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Mittelschwere Wanderung auf der «Königin der Berge»

Rundwanderung auf der Rigi-Südseite über die Scheidegg

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 911 m
  • 911 m
  • 12 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Über Stufen geht es in der Abendsonne zurück nach Hinterbergen. (Bild: hch)

Die Rigi als Wanderberg ist uns vor allem für leichte oder sehr schwierige Routen bekannt. Wir haben auf der Südseite ab Vitznau eine mittelschwere Rundwanderung über Hinterbergen zusammengestellt, mit einem Wasserfall und dem Zwergenweg in einem sehenswerten Waldstück.

120 Kilometer Wanderwege bietet die Rigi. Und dennoch haben wir auf dem Hausberg vieler Luzerner und Zugerinnen schon länger keine neuen Routen absolviert. So blieb es bei den schwierigen auf dem Bänderenweg oder auf die Hochflue. Oder bei Beschreibungen der einfachen Wege von Scheidegg nach Klösterli oder auf den Urmiberg (alle genannten Berichte lassen sich bei uns finden). Diesen Herbst haben wir uns eine Route auf der Südseite vorgenommen, die sich bei Sonnenschein auch in der Übergangszeit machen lässt.

Seit 1871 ist die Rigi durch Bahnen erschlossen, derzeit führen neun Bahnen auf den Berg. Eine der kleineren Bahnen ist die 1964 erbaute Luftseilbahn nach Hinterbergen, die maximal vier Personen transportieren kann. Wir finden die Talstation in Vitznau zwischen Palmen und Kakibaum und drücken in der Gondel die Starttaste – und es geht auch gleich los. Bezahlt wird an der Bergstation oder am Automaten, falls die Bahn nicht bedient ist.

Unerwarteter Wasserfall

Auf gut 1000 Metern über Meer angekommen, geht es die ersten zehn Minuten auf Hartbelag voran. Vorbei am Bergrestaurant Hinterbergen, das an diesem Herbstmorgen noch kaum besucht ist. Beim Eselberg zweigt der Weg ab und führt über die immer noch erstaunlich grüne Weide bis zur Fälmisegg am Fuss des Gersauerstocks. Vor dem kommenden stotzigen Anstieg kann man hier auf dem Bänklein gemütlich die Seele baumeln lassen, getrübt wird der schöne Weitblick über die Alpen an diesem Tag einzig durch etwas Saharastaub.

Nun gilt es, das Tobel beim Brüggenwald zu überqueren. Etwas abseits des Waldwegs präsentiert sich mit einem kleinen Wasserfall ein unerwarteter Höhepunkt. Der Usserdorfbach fliesst hier gemütlich über eine poröse Wand, die fast schon tropisch mit Moosen bewachsen ist. Bei der Obermatt auf der anderen Tobelseite angekommen, heisst es erst etwas absteigen. Bei Breitäbnet wird es so steil, dass Bikes nicht mehr erlaubt sind.

Häufige Richtungs- und Belagswechsel

Dieses Auf und Ab wird uns an diesem Tag ebenso begleiten wie häufige Richtungswechsel und Änderungen des Untergrunds. Immer wieder gilt es einige Meter auf Hartbelag zu gehen, nur um kurz danach wieder Wege über Wiesen, Alpen, Kiesstrassen oder gar wunderschöne Waldwege anzutreffen. Zahlreich sind dafür die Wegweiser und die Abkürzungsmöglichkeiten.

Auf weichem Untergrund geht es danach durch den Zwärgliwald. Hunderte Zwerge und andere Fabelwesen hat Rosi Küttel hier zwischen den Fichten verteilt. Der Weg führt über Brücken und eine rund 10 Meter hohe Metallleiter, neben der ein schöner Treppenweg für mitlaufende Hunde erstellt wurde.

Es kommt uns auf diesem Abschnitt zwar kein anderer Wanderer entgegen, dennoch fühlt man sich von den kleinen Waldbewohnern ständig beobachtet. Von der weiter unten liegenden Obergschwend drängen derweil die kakophonen Töne einer für die nächste Fasnacht übenden Guuggemusig den Berg hinauf.

Auf gelben Wegen steil bergauf

Ursprünglich haben wir beabsichtigt, über den Gätterlipass und danach auf dem Gratweg bis Burggeist aufzusteigen. Dies würde jedoch bedeuten, eine weitere Viertelstunde auf einem Hartbelag zu gehen. Stattdessen nehmen wir von Hasenbüel den direkten Aufstieg über Rotstock.

Wie so oft auf dieser Wanderung staunen wir über die Wegmarkierung, die wir anders eingestuft hätten. Dieser teilweise schmale und leicht ausgesetzte Abschnitt ist gelb markiert, also T1. Was den Vorteil hat, dass wir deutlich schneller als angegeben unterwegs sind. Mit einer knappen Stunde benötigen wir rund ein Drittel weniger lang als angegeben. Was in diesem Fall bedeutet, dass für die vielen Bergrestaurants, die nun folgen, ausreichend Zeit zur Verfügung steht.

Touristisch von Burggeist bis Scheidegg

Nach der Hälfte des Anstiegs kreuzen wir bei der gewählten Variante den Gratweg. Auf diesem geht es nun mit dem Vierwaldstättersee auf der linken und dem Zugersee auf der rechten Seite bis Rigi Burggeist. Eine Burg sucht man hier jedoch vergebens. Der Name, der 1912 erstmals erwähnt wurde, soll sich auf einen Stein aus Nagelfluh mit einer unheimlichen Kopfform bezogen haben.

Im selben Mass, wie der Geruch nach Pommes frites intensiver wird, verändert sich hier auch das Publikum. Beim Aufstieg über ausgediente Bahnschwellen begleitet uns bis Rigi Scheidegg ein immer vielfältigeres Sprachengemisch. Verständlich, die Fernsicht bis zum Oberbauenstock, wo wir eben erst noch eine beeindruckende Wanderung absolviert haben (zentralplus berichtete), ist an diesem Tag grandios.

Zurück im Kanton Luzern gehts steil bergab

Auf dem Bänkliweg geht es nun in Richtung Dossen weiter, wo die Wanderwegzeichen wieder das Luzerner Kantonswappen tragen. Nach einem Abschnitt auf einer Kiesstrasse freuen wir uns wieder über weicheres Terrain und steigen bequem über die Vitznaueralp ab, im Blick bereits den Ausgangsort.

Ein verkehrt montierter Wegweiser sorgt bei entgegenkommenden Touristen kurzzeitig für etwas Verwirrung, dieser Abschnitt scheint bei ausländischen Gästen sehr beliebt zu sein. Die letzte halbe Stunde geht es auf einem Bergweg steil und teilweise über Stufen zurück nach Hinterbergen, wo die Gäste auf der gefüllten Terrasse die Abendsonne geniessen. Nach einer Viertelstunde Wartezeit bringt uns die Bahn gemütlich zurück ins Tal.

Distanz: 12 km
Wanderzeit: 4:40 Stunden
Höhendifferenz: 911 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1013/1647 m ü. Meer
Route: Bergstation Hinterbergen 1013 m ü. Meer – Hinterbergen 1114 – Fälmisegg 1177 – Pfäng 1256 – Obermatthütte 1304 – Breitäbnet 1198 – Bergli 1112 – Hasenbüel 1116 – Burggeist 1551 – Rigi Scheidegg 1645 – Oberstafel 1430 – Glätti 1372 – Hinterbergen.
Bergbahn: Das Retourbillet Vitznau – Hinterbergen kostet 16 Franken (GA/Halbtax nicht gültig, nur Bargeld). Die Bahn fährt rund um die Uhr (Automat).
Anreise: Mit den SBB bis Vitznau, einige Minuten Fussweg bis zur Talstation der Bergbahn. Bei der Talstation sind Parkplätze vorhanden.

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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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