Preisgekrönte Suizidprävention

Diese App aus Luzern will Suizide minimieren

Michael Durrer, Projektleiter Sero (links) und Martin Fluder, Leiter Pflege und Mitglied der Geschäftsleitung Lups.

Eine App der Luzerner Psychiatrie hat das Ziel, Suizide und Suizidversuche zu reduzieren. Nun wird die App ausgezeichnet.

«Ich glaube, das ist das Wichtigste: Dass wir lernen, darüber zu sprechen»: Das sagte Anita, deren Lebenspartner sich vor Jahren durch Suizid das Leben genommen hat, gegenüber zentralplus. Viele von uns wissen nicht so recht, was sagen, wenn jemand Suizidgedanken äussert oder man auf Hinterbliebene trifft. Man fühlt sich ohnmächtig, findet nicht die richtigen Worte.

In der Schweiz begehen jährlich etwa 1000 Menschen Suizid. Die Luzerner Psychiatrie (Lups) findet: Man muss der Suizidprävention mehr Rechnung tragen. Deswegen hat die Lups, gefördert im Rahmen des nationalen Aktionsplans zur Suizidprävention durch Gesundheitsförderung Schweiz und weiteren Träger- und Partnerorganisationen, 2022 das Projekt «Sero» ins Leben berufen. Das Ziel: Suizide und Suizidversuche zu reduzieren.

Eine der vier zentralen Massnahmen des Projekts, unter der Leitung von Michael Durrer, ist die Selbstmanagement-App, welche Unterstützung vor, während und nach suizidalen Krisen bietet. Bei der App handelt es sich um die erste Suizidpräventions-App für den deutschsprachigen Raum.

Auszeichnung für «Sero»-App

Die App «Sero» wurde nun an diesem Freitag in Bern mit der «Innovation Qualité» ausgezeichnet. Die von der FMH (Berufsverband der Schweizer Ärzte und Ärztinnen) gegründete Schweizerische Akademie für Qualität in der Medizin zeichnet mit dem Qualitätspreis praxiserprobte Qualitätsprojekte in der Schweiz aus.

Reden hilft.

Die Suizidpräventions-App «Sero» ist kostenlos auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch in den verschiedenen App Stores erhältlich.

Wähle die Nummer 143 der «Dargebotenen Hand», wenn es dir nicht gut geht oder du dir Sorgen um jemand anderen machst. Kostenlos und rund um die Uhr hilft dir auch die Nummer 147 (Pro Juventute).

Das Beratungstelefon der Luzerner Psychiatrie ist ebenfalls rund um die Uhr für Direktbetroffene von psychischen Erkrankungen sowie deren Angehörigen unter 0900 85 65 65 erreichbar.

Hinterbliebene nach Suizid finden Unterstützung beim Verein Refugium. Auf nebelmeer.net finden suizidbetroffene Jugendliche Perspektiven. Der Verein Regenbogen ist für Eltern da, die um ein verstorbenes Kind trauern. Das Trauernetz bietet Betroffenen Perspektiven nach einem traumatisierenden Verlust.

Entwicklung mit Miteinbezug von Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen

Die App wurde zusammen mit der Berner Fachhochschule in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen und Angehörigen/Bezugspersonen entwickelt und partizipativ weiterentwickelt. Die Qualität der App wird im Rahmen des Projekts durch Gesundheitsförderung Schweiz validiert.

Martin Fluder, Leiter Pflege und Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Psychiatrie AG, sagt: «Dadurch, dass das Erfahrungswissen von Betroffenen und Angehörigen von Anfang an miteinbezogen werden konnte, ist die Sero-App genesungsorientiert und verfügt über eine hohe Akzeptanz.» Mit persönlichen Daten gehe die App vertrauenswürdig um.

In der App gibt es unter anderem ein visuelles Instrument, das hilft, das Suizidrisiko einzuschätzen. Gemeinsam mit einem Sicherheitsplan sollen Betroffene ihr Selbstmanagement stärken können.

Wird der Sicherheitsplan geteilt, können Angehörige in Echtzeit betroffene Personen unterstützen. Ausserdem können Bezugspersonen und Notfallnummer kontaktiert werden. Angehörige können über die App einen Ressourcenplan machen, damit sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen, während sie einen Betroffenen begleiten.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Luzerner Psychiatrie
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