Historischer Zuger Bau wird versetzt

Eine alte römische Mühle geht auf Reisen

An der Hofstrasse in Zug steht eine nachgebaute römische Wassermühle. Jedenfalls noch. (Bild: zvg Baudirektion)

Derzeit liegt bei der Stadt Zug ein seltsames Baugesuch auf. Eine alte Mühle soll verschoben werden. Wie sich zeigt, handelt es sich um einen kleinen Bau von grosser geschichtlicher Bedeutung.

Hand aufs Herz: Wusstest du, dass in der Stadt Zug eine alte Wassermühle aus römischer Zeit steht? Tatsächlich befindet sich diese bislang eher unauffällig neben der Shedhalle an der Hofstrasse 15. Die wenigsten Passanten dürften sich bewusst sein, wie wertvoll der kleine Bau ist. Dies zumindest aus geschichtlicher Perspektive.

«Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1944 gehört die Mühle zu den Zuger Funden von internationaler Ausstrahlung.»

Ulrich Eberli, Leiter des Museums für Urgeschichte

Ulrich Eberli, der Leiter des Museums für Urgeschichte, erklärt auf Anfrage: «Bei der zu verschiebenden Mühle handelt es sich um eine Rekonstruktion der römischen Mühle von Cham-Hagendorn. Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1944 gehört sie zu den Zuger Funden von internationaler Ausstrahlung.» Und weiter: «Sie gilt als die am besten erhaltene römische Wassermühle Europas. An bestimmten Anlässen wird die Mühle immer noch in Betrieb genommen.»

Rettungsausgrabungen brachten Tolles zutage

Vor rund zwanzig Jahren konnte aufgrund von Rettungsausgrabungen nachgewiesen werden, dass diese Wassermühle im Zentrum eines grösseren Areals mit unterschiedlichen Nutzungen gestanden hatte. An einem Nebenarm der Lorze in Cham-Hagedorn befanden sich gemäss Kanton auch zwei Schmieden und ein Heiligtum.

In der Publikation «Antiqua» heisst es: «Das Mahlwerk war in einem 16 Quadratmeter grossen, mit Schindeln gedeckten Gebäude untergebracht, das man kurz nach 231 n. Chr. an der Hauptrinne 423/550 des Baches errichtet hatte und das nach mindestens zwei Jahren, um 260 n. Chr., einem Hochwasser zum Opfer fiel.»

In der Mühle sei Weizen verarbeitet worden, schreiben die Autoren weiter. Dies habe anhand von entsprechenden Pollen festgestellt werden können, welche dort im eingesickerten Wasser in den oberen Teil des Bachs geschwemmt worden waren.

Bei den Grabungen 2003/2004 kamen neben weiteren Bestandteilen der Mühle auch weitere Bauten ans Tageslicht. So fanden die Archäologinnen Zeugen von Schmiedetätigkeit. Ausserdem entdeckte man auf engstem Raum 23 Terrakottafiguren. Diese dürften aus einem Heiligtum stammen.

Funde aus der Römerzeit gibt es in Zug immer wieder. Erst kürzlich entdeckten Archäologen beim Äbnetwald in Cham Mauern eines römischen Monumentalbaus (zentralplus berichtete).

Die Mühle erhält Asyl auf dem Gelände des Alten Kantonsspitals

In einem aktuell aufliegenden Baugesuch liest man, dass der Nachbau der historischen römischen Mühle, der seit 2014 in Zug steht, nun an die Artherstrasse, genauer gesagt aufs Gelände des Alten Kantonsspitals gebracht werden soll. «An ihrem neuen Standort wird der Nachbau eine neue Lebendigkeit erfahren», heisst es im Gesuch. Derzeit sei er zwischen zwei Gebäuden erstickt und verborgen.

Der Grund ist ein einfacher, wie Baudirektor Florian Weber erklärt: «Das Kantonale Museum für Urgeschichte an der Hofstrasse wird während der Instandsetzung der Shedhalle und des Neubaus Ost temporär auf das Areal des Alten Kantonsspitals an der Artherstrasse umziehen. Die Mühle kann somit am neuen Standort weiterhin für das Museum als Anschauungsobjekt genutzt werden.»

So dürfte es dereinst aussehen, wenn die Mühle an ihrem neuen Standort steht. (Bild: Visualisierung, zvg Baudirektion)

Bauarbeiten erfordern einen Umzug des kleinen Baus

Grund für den Umzug sind Bauarbeiten zur Instandsetzung und des Umbaus des Theilerhauses. «Nach abgeschlossener Bautätigkeit wird die Mühle wieder auf dem Areal der Hofstrasse aufgestellt», so Weber weiter.

Die Projektleitung für die Verschiebung liegt beim Zuger Hochbauamt. Weber ergänzt abschliessend: «Die Kosten belaufen sich auf rund 13'000 Franken. Darin inbegriffen ist der Ersatz der morschen Holzschindeln auf dem Dach.» Am Standort an der Artherstrasse seien nur minimale Bodenarbeiten vorgesehen, heisst es im Baugesuch. Durch einen Kiesplatz von 36 Quadratmetern und insgesamt neun Gehwegplatten werde eine geeignete Basis für die Mühle geschaffen. Beleuchtungen seien keine vorgesehen.

Verwendete Quellen
  • Informationen des Kantons über die Wassermühle
  • Schriftliche Anfrage bei der Baudirektion und bei der Direktion des Innern
  • Publikation «Antiqua 52, Schmiede–Heiligtum–Wassermühle»
  • Frühere Berichterstattungen der «Zuger Zeitung» (2012)
  • Einblick ins Baugesuch
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