Die wohl bekannteste Zeitung von Randständigen in Luzern warnt: Falsche Verkäufer würden die Runde machen und Spenden sammeln, die sie selber einsteckten.
Einer oder mehrere Männer in Luzern geben sich derzeit als «Gasseziitigs»-Verkäufer aus. Im Namen der Gassenarbeit sammeln sie an öffentlichen Plätzen Spenden, schreibt die Herausgeberin der Zeitung, der Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern. Er betont: «Das ist nicht korrekt und selbstverständlich Betrug.»
Die «Gasseziitig Lozärn» geniesst in der Stadt einen guten Ruf. Gassenleute verkaufen die Zeitung seit 1997 und kümmern sich um den Grossteil des redaktionellen Inhalts. Die Hälfte des Verkaufspreises von zwei Franken dürfen sie behalten. Drei Ausgaben erscheinen jährlich, mit einer Auflage von 10’000 bis 15’000 Exemplaren. Doch nun haben sich offenbar Trittbrettfahrer in den Markt gemischt.
Die Polizei weiss Bescheid
Auf ihrer Website bittet die Herausgeberin um Hinweise und regt an, die Polizei einzuschalten. Diese bestätigt auf Anfrage von zentralplus, von der Masche Bescheid zu wissen. «Wir wurden vom Verein Kirchliche Gassenarbeit in Kenntnis gesetzt, dass eine Person unterwegs sei, welche im Namen von diesem Verein Spenden sammle», schreibt Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei. Anzeigen oder Meldungen von Passanten seien bisher keine eingegangen.
Grundsätzlich dürfe jede geschädigte Person oder Institution bei der Polizei gegen falsche Spendensammler Anzeige erstatten. Je nach Einzelfall könnten sich die Trittbrettfahrer der «unerlaubten Sammlung» oder des «Betrugs» strafbar gemacht haben, erklärt Urs Wigger.
Darauf sollten Luzerner achten
Damit Luzerner die falschen von den echten Verkäufern der «Gasseziitig» unterscheiden können, gibt die Polizei folgende allgemeine Tipps: Nur an Hilfswerke spenden, die man kennt. Sich eine Sammelbewilligung zeigen lassen. Und nach Zertifikaten zum Verkauf fragen.
Ausserdem verkaufen sie lediglich die Zeitung und rufen nicht zu Spenden für wohltätige Projekte auf. Dass die Masche, sich als Gassenleute auszugeben, nicht neu ist, zeigt ein Blick nach Deutschland.
In Deutschland eine bekannte Masche
In Bayern mischten sich falsche Gassenleute vergangenen Winter an Weihnachtsmärkten unter die Leute. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord zur deutschen Zeitung «Münchner Merkur» sagte, führten die Betrüger eine Spendenliste und eine Gassenzeitung mit sich, um seriös zu wirken. Dann sammelten sie Geld für Suppenküchen oder für Schulkinder.
Ebenfalls in Deutschland und Österreich verbreitet sind zwei weitere Maschen. Entweder besorgen sich die Betrüger Randständigen-Zeitungen über Zwischenhändler und verkaufen sie auf eigene Rechnung. Oder sie verkaufen eigene Magazine, welche die «echten» Zeitungen auf der Gasse konkurrenzieren.
Billighefte schwappen in die Schweiz
Wie der «Bund» berichtet, sind solche Billighefte aus Deutschland auch schon in der Schweiz gelandet. Von mindestens drei Fällen im Kanton Bern ist die Rede. Das Problem mit den Konkurrenzblättern ist, dass Privatpersonen dahinterstecken, die sich ein gutes Geschäft erwarten. Einen sozialen Zweck, den Magazine wie die «Gasseziitig Lozärn» oder «Surprise» verfolgen, gibt es bei diesen Zeitungen nicht.
Bis jetzt gibt es noch keine Kenntnisse von falschen Randständigen-Zeitungen in Luzern. Doch ausgeschlossen ist es nicht, dass sie noch auftauchen. Ebenfalls möglich ist, dass die falschen Spendensammler jetzt erst richtig loslegen. Denn die Weihnachtsmärkte öffnen bald ihre Stände. Und die Bereitschaft zu geben, ist wohl selten grösser als in der Weihnachtszeit.
Hinweis: Der Artikel wurde nachträglich mit folgender Information geändert. Verkäufer der «Gasseziitig Lozärn» tragen nicht zwangsläufig Ausweise mit sich.