Am Ratenpass soll sich ein Wolf herumtreiben

Von wegen Finanzzentrum: Wildtiere erobern Zug

Wurde am Höhronen gesehen: ein Wolf.

(Bild: flickr/Mark Kent)

Zwischenblianz nach mehreren Verkehsunfällen und überraschenden Tierbeobachtungen: Biber und Wolf kehren zurück, Wildschwein und Bär sind auch nicht mehr fern. Willkommen im Zuger Biotop.

Hirsche vermehren sich und geraten auf die Autobahn, wie vor zwei Jahren bei Rotkreuz. Biber kehren zurück und werden von einem Auto überfahren, wie letztes Jahr in Cham. Und nun treibt sich auch ein Wolf in der Nähe der Kantonsgrenze herum, wie die «Zuger Zeitung» jüngst berichtete. Es ist ein bisschen wie in Franz Hohlers Roman «Die Rückeroberung»: Wilde Tiere nehmen von unserer Zivilisation Besitz.

Im vergangenen Jahr wurden zudem im Kanton Schwyz ein Goldschakal geschossen und im Hoch-Ybrig wurde ein Bär gefilmt. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis diese Grossraubtiere sich auch im Kanton Zug tummeln – zumal die grossen Zuger Waldgebiete am Höhronen und im Wildspitz-Gebiet unmittelbar an Schwyz grenzen. 

Bär im Anmarsch

«Der Bär durchstreift grössere Gebiete und es ist durchaus möglich, dass er auch über Zuger Kantonsgebiet wandert», bestätigt Priska Müller vom Zuger Amt für Wild und Wald diese Zukunftsaussichten.

Als Nächstes sind die Wildschweine an der Reihe. Die wurden lange von der Autobahn A1 an einer Ausbreitung ins südliche Mittelland abgehalten. Aber dank einer Wildbrücke haben sie dieses Hindernis überwunden und breiten sich nun in den Nachbarkantonen Aargau und Luzern aus. «Auch der Kanton Zug hat in den tieferen Lagen das Potenzial, Wildschweinen Lebensraum zu bieten», sagt Priska Müller.

Sind schon da oder werden erwartet: Wolf (oben links), Biber, Luchs, Wildschwein, Bär und Goldschakal.

Sind schon da oder werden erwartet: Wolf (oben links), Biber, Luchs, Wildschwein, Bär und Goldschakal.

(Bild: flickr)

Rückgabe von Lebensraum

Wildschweine und Hirsche profitieren von einem grossen Nahrungsangebot und dem Mangel an natürlichen Feinden. Wolf, Goldschakal und Bär vom Rückzug des Menschen aus dem Alpenraum. Ebenso wie der Luchs, der vor einigen Jahren ebenfalls schon kurz Gast im Kanton Zug war.

Die Biber, die vor 50 Jahren in der Schweiz  ausgewildert wurden, nachdem sie im 19. Jahrhundert ausgerottet worden waren, ziehen ihren Vorteil aus Renaturierungen. Davon, dass der Mensch ihnen natürlichen Lebensraum zurückgibt.

Dicke Vögel brauchen Ruhe

Auch einem anderen Tier kommt diese grössere Rücksichtnahme zugute: dem Auerhahn. Er ist in seinem Bestand gefährdet, im Kanton Zug gibt es nur noch wenige Tiere. Deswegen versucht man, ihm im Ägerital am Türlistock und am Höhronen Rückzugsgebiet zu schaffen: ein Stück Wald, wo die Bäume wenig dicht stehen, wo es auch Unterholz und Buschwerk gibt. «Das Auerwild ist sehr störungsempfindlich», sagt Karl Henggeler, Revierförster in Oberägeri. Die Jungvögel seien längere Zeit flugunfähig, benötigten Wärme, Deckung und Nahrung auf kleinem Raum.

Ist im Kanton Zug sehr selten geworden: der Auerhahn.

Ist im Kanton Zug sehr selten geworden: der Auerhahn.

(Bild: flickr/ian svendsplass)

In einem dieser Auerwald-Biotope hat Henggeler zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder ein Auerhahn-Pärchen gesehen. «Sonst waren es immer nur Auerhühner.» Die sind leichter und wendiger als ihre männlichen Artgenossen und können schneller fliehen. Die Auerhähne hingegen sind träge, grosse Vögel. Sie sind vier bis sechs Kilo schwer und kommen nur mit Mühe in die Luft.

Zeigt hohe Artenvielfalt an

Doch warum sind diese Auerhähne so wichtig? «Auerhähne sind eine Leittierart», erklärt Henggeler. Wenn die an einem Ort vorkommen, zeigt dies an, dass man verschiedene andere Tierarten antreffen kann, dass die Biodiversität hoch ist.

Wie gesagt: Die wilden Tiere kommen zurück. Willkommen im Biotop des Zugerlands.

 

Der Wolf im Ybrig und am Raten

Auf dem Raten in Oberägeri, konkret im Gebiet Höhronen seien Spuren eines Wolfes gefunden worden, meldete die «Zuger Zeitung» vor einigen Tagen. Wer den Wolf gesehen oder aufgespürt haben will, bleibt freilich unklar. Gerüchten aus Oberägeri zufolge war es ein Jäger. Amtlich gemeldet wurde indes eine Sichtung am 21. Februar am Nordabhang des Höhronens im Kanton Schwyz. Die Behörden stufen es als wahrscheinlich ein, dass es sich dabei wirklich um einen Wolf gehandelt hat.

Allerdings: Weder die Zuger noch die Schwyzer Behörden können die Anwesenheit eines Wolfs mit Sicherheit bestätigen, da bisher kein Erbgut des Tiers bestimmt werden konnte und auch kein von ihm getötetes Tier gefunden wurde.

Vor Kurzem war er auf der Ibergeregg

Wie Thomas Fuchs, der Leiter des Amts für Fischerei, Jagd und Wild des Kantons Schwyz sagt, wurden im letzten Jahr zahlreiche Sichtungen eines Wolfs im Hoch-Ybrig gemeldet. Deswegen sei es sicher, dass sich dort tatsächlich ein Exemplar aufgehalten habe.

Am 17. Februar dieses Jahres wurde dann ein mutmasslicher Wolf nahe der Ibergeregg gesehen, drei Tage später in Oberiberg. «Die Wölfe gehen im Frühjahr auf Wanderschaft», sagt Fuchs. Es sei gut möglich, dass der Wolf aus der Ibergeregg-Region ins Ratenpass-Gebiet gewandert sei. «Ihr Territorium beträgt rund 300 Quadratkilometer», sagt Fuchs.

«Es gibt aber auch zahlreiche wolfsartige Hunde», gibt Fuchs zu bedenken. Es sei wahrscheinlich, dass ein Teil der Sichtungen auf Verwechslungen beruhe. Dennoch würden die Schwyzer Behörden diese Wolfsmeldungen veröffentlichen, um Kleintierbesitzer zu warnen.

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