dass diese rechtzeitig eintrifft, bevor das Opfer spitalreif geschlagen wird? Meist kennt man die Antwort erst, wenn sich eine solche Situation tatsächlich ereignet.

Die Antwort von Giacomo Damiani lautet: Eingreifen. Und das, obwohl die Situation, in die er letztes Jahr involviert war, ziemlich brenzlig war. «Die Szene ereignete sich vergangenen Herbst gegen 19 Uhr auf dem Perron des Bahnhofs Rigiblick in Steinhausen», erzählt der gebürtige Italiener auf Englisch gegenüber zentralplus. «Ich kam von der Arbeit, hatte einen schlechten Tag hinter mir und wollte nur nach Hause und ins Bett.»

Alarmierende Schreie

«Als ein Mann auf einen anderen Mann losging, der mit seiner Freundin am Bahnhof wartete, dachte ich zunächst, er wolle ihm die Tasche stehlen. Bald realisierte ich jedoch, dass es um etwas anderes ging. Die Situation war bedrohlich: Der Angreifer wollte sein Opfer bewusst verletzen», erzählt der 28-Jährige weiter. «Die Schreie des Mannes alarmierten mich. Ich konnte nicht anders, als zu reagieren.»

«Mir war bewusst, dass die Gefahr bestand, dass mich der Angreifer aufs Gleis stossen könnte.»

Giacomo Damiani, Gewinner des «Zuger Preises für Zivilcourage»

Auch deshalb, weil der Angegriffene deutlich schmächtiger war als der Angreifer. «Das Opfer hatte keine Chance, sich allein zu wehren.» Damiani ging dazwischen. Er wurde selber zwar nicht verletzt, aber weggestossen. «Mir war bewusst, dass die Gefahr bestand, dass mich der Angreifer aufs Gleis stossen könnte. Das machte mir Angst. Insbesondere, da ich wusste, dass gleich der Zug kommen würde.»

Später kamen zwei weitere Helferinnen hinzu

Damiani war neben der Partnerin des Angegriffenen zunächst der einzige Zeuge der Situation. «Womöglich handelte ich deshalb. Vielleicht hätte ich das nicht getan, wenn viele Leute auf dem Perron gestanden wären. Ich weiss es schlicht nicht.»

Wenig später betraten Vanessa Velauthampillai (23) und Louisiana Kaeser (23) das Perron. Auch sie griffen ein und halfen, den Angreifer von seinem Opfer abzuhalten, was ihnen auch gelang, bis die Polizei eintraf.

«Ich wollte mit meinem Handeln niemanden beeindrucken.»

Giacomo Damiani

Was Giacomo Damiani und die beiden Frauen an jenem Tag geleistet hatten, blieb nicht unbemerkt. Die drei erhielten am Freitag im Namen der Sicherheitsdirektion des Kantons den «Zuger Preis für Zivilcourage». Dieser wird an Personen verliehen, die sich im vergangenen Jahr «mutig, aber überlegt» für ihre Mitmenschen eingesetzt haben, und ist mit 1000 Franken dotiert.

Anlässlich der Preisverleihung dankte Sicherheitsdirektorin Laura Dittli den Preisträgerinnen und dem Preisträger und betonte: «Sie haben hin- und nicht weggeschaut und sind mutig, aber überlegt dazwischengegangen. Dadurch konnten Sie Schlimmeres verhindern und unsere Einsatzkräfte entlasten.» Und weiter: «Es macht uns stolz, dass wir auf Bürgerinnen und Bürger wie Sie zählen können, die Verantwortung übernehmen und sich für die allgemeine Sicherheit im Kanton Zug einsetzen.»

Die vermeintlich sichere Schweiz

Damiani betont gegenüber zentralplus: «Ich wollte mit meinem Handeln niemanden beeindrucken. Trotzdem freue ich mich über diese Anerkennung.» Der Expat, der seit April 2022 im Kanton Zug lebt und arbeitet, sagt: «Die Schweiz hat den Ruf, ein sehr sicherer Ort zu sein. Daher war ich sehr überrascht, eine solche Situation zu erleben.»

Abschliessend sagt er: «Vielleicht animiert diese Geschichte auch andere Leute dazu, in solchen Ausnahmesituationen das Richtige zu tun.»

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