Nach drei Jahren in Zug

Das Ende der vielleicht kleinsten Pride der Welt

Nach drei Durchführungen ist Ende Gelände: Die Zug Pride findet im kommenden Jahr nicht statt. (Bild: zvg/ Dirk H. Moens)

Die Zuger Pride ist Geschichte. Die Organisatoren, welche den Anlass als «kleinste Pride der Welt» bezeichneten, hören nach drei Veranstaltungen auf. Es fehlt an einer Nachfolge.

«Ein ehrenamtliches Projekt, in das viel Herzblut investiert wurde, geht zu Ende», schrieb das Organisationsteam der Zug Pride am Dienstag auf ihrer Instagram-Seite. «Alle Versuche der bisher Verantwortlichen, die Zug Pride in andere Hände zu übergeben, sind gescheitert. Keine der angefragten Organisationen oder Gruppierungen ist bereit, das Projekt so oder anders weiterzuführen.» Die Community reagiert auf den Post mit grossem Bedauern.

Drei Jahre lang fand jeweils im August die vermeintlich «kleinste Pride der Welt» statt. Ins Leben gerufen wurde das Queerfestival vom Zuger Kulturschaffenden Remo Hegglin, dies in Zusammenarbeit mit der Galvanik. Im Rahmen ihres 25-Jahr-Jubiläums wollten die Verantwortlichen Raum schaffen für Veranstaltungen, die dort sonst eher nicht stattfinden (zentralplus berichtete). Das war 2020, ein Jahr vor der Abstimmung zur Ehe für alle.

«Den Queerorganisationen, die wir angefragt haben, fehlte es entweder an Motivation oder an den nötigen Ressourcen.»

Remo Hegglin, Mitorganisator der Zug Pride

«Ich trauere dem Projekt nicht nach. Drei ist eine schöne Zahl», sagt OK-Mitglied Remo Hegglin auf Anfrage. «Da es sich um ein ehrenamtliches Engagement handelte, war für mich stets klar, dass ich es nach drei Durchführungen abgeben möchte, falls die Nachfrage da ist.» Mehrere Monate habe man lokal nach einer Nachfolge für den Event gesucht. Erfolglos. «Den Queerorganisationen, die wir angefragt haben, fehlte es entweder an Motivation oder an den nötigen Ressourcen.»

Keine Angst vor dem Defizit

Dazu komme, dass Eila Bredehöft, die ehemalige Geschäftsleiterin der Galvanik, das Kulturzentrum mittlerweile verlassen habe und Geschäftsführerin von Zug Kultur sei. «Für ihren wohlwollenden Einsatz bin ich äusserst dankbar. Sie hat tatkräftig mit angepackt, war von Anfang an überzeugt von der Zug Pride und scheute sich auch nicht vor dem Gedanken, mit dem Anlass ein Defizit einzufahren», sagt Hegglin. «Ich ziehe den Hut davor, mit welcher Begeisterung sie zusammen mit dem ganzen Galvanik-Team diese Veranstaltung angegangen ist.»

Und weiter: «Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass Leute sich heutzutage nicht mehr gerne verpflichten und insbesondere die junge Generation sehr unverbindlich ist. Sei es bei der Mithilfe eines solchen Projekts, aber auch bei der Teilnahme.» Das erschwere die Planung ungemein.

Es fehlte an Gästen

Denn nicht alle drei Veranstaltungen waren sonderlich gut besucht worden. «Gerade beim dritten Mal hatten wir weniger Gäste als erwartet. Dies, nachdem uns so viele ihre Teilnahme angekündigt hatten. Der Aufmarsch hätte grösser sein müssen. Natürlich schlug sich das auf die Finanzen nieder.» Aber, so erklärt Hegglin mit Nachdruck: «Wir waren von Anfang an der Meinung, dass wir eine Ergänzung und keine Konkurrenz sein möchten für die bestehenden Pride-Veranstaltungen.» Aus diesem Grund habe man sehr bewusst auf eine Parade verzichtet, wie sie bei Pride-Veranstaltungen sonst Usus sei. «Abgesehen davon, dass ein Umzug durch die Stadt für das kleine OK organisatorisch gar nicht stemmbar gewesen wäre.»

Dass es sich um ein winziges Festivälchen gehandelt hätte, habe durchaus auch Vorteile gehabt. «Viele der Gäste schätzten die sehr niederschwellige, familiäre, teils gar etwas behütete Atmosphäre. Und gerade junge Leute äusserten sich positiv darüber, für einmal nicht nach Zürich oder Luzern zu müssen.»

Von Kinderprogramm bis Dragshows

Eine Besonderheit der Zuger Pride: «Bewusst wollten wir nicht nur Party machen. Eines unserer designierten Ziele war es, Unsicherheiten sowie Vorurteile bei den Menschen abzubauen. Mit Workshops und Podien für die breite Bevölkerung oder aber einem Kinderprogramm versuchten wir, dem gerecht zu werden.»

Erst später am Abend wurde die Galvanik jeweils zur Partybude, inklusive Dragshows. Auch diesbezüglich erlebten die Gäste Ungewohntes. Denn die Dragqueens schminkten sich nicht, wie sonst üblich, in ihrer Garderobe, sondern vor den Gästen. «Diese Verwandlung vor Publikum sorgte für viele schöne Begegnungen und Gespräche, die ich gerne in meiner Erinnerung behalte.»

An der Zug Pride konnte man den Dragqueens bei ihrer Verwandlung zuschauen. (Bild: Dirk H. Moens)
Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Remo Hegglin
  • Instagram-Post von Zug Pride
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1 Kommentar
  • Profilfoto von LD
    LD, 07.02.2024, 10:08 Uhr

    Dass unsere Gesellschaft gegen diesen Schwachsinn nicht Widerstand leistet, ist mir ein Rätsel. Hat da jemand eine Idee warum?

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