Zugunglück im Bahnhof Luzern – nicht zum ersten Mal
Die Entgleisung des Cisalpino-Eurocitys im Bahnhof Luzern ist das schwerste Bahnunglück der jüngsten Zeit in der Zentralschweiz. Aber nicht das einzige. 1932 und 1898 krachte es in Luzern. Diese Unfälle waren jedoch weitaus tragischer, es gab Todesopfer und Verletzte.
Die Entgleisung vom Mittwoch ist das grösste Bahnunglück seit 85 Jahren im Bahnhof Luzern. Doch diesmal hatten die Reisenden Glück im Unglück: Viele Pendler ärgern sich zwar über Verspätungen und Chaos, doch niemand wurde schwer verletzt, und es gab keine Toten (zentralplus berichtete). Das war bei früheren Unglücken anders.
In trauriger Erinnerung geblieben ist das jüngste Unglück von 2014 in Wolfenschiessen, wo ein Kleinbus mit israelischen Touristen an einem unbewachten Bahnübergang von einem Zug der Zentralbahn gerammt wurde; drei Businsassen starben dabei.
Am 30. August 1979 stiessen in Littau zwei Züge zusammen, acht Personen wurden verletzt.
Sechs Tote und viele Verletzte
Für ein grosses Zugunglück im Bahnhof Luzern muss man vor den Zweiten Weltkrieg zurückgehen: Am 13. Dezember 1932 stiess der Regionalzug Luzern–Arth-Goldau mit dem internationalen Schnellzug Stuttgart–Zürich–Luzern im Gütschtunnel vor Luzern zusammen. Sechs Menschen wurden getötet und 20 Fahrgäste teilweise schwer verletzt. Die beiden Lokomotivführer starben, dazu der Zugführer des Personenzugs und drei Passagiere des Schnellzuges.
Der Grund der Katastrophe: Der Schnellzug hatte vor dem Gütschtunnel ein geschlossenes Signal überfahren, schnitt in der Blockstation Sentimatt die auf Ablenkung gestellte Weiche des Gegenzuges auf und kollidierte im Tunnel frontal mit dem Personenzug.
Kollision im Gütschtunnel
Der Zusammenprall erfolgte unweit des Tunnelausgangs. «Die Hilfeleistungen erwiesen sich als schwierig, da der stockfinstere Tunnel vollständig mit Trümmern gefüllt war», heisst es auf der Wikipedia-Seite über Eisenbahnunfälle in der Schweiz.
Der Anblick muss schrecklich gewesen sein. «Die Wagen türmten sich aufeinander und im Tunnel herrschte eine schauerliche Verwüstung», heisst es in einem Zeitungsbericht von 1932 aus dem «Liechtensteiner Volksblatt». Und weiter: «Die beiden Lokomotiven waren ineinander geschachtelt und auf derjenigen des Luzerners Zugs erblickte man den toten, völlig eingeklemmten Lokomotivführer.»
Schreie von Vieh und Menschen
Da der Zug nach Arth-Goldau einige Wagen mit Vieh mitführte, musste auch dieses geborgen werden. «Dessen Gebrüll vermischte sich mit den Schreien der eingeklemmten Verunglückten, die zum Teil bis zweieinhalb Stunden auf ihre Rettung warten mussten.»
Der Unfall bewirkte die Einführung einer neuen Zug-Sicherung namens Integra. Von 1934 bis 1937 rüsteten die SBB sämtliche Vorsignale mit diesem System aus.
Ein weiteres Unglück im Bahnhof Luzern ereignete sich davor an der Wende zum 20. Jahrhundert. Am Pfingstmontag, 30. Mai 1898, überfuhr ein Personenzug eine Gruppe von Bauarbeitern. Die Bahnangestellten der Centralbahn waren am südlichen Ausgang des Gütschtunnels beschäftigt. Ein Personenzug der Nordostbahn überfuhr sie: Sieben Arbeiter wurden sofort getötet, vier schwer verletzt.
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