Was Ostern mit dem Pilatus zu tun hat

Luzerner Hausberg: Wie der Pilatus zu seinem Namen kam

Drachen, verwunschene Seen und ein römischer Beamter. Um den Pilatus ranken sich viele Legenden. (Bild: Matthias Rem)

Die Geschichte des Pilatus ist voller Sagengestalten und Legenden. Aber woher der berühmte Berg den Namen hat, darüber herrscht Unklarheit. Eine Spurensuche zu Ostern.

Ostern steht vor der Türe. Während sich Kinder über Zuckereier und Schoggihasen freuen, dürften es bei den Erwachsenen vor allem die paar freien Tage sein, die für freudig glitzernde Augen sorgen. Dabei feiert das Osterfest eigentlich die Auferstehung von Jesus Christus, nachdem er vom römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tode verurteilt und ans Kreuz genagelt wurde.

Moment, Pilatus? Wie der Luzerner Hausberg? Ja, ganz richtig. Die biblische Gestalt und der Zentralschweizer Berg teilen sich den Namen. Was hat es damit auf sich?

Pilatus-Besuch war einst streng verboten

Heute ist der Pilatus einer der beliebtesten Ausflugsberge der Schweiz. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Pilatus-Bahnen gar einen historischen Rekordumsatz von über 40 Millionen Franken, wie sie jüngst bekanntgaben. Rund 760’000 Ersteintritte konnte das Unternehmen verzeichnen. Die Leute pilgern also emsiger in die Höhe als noch in den letzten Jahren. Und heutzutage glücklicherweise ohne gleich das Schlimmste befürchten zu müssen.

Denn der Luzerner Hausberg war nicht immer ein fröhliches Ausflugsziel für die ganze Familie. Vom 14. bis ins 16. Jahrhundert war der Besuch des Bergsees auf der Oberalp gar unter Gefängnisstrafe verboten (zentralplus berichtete). Der Grund: das unberechenbare Wetter, gemischt mit einer gehörigen Portion Aberglaube. Denn der Fractus Mons (gebrochener Berg) oder Fracmont, wie der Berg in früheren Jahrhunderten genannt wurde, galt als übellauniger Berg. Heftige Gewitter und grausiges Donnern waren hier keine Seltenheit.

Für die damalige Bevölkerung ein klarer Fall: Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Sie vermutete, dass im See rachsüchtige Wassergeister gelebt haben. Wer deren Ruhe störte, riskierte gewaltige Stürme, Hagelschauer und Überschwemmungen in der Stadt. Und hier kommt er der Sage nach auch ins Spiel, der Pontius Pilatus aus dem Neuen Testament.

Bei Anblicken wie diesen kann man die düsteren Sagen durchaus nachvollziehen. (Bild: Armin Graessl / Aura)

Von Pontius zu Pilatus

Bibelfeste Naturen wissen, dass der römische Statthalter und Präfekt des Kaisers Tiberius den Tod von Jesus am Kreuz zu verantworten hatte – schliesslich hatte er ihn dazu verurteilt. Nachdem langsam klar wurde, wen Pontius Pilatus da gerichtet hatte, schlug die Stimmung um und der Statthalter landete hinter Gittern, wo er Suizid begangen haben soll. Nach dem Selbstmord des unliebsamen Beamten wurde die Leiche von Pilatus in den römischen Fluss Tiber geworfen, wo schnell das Wasser ungeniessbar geworden und auch heftige Unwetter losgebrochen sein sollen.

Darum, so die Legende, habe man den Leichnam wieder aus dem Tiber gefischt und stattdessen in Frankreich in die Rhone geworfen. Getreu dem Motto: Aus dem Auge, aus dem Sinn. Als die Leiche aber auch in Frankreich für Ungemach sorgte, brachte man sie schliesslich nach Lausanne, wo man mit einem Erdbegräbnis eine neue Taktik ausprobierte. Ohne Erfolg, der Spuk ging auch hier weiter.

Zuletzt schleppte man den – mittlerweile wohl arg ramponierten – Leichnam zum heutigen Pilatus und versenkte ihn im einstigen Pilatussee in der heutigen Gemeinde Schwarzenberg, wo sich heute ein Hochmoor befindet. Der Geist von Pilatus soll hier oben schlimmer gewütet haben als überall zuvor. Zumindest, bis man einen Handel mit dem Geist einging. Pilatus solle keine Naturkatastrophen mehr heraufbeschwören und im Gegenzug dafür nicht mehr durch Wanderer gestört werden – daher auch das offizielle Verbot seitens des Luzerner Rats. Fortan soll Pontius Pilatus lediglich an Karfreitag aufgetaucht sein, um sich kurz die Gebeine zu vertreten.

Die Sage um den unheimlichen Bergsee mit seinem täubelnden Geist bekam allerdings schon früh Risse. Immer wieder wagten sich Kleriker und Gelehrte unerlaubt zum See, um den Aberglauben zu widerlegen. Mit Erfolg. Schliesslich hob der Luzerner Rat 1594 das Verbot auf und das einst so gefürchtete Bergmassiv verwandelte sich zunehmend in den beliebten Ausflugsort, der er heute noch ist.

Oder doch die Filzkappe?

Erst der Bergsee, später das ganze Bergmassiv soll seinen Namen also wegen einer religiös angehauchten Wanderleiche aus Rom tragen. Klingt soweit einleuchtend, es gibt nur einen Haken: Mit Sicherheit belegt ist das nicht. Sprachwissenschaftler haben nämlich andere Erklärungen für den Namenswechsel vom Fractus Mons zum Pilatus.

Auf das ganze Bergmassiv angewandt findet der Name – in verschiedenen Schreibweisen, die sich irgendwo zwischen Trend-Meditation und gehackten Tomaten anhören – erstmals 1433 Erwähnung. Er soll vom lateinischen Begriff «pilat» abstammen, was soviel wie Säulen oder Pfeiler heisst und sich auf die Form des Berges bezieht. Eine weitere Deutung geht auf das Wort «pilleus» zurück, das im Lateinischen soviel wie Filzkappe bedeutet. Eine Anspielung darauf, dass die Bergspitze oft im Nebel verschwindet und somit gewissermassen eine «Kappe» trägt.

Auch wenn diese Erklärung für Sagenfreunde etwas ernüchternd sein mag, gänzlich hat der Pilatus seine Geheimnisse noch nicht preisgegeben. Vor Jahrhunderten sollen auch noch Drachen auf dem Berg gelebt haben, die gelegentlich ihre Kreise über der Stadt Luzern geflogen haben sollen. Ihnen wird auch der sagenumwobene Drachenstein mit seinen Heilkräften zugeschrieben, der heute im Natur-Museum Luzern ausgestellt ist und noch ein paar Rätsel aufgibt (zentralplus berichtete).

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 28.03.2024, 17:52 Uhr

    waren es etwa die Drachen ,die Gewitter und überschwemmungen verursachten und nicht die Anwohner
    die Schuld am Klimawandel sein könnten, oder wegen Mamuts die mit ihrem CO2 Austoss die Gletscher schmolzen!
    oder..?..

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