So geht es weiter

Mittelaltermarkt Luzern: neuer Standort, bewährtes Konzept

Der Vorstand des Luzerner Mittelaltermarkts beim neuen Standort in Eschenbach (von links): Anna (Präsidentin), Gerhard (Aktuar), Sibylle (Marketing), Andrin (Betreuer Künstler), Nick (interne Kommunikation) und Stefan (OK-Präsident). (Bild: zvg)

Im Sommer findet der Mittelaltermarkt zu Luzern zum ersten Mal in Eschenbach statt. Auf dem Obergütsch mussten die Markthändler ihre Zelte abbauen. Klappt es auch so weitab vom Schuss? Vor allem scheinen die Zeiten der Schlammschlachten der Vergangenheit anzugehören.

Luzerner Mittelalterfans haben 2023 eine Achterbahn der Gefühle erlebt. Im Sommer kam die Hiobsbotschaft: Der beliebte Mittelaltermarkt zu Luzern muss pausieren. Grund seien Parkplatzprobleme: Die Stadt habe signalisiert, dass die Händler und Heerlager ihre Fahrzeuge nicht mehr länger auf der Allmend parkieren dürfen. Eine Alternative fand der Verein nicht (zentralplus berichtete).

Gut ein halbes Jahr später kam der Befreiungsschlag: Der Mittelaltermarkt zu Luzern findet 2024 doch statt. Jedoch nicht mehr länger auf dem Obergütsch an der Stadtgrenze zu Luzern, sondern auf dem Biobauernhof Herrendingen in Eschenbach (zentralplus berichtete) – mit neuem Vorstand und OK.

Verein wurde von Reaktionen überwältigt

Wie OK-Mitglied Sibylle Bütler auf Anfrage erzählt, hätten sie während dieser unsicheren Zeit sehr viele Reaktionen erhalten. Deutlich mehr als erwartet: «In den letzten Jahren besuchten immer weniger Leute den Markt.» Deswegen dachte das vorherige OK gar, dass wegen fehlendem Interesse die Zeit gekommen sei, Mieder und Felle an den Nagel zu hängen. «Doch dann gab es wieder einen Ansturm. Das hat uns erstaunt, war aber sehr schön. Unser Fazit nach dieser turbulenten Zeit: Wir haben eine megastarke Community», hält Bütler fest.

Um den Markt weiterzuführen, fragten sie mehrere Grundstückseigentümer in der Region Luzern an. Dabei sind sie über Empfehlungen auf den Hof Herrendingen in Eschenbach aufmerksam geworden. Die Familie Anderhub hat bereits Erfahrung mit thematischen Veranstaltungen: Im Sommer 2023 verwandelte sich der Hof für das «Countryfest and Old West Council of Switzerland» kurzerhand in eine Wildweststadt. In diesem Sommer tauscht der Hof nun Whiskey und Lassos gegen Met und Schwerter.

Nachtragend wegen des Standortwechsels sei der Verein gegenüber der Stadt Luzern indes nicht. «Im Moment selbst fanden wir die Situation natürlich nicht toll», räumt Bütler ein. Doch im Vorstand wie auch im OK gab es einen grossen Personalwechsel. Auch sie selbst sei erst gegen Ende des letzten Jahres dazugestossen, wie die Marketingmitarbeiterin bei der Bergbahnen Beckenried-Emmetten AG sagt. Das neue Team verstehe den Standortwechsel eher als Chance.

Shuttlebus soll Anreise per ÖV gewährleisten

Am neuen Standort hätten sie viel mehr Platz. Mittelaltermärkte, die etwas abseits liegen, hätten zudem Charme, kommt die 28-jährige Bütler ins Schwärmen. Was Marktfans mit langen Gewändern besonders freuen dürfte: Die Zeiten der Schlammschlacht sind passé. Das habe ihnen das Bauernpaar versichert. Die Anderhubs seien ihnen gegenüber sehr zuvorkommend, auch was das Finanzielle angehe. Zudem unterstütze das Bauernpaar den Verein, wo es könne. Sei es bei der Sponsoringsuche, beim Vermitteln von Kontakten in Eschenbach oder bei der Suche nach alternativen Optionen. Etwa, wo Besucherinnen parkieren könnten, sollte es die Wochen zuvor so stark regnen, dass die Wiese dafür nicht mehr infrage käme.

Trotzdem bietet der neue Standort einen gewichtigen Nachteil: Im Gegensatz zum Obergütsch befindet sich der Hof in Eschenbach ziemlich «ab vom Schuss». Ob Mittelalterfans diesen weiten Weg auf sich nehmen, muss sich erst noch zeigen.

Darauf angesprochen, meint Bütler: «Ob wir dadurch weniger Besucher haben werden, können wir nicht einschätzen. Wir hoffen, dass wir genug Leute haben, um mit einem ‹Nuller› herauszukommen. Und natürlich, dass wir den Besucherinnen eine Freude machen können.» Um die Erreichbarkeit zu gewährleisten, setzt der Verein auf einen Shuttlebus. Wie oft dieser zwischen dem Bahnhof Eschenbach und dem Hof pendeln werde, sei noch nicht fix. Am liebsten wäre dem OK eine Fahrt jede Viertelstunde, um Ansammlungen am Bahnhof zu vermeiden. Das sei jedoch abhängig von den Kosten.

Markt bleibt grösstenteils gleich – mit Ausnahme der Künstler

Ansonsten bleibe der Markt im Grossen und Ganzen gleich: Marktstände, Heerlager, diverse Essens- und Getränkestände und Handwerker, die ihr Können zeigen und ihre Produkte gleich feilbieten. «Neuer Standort, neues OK, aber der altbewährte Luzerner Charme.» Künstler werde es auch geben, jedoch weniger als in den Vorjahren. Durch die regnerischen Ausgaben der Vorjahre liesse die finanzielle Situation nicht mehr so viele Künstlerinnen zu, bedauert Bütler.

Trotz des grösseren Platzes wollen sie nicht mehr Stände anbieten als im Vorjahr. «Wir wollen uns zuerst langsam herantasten und schauen, ob der neue Standort funktioniert.» Allenfalls würden sie den Markt in den nächsten Jahren etwas vergrössern.

Stand für die Gemeinde?

Bis der Markt am 20. und 21. Juli über die Bühne geht, gibt es jedoch noch einiges zu tun. Die Bestätigungen und Bewilligungen hätten sie bereits. Nun will der Verein noch mit der Gemeinde Eschenbach zusammensitzen und ihr den Markt näherbringen. «Wir könnten uns beispielsweise vorstellen, dass die Gemeinde selbst einen Stand hat und Wissen zu Eschenbach im Mittelalter vermittelt.» Auch am Verkehrskonzept müsse das OK noch schrauben.

Der Verein sei mit seinen Vorbereitungen auf Kurs. Die Zeichen stehen also gut, dass der Mittelaltermarkt in neuer, alter Form in Eschenbach aufersteht. Wer die Zeit bis dahin überbrücken will, kann mit einem unserer Fundstücke in Erinnerungen an die Zeit auf dem Obergütsch schwelgen. Um dann im Sommer das Hunderte von Jahren in die Vergangenheit portierte Eschenbach zu besuchen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marc
    Marc, 22.02.2024, 23:31 Uhr

    Muss immer ein bisschen grinsen ab dieser Szene und wie sie das Mittelalter verklärt. Glaube die würden sich spätestens nach zwei Tagen dringendst in die Jetztzeit zurück wünschen. Zumindest wenn sie nicht grade in herrschender oder zumindest adliger Funktion da leben müssten.

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