Michelin-Stern für Restaurant «Lucide» in Luzern

Michèle Meier: «Es gibt gesündere Berufe als Köchin»

Michèle Meier ist Köchin des Jahres 2021. (Bild: Tina Sturzenegger)

Sie hat Luzern zu einem Sonnenplatz in der Spitzen-Gastronomie verholfen: Michèle Meier wurde jüngst mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. zentralplus hat mit ihr über die Luzerner Gastroszene, Klavierstunden und die Tücken des Köchinnen-Berufs gesprochen.

Michèle Meier mag das Rampenlicht nicht besonders. Stattdessen bewegt sie sich lieber in ihrem Reich hinter den Kulissen: der Küche im Restaurant «Lucide» im KKL Luzern. Hin und wieder muss Meier jedoch in den Vordergrund treten. Etwa, als sie von Gault Millau 2021 zur Köchin des Jahres gekürt wurde. Oder jüngst, nachdem Guide Michelin ihre Kochtalente mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet hatte (zentralplus berichtete).

«Ich bin ein eher zurückhaltender Mensch», sagt uns Michèle Meier, als wir sie nach einer Besprechung telefonisch erreichen. «An das Rampenlicht gewöhne ich mich irgendwie nicht, die Nervosität bleibt.» Das heisst aber nicht, dass sie sich nicht enorm über die Auszeichnung von Guide Michelin gefreut hätte.

Die Freude steigt, der Druck auch

«Es ist ein tolles Gefühl. Ich habe mich gefragt: ‹Wow, passiert das gerade wirklich?›», erinnert sie sich an den entscheidenden Moment am 18. Oktober in Lausanne zurück, als ihr Name aufgerufen wurde. Der Michelin-Stern ist für sie «eine Wertschätzung für das investierte Herzblut und die tägliche Arbeit.»

Meier freut sich aber auch für ihren Mit-Gewinner Oscar de Matos, der mit seinem Restaurant «Maihöfli» heuer ebenfalls ausgezeichnet wurde (zentralplus berichtete): «Ich finde es toll, wie die Luzerner Gastronomie immer besser wird. Es gibt viele junge Restaurants, die etwas wagen und auf Topniveau agieren.» Für sie ist aber auch klar, dass man sich nach einer solchen Auszeichnung nicht auf den Lorbeeren ausruhen darf. «Die Erwartungen werden nämlich nicht weniger», sagt sie gut gelaunt.

Meier kocht mit der Saison

Die Neugierde nach ihren Kochkünsten im Restaurant «Lucide» im KKL Luzern, das sie seit 2019 führt, spürt Michèle Meier allerdings nicht erst seit den Auszeichnungen. Das «Lucide» ist grundsätzlich eine gut besuchte Adresse. «Jetzt, mit dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft sowieso.»

Michèle Meier kocht seit Frühling 2019 im Restaurant «Lucide» im KKL Luzern. (Bild: zvg)

Meier ist in der französischen Küche gross geworden. «Hier liegen meine Wurzeln», sagt sie. Sie nennt sich selbst eine «klassische» Köchin. «Meine Gerichte sind nicht komplex und eher einfach gehalten.» Bei ihrer Speisekarte setzt sie auf saisonale Zutaten. «Ich nehme immer das, was die Saison hergibt.»

Ein Blick ins aktuelle Menü zeigt beispielsweise Speisen wie Piemonteser Rindsentrecôte mit Bramata, Rosenkohl und Kräuterseitling. Oder Geschnetzeltes vom Reh mit Spätzli, Rotkraut, Mischpilzen und Spitzkabis. «Ich freue mich immer wieder darauf, wenn bestimmte Produkte, wie zum Beispiel Beeren oder Spargeln, wieder Saison haben, aus denen ich etwas Spannendes machen kann», so Meier.

Das Kochen liegt Michèle Meier im Blut

In die Gastronomie wurde Meier zwar nicht hineingeboren, erste Eindrücke sammelte sie aber schon im Kindesalter bei ihrem Gotti und Götti, die ein Restaurant führten. «Das hat mich sehr beeindruckt», erinnert sie sich. Die Bestimmung für die Gastronomie zeichnete sich dann im Teenageralter ab: «Ich wusste in der Sekundarschule, dass es mich in diese Richtung ziehen wird», sagt die Köchin.

«Der Beruf als Köchin oder Koch ist nicht der gesündeste Beruf, den es gibt.»

Michèle Meier, Köchin «Lucide»

Michèle Meier streckte zwar die Fühler noch in andere Berufsfelder aus, absolvierte eine Berufsmatura und schnupperte als Lebensmitteltechnologin, letztlich zog es sie aber immer wieder in die Küche zurück. Und dem Metier wird sie treu bleiben. «Die Gastronomie ist meine Leidenschaft.»

Der Ausgleich ist wichtig

So schön der Beruf ist, so fordernd ist er auch. «Der Beruf als Köchin oder Koch ist nicht der gesündeste Beruf, den es gibt», sagt Meier. Man könnte sieben Tage die Woche Gas geben. «Leider ist es eine Gefahr in dieser Branche auszubrennen.» Es gäbe nämlich immer etwas zu tun. Nicht nur in der Küche, sondern auch auf Nebenschauplätzen. So ist die gebürtige Bernerin beispielsweise eine der wenigen Chefinnen bei der exklusiven Vereinigung «Grandes Tables de Suisse» und Jurymitglied bei «Marmite Youngster, um zwei ihrer weiteren Aktivitäten zu nennen. Umso wichtiger sei es darum, auch mal abschalten zu können.

Bei Michèle Meier ist das dank ihres Teams möglich. Im Restaurant «Lucide» arbeiten 14 Leute, Service-Mitarbeitende inbegriffen. Jüngst hat Meier das Küchen-Team um zwei Personen aufgestockt. Nebst Meier arbeiten drei Chefs de Partie, ein Sous-Chef, eine Jungköchin und ein Lernender. «Wir sind ein eingespieltes Team. Da funktioniert es auch reibungslos, wenn ich einmal nicht vor Ort bin.»

Die spärliche Zeit, in der Michèle Meier sich zurücklehnen kann, verbringt sie an der frischen Luft beim Velofahren, am Klavier oder bei ihren Kochbüchern auf der Suche nach neuen Ideen. «Ich bin jemand, der immer noch sehr gerne mit Kochbüchern arbeitet. Zu Hause habe ich eine umfangreiche Bibliothek.» Weitere Inspiration holt sie sich im Internet, bei Berufskollegen und natürlich bei Besuchen in anderen Restaurants. «Sofern es die Zeit zulässt.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Michèle Meier, Lucide
  • Schriftlicher Austausch mit Corinne Schneebeli, Kommunikation KKL Luzern
  • Website «Lucide»
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